Steve Whitton - Sternental

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Der Kreis schließt sich... Die Halbvampirin Zara, die Seraphim Jael und der Gauner Falk sind auf dem Weg in die Magier-Enklave Sternental. Dort wollen sie Initiatoren der schwarzmagischen Verschwörung aufspüren, die Ancaria in ihrem eisernen Griff gefangen hält. Doch verborgen in den Schatten lauert eine finstere Macht, die kurz vor der Vollendung ihres heimtückischen Plans steht. Sollte es den Gefährten nicht gelingen, der tödlichen Bedrohnung Einhalt zu gebieten, ist das Schicksal Ancarias für immer besiegelt. Einmal mehr liegt das Wohl aller Völker de Diesseits in den Händen eines wundersamen Trios, das nicht unterschiedlicher seik könnte: Eine Kreatur der Nacht, ein Geschöpf des Lichts und ein einfacher Dieb. Im Kampf gegen die ewige Finsternis...

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Steve Whitton

Sternental

Was bisher geschah:

Ruhelos zieht die Vampir-Kriegerin Zara durch das Königreich Ancaria, seit Jahrhunderten auf der Suche nach Vergebung für begangene Bluttaten. In der Stadt Hohenmut rettet sie dem jungen Falschspieler und Abenteurer Falk das Leben, der seitdem nicht mehr von ihrer Seite weicht, und gemeinsam gelangen sie in den kleinen Ort Moorbruch, der angeblich von einer grausamen Bestie heimgesucht wird, die Jungfrauen zerfleischt und ihnen die Herzen aus den Leibern reißt.

Um den Menschen von Moorbruch zu helfen, setzt sich die einst so blutrünstige Vampirin auf die Fährte der Bestie – und erkennt schließlich, dass es sich um eine ganze Armee davon handelt, magisch veränderte Wargh-Wölfe, die den Befehlen ihres düsteren Herrn gehorchen. Zara trifft bei ihrer Jagd auch auf die Seraphim Jael, die im Dienste des Königs steht und vor fünfhundert Jahren Zaras Feindin war, und gemeinsam machen sie den Bestien von Moorbruch den Garaus.

Und sie lüften das Geheimnis von Moorbruch: Salieri, der abtrünnige Priester der kleinen Ortschaft, brauchte die Herzen der zwölf ermordeten Jungfrauen für ein furchtbares Ritual, angeblich um seinem Meister, dem Magier Iliam Zak, Anführer des Sakkara-Kultes, neue Macht zu verleihen. Doch dieser ist vor tausend Jahren verbannt worden, in die Magier-Enklave Sternental.

Hat er all die Jahrhunderte durch seine finsteren Zauberkräfte überdauert? Ist der furchtbare Sakkara-Kult wiederauferstanden? Plant Iliam Zak erneut, die Macht im Königreich und die Krone an sich zu reißen, wie er es schon einmal versuchte?

Um diese Fragen zu klären und sich der drohenden Gefahr entgegenzustellen, machen sich die Vampirin Zara und die Seraphim Jael auf nach Sternental. Begleitet werden sie nicht nur von dem jungen Abenteurer Falk, dem inzwischen eine seltsame Freundschaft mit Zara verbindet, sondern auch von einem mysteriösen Wolf, den Zara in der Nähe von Moorbruch aus einer Falle befreite und der dem Trio in einigem Abstand folgt...

Der Wald war lieblich, dunkel und tief.
Aber ein Versprechen mich rief:
Ein langer Weg, bevor ich schlief.

Robert Frost, Stopping by Woods on a Snow Evening

I.

Der Weg nach Burg Sternental führte sie in südliche Richtung. Wenn sie stets den Gestirnen folgten, die untergehende Sonne im Rücken, würden sie früher oder später zu der legendären Magier-Enklave gelangen, wo sich der Führer des Sakkara-Kults, der Zauberer Iliam Zak, seit Jahrhunderten im Exil befand.

Die drei Gefährten waren an diesem Wintertag von Moorbruch aus aufgebrochen. Der bezaubernde Anblick der verschneiten Landschaft, der sich ihnen darbot, ließ sie die schrecklichen Geschehnisse der letzten Zeit fast vergessen. Es war, als ritten sie durch eine Märchenwelt. Der klirrende Frost und die Kälte hatten Bäume und Sträucher in starre weiße Gebilde verwandelt. Hier und da hingen noch die gefrorenen Früchte des längst vergangenen Sommers an den schneebeladenen Zweigen, an denen sich nun die Vögel gütlich taten, für die es sonst nicht viel zu holen gab. Farne und Gräser waren von einer funkelnden Eisschicht überzogen, und der Schnee rings umher glitzerte, als wäre er mit zerstoßenen Diamanten bestäubt. Frostweiße Spinnweben spannten sich im Gesträuch, und der Boden war so hart gefroren, dass die Hufe der Pferde darauf klapperten wie auf Kopfsteinpflaster.

Sie folgten dem Pfad am Waldrand entlang, bis der Weg schließlich in den Wald führte und sich als schmaler Schlauch festgestampfter Erde durch das dunkle Dickicht der Tannen wand. Die Äste der Bäume hingen schneebeladen herunter, und am Himmel über ihnen ballten sich die Wolken zusammen. Doch vorerst hielt sich das klare kalte Wetter, und es stand zu hoffen, dass das noch eine Weile so bleiben würde.

Der Pfad führte sie durch den zunehmend dichter und dunkler werdenden Wald, der links und rechts des kaum drei Schritte breiten Weges bald eine undurchdringliche Mauer aus Bäumen, Gesträuch und wild wucherndem Efeu bildete. Es dauerte nicht lange, bis sich nicht mehr sagen ließ, was sie hundert Meter weiter vorne, hinter der nächsten Biegung, erwartete. Alles, was sie sahen, war das jeweilige Wegstück direkt vor ihnen, und sonst nichts. Doch zumindest konnten sie sich nicht verlaufen, wenn sie dem Pfad folgten, denn es gab nur diesen einen Weg.

In dieser ersten Nacht schlugen sie ihr Lager ein paar Schritte neben dem Pfad im dichten Unterholz auf, in einer natürlichen Nische, die zu drei Seiten von Dickicht eingeschlossen war. Die Tannenwedel über ihren Köpfen wirkten wie ein natürliches Dach und hielten Väterchen Frost auf Abstand, der fortwährend versuchte, mit seinen eisigen Messern durch ihre Kleidung zu stechen.

Falk war froh, als sie am Abend um das kleine Feuer saßen und sich wärmen konnten, während sie schweigend ihren Proviant für diesen Tag verzehrten. Rita, die Wirtin des Güldenen Tropfens, hatte ihnen ein Paket geschnürt, das sie einige Tage lang mit Wein, Brot, gesalzenem Pökelfleisch, Schinken und Räucherfleisch versorgen würde. Im flackernden Schein des kleinen Feuers saßen sie in ihrer „Höhle“, aßen in nachdenklichem Schweigen und ließen den Weinschlauch kreisen.

Um sie herum erklangen die Geräusche des Waldes – Rascheln von Blattwerk, verstohlenes Gehusche im Dickicht, Tierlaute aller Art. Geräusche, die einem vorgaukelten, dass hinter jedem Busch und Strauch ein wildes Tier auf der Lauer lag, das nur daraufwartete, sich auf sie zu stürzen.

Dabei war das einzige wilde Tier, das sie sahen, der große Wolf, der ihnen folgte, seit sie Moorbruch verlassen hatten. Die ganze Zeit über blieb er hinter ihnen, in gebührendem Abstand. Manchmal, wenn man sich nach ihm umsah, blieb er abrupt stehen, so als erwartete er, dass sie auf ihn anlegen würden, doch selbst wenn das Jael oder Falk in den Sinn gekommen wäre, Zara hätte verhindert, dass sie ihm ein Leid antäten. Die Vampirin hatte dem Wolf das Leben gerettet, und sie würde nicht zulassen, dass es ihm jetzt doch noch genommen wurde.

Der Wolf schien das zu spüren, denn je länger sie unterwegs waren, desto häufiger traute er sich näher heran, bloß ein paar Schritte zwar, aber er kam näher. Manchmal blieb er weiter hinter ihnen zurück, wenn er irgendetwas gewittert hatte, und zweimal dachte Falk, der Wolf wäre es leid geworden, ihnen zu folgen, und hätte beschlossen