Als sie beim Wagen ankamen, zogen sie beide die Reserveklamotten an, die sie dort immer für den Fall der Fälle lagerten.
âBring mich einfach zu Chads Wohnung. Envy ist dort, ich werde mich einfach zu ihr ins Bett legenâ, sagte Devon, als er sich im Beifahrersitz zurücklehnte. âUnd tu mir einen Gefallen.â
Warren schielte zu ihm hinüber, während er fuhr. âIch werde niemandem davon erzählen, damit Envy nichts davon erfährt.â
Devon lächelte über die verblüffende Fähigkeit seines Bruders, immer zu wissen, was andere dachten. Manchmal wurden Dinge dadurch weniger peinlich.
âDankeâ, sagte Devon. âIch will wirklich nicht, dass sie sich Sorgen macht.â
Wenige Minuten später hielt Warren vor Chads Wohnung und blickte hinüber zu Devon. âGeh und schlaf dich aus, ruf mich einfach an, wenn ihr bereit seid, nach Hause zu kommen.â
Devon schüttelte den Kopf. âMach dir keine Gedanken, entweder Chad fährt uns, oder ich rufe uns ein Taxi.â
Warren wartete, bis Devon die Eingangstür des Hauses hinter sich geschlossen hatte, ehe er wegfuhr. Er wollte Devon nichts davon erzählen, aber seinen Bruder so zu finden hatte die Warnlampen in seinem Kopf aufleuchten lassen. So wie die Tür von auÃen verriegelt gewesen war, wirkte es viel zu sehr geplant, sodass er sich fragte, ob nicht etwas oder jemand ihn dort absichtlich eingesperrt hatte.
Kopfschüttelnd entschied Warren, dass er im Moment nicht weiter darüber nachdenken wollte⦠er war völlig übermüdet.
Devon bewegte sich leise durch die Wohnung und öffnete die Tür zu Envys Schlafzimmer. Er lächelte über den Anblick ihres engelhaften Gesichts, das im Schlaf so entspannt war. Nachdem er seine Kleider ausgezogen hatte, stieg er hinter ihr ins Bett und rollte sich um sie zusammen, einen Arm um ihre Hüfte geschlungen.
Sie kuschelte sich an ihn, ehe sie sich an seiner Brust wieder entspannte und ihr Kopf zurückfiel. Ihr Atem ging wieder langsam und tief, was Devon zeigte, dass sie tief schlief und er entspannte sich. Er beschloss, dass er sie diesmal schlafen lassen würde, anstatt sie aufzuwecken, um ihr zu sagen, dass er zurück war⦠er würde in Zukunft besser auf ihre Schlafgewohnheiten Rücksicht nehmen müssen.
*****
Der siebte Stock des Krankenhauses war friedlich und still. Es war eine lange und langweilige Schicht gewesen, und die Krankenschwestern drehten eine weitere Runde, um nach den verschiedenen Patienten zu sehen. Die leisen Rhythmen der Lebenserhaltungsmaschinen piepten gleichmäÃig, wodurch eine gespenstische Hintergrundmusik in den dunklen Gängen entstand.
âLange zehn Stunden, was?â, fragte der Wachmann eine der Schwestern auf der Station.
âUnd noch zweiâ, meinte die Krankenschwester mit einem Lächeln. âGehst du wieder zum Laden um Mittagessen zu holen?â
âJaâ, antwortete der Wachmann. âSoll ich dir etwas mitnehmen?â
Die Schwester nickte. âWir haben vorhin darüber gesprochen. Ich werde alle fragen und dir eine Liste geben, bevor du gehst.â
Die Systeme, die die Patienten überwachten, begannen plötzlich zu blinken, und die Krankenschwester sprang auf. Blaue Lichter blinkten hier und dort, sodass die Frau nach dem Telefon am Schreibtisch griff.
âDoktor Gordon und Doktor Harris zur Station im siebten Stockâ, rief sie, ehe sie wieder auflegte und hinter ihrem Schreibtisch hervorstürmte.
Weitere Krankenschwestern kamen von den kleineren Stationen an den anderen Seiten der geräumigen Etage und jede versuchte, ein paar Zimmer abzudecken, sodass sie in kürzerer Zeit nach mehr Patienten sehen konnten. Der Wachmann zog sein Funkgerät hervor und rief die Hauptsicherheitswache. Es dauerte nicht lange, bis die beiden Chefärzte mit einer kleinen Armee aus zehn weiteren Krankenpflegern ankamen, um zu helfen.
Panik und Chaos wuchsen bei den Angestellten, als die Patienten wie die Fliegen starben. Sie blieben bei den Leuten so lange es nur ging, ehe sie zum nächsten weitergingen und sich gerade noch die Zeit nahmen, den Todeszeitpunkt für jeden aufzuschreiben.
Während das Personal sich von Zimmer zu Zimmer den Gang entlang arbeitete, erkannten sie, dass, was auch immer dafür verantwortlich war, dass die Patienten starben, sich der Intensivstation näherte, die sich ebenfalls in diesem Stockwerk befand. Obwohl sie alle genau dasselbe dachten, sprach niemand den Gedanken laut aus⦠schlieÃlich war es nur Zufall.
Der Wachmann wartete am Lift, als die Polizei eintraf. Er war enttäuscht, als er nur zwei Polizisten sah, die auf seinen Notruf hin erschienen waren, aber es war besser als nichts. Nach dem Erdbeben vor einer knappen Woche und dazu noch all die Leute, die tot und zerstückelt auftauchten, konnte er verstehen, dass nicht so viele Polizeibeamte zur Verfügung standen.
Schreie ertönten weiter unten am Gang und die Polizisten zogen ihre Waffen und rannten los. Zwei Krankenschwestern segelten durch die Luft und trafen so fest auf der Wand auf, dass man die Knochen brechen hören konnte. Sie stürzten zu Boden, wobei sie lange Blutspuren an der vorhin unbefleckten, weiÃen Wand hinterlieÃen.
âWas zum Teufel?â, flüsterte der Wachmann.
Die Polizisten umklammerten ihre Schusswaffen fest und näherten sich langsam den Körpern. Weitere Krankenpfleger begannen aus den Türen zu fliegen, während andere versuchten, wegzurennen.
Der Wachmann starrte mit groÃen Augen auf die dunkle Gestalt, die aus dem letzten Zimmer vor dem Eingang zur Intensivstation erschien. Sie schien zu flimmern, war manchmal zu sehen und dann wieder nicht. Ihr Gesicht war unter dem zerrissenen, schwarzen Mantel nicht zu sehen, aber eine lange, scharfe Sense war deutlich in einer ihrer absurd langfingrigen Hände zu erkennen.
Sie bewegte sich durch den Flur auf sie zu, packte Krankenschwestern und schleuderte sie durch die Luft wie Stoffpuppen. Die Polizisten eröffneten das Feuer, während sie sich rückwärts von dem Schreckensgespenst entfernten. Die Sense schwang in einem langen Bogen durch die Luft und schnitt einen der Polizisten entzwei. Blut spritzte durch den Gang, als der tote Polizist zu Boden sackte, aber die Kreatur näherte sich seinem Kameraden, der noch immer auf die Erscheinung schoss.
Wieder spritzte Blut, diesmal in das Gesicht des Wachmanns, als der zweite Polizeibeamte zerteilt wurde. Am Rande registrierte er das Bling des Lifts, das anzeigte, dass jemand nach oben gekommen war, aber er war vor Angst erstarrt und konnte sich nicht bewegen.
Ein Mann erschien am Rande seines Sichtfeldes⦠jung, mit langem Mantel und dunklem Haar in Punk-Frisur. Er hob eine Hand in die Richtung der Kreatur und sie wurde durch den Gang zurückgeschleudert. Sie schrie, während sie mit ihrer Sense ihren Fall abstoppte und schien dem Neuankömmling einen bitterbösen Blick zuzuwerfen, ehe sie im Boden verschwand.
âSind Sie verletzt?â, fragte Ren den traumatisierten Mann.
Der Wachmann stürzte plötzlich bewusstlos zu Boden. Ren seufzte schwer und zog sein Handy heraus. Es war nur gut, dass dieses Krankenhaus in der Nähe von einigen der Paranormalen der Stadt gelegen war, sonst hätte er nicht die Macht gehabt, das Ding so zu verängstigen, dass es ihn nicht angriff.
âWir brauchen einen groÃen Aufräumtrupp und den besten Dämonenaustreiber, der verfügbar ist.â
Angelica schritt in Rens Büro nervös auf und ab, wobei sie versuchte, den Schutzschild im Auge zu behalten, während sie allen anderen, die in dem groÃen Raum zu tun hatten, aus dem Weg ging. Sie hätte Storm schon fast den Kopf abgerissen, als dieser ihr erklärt hatte, dass Zachary nicht schneller aufwachen würde, je länger sie ihn anstarrte.
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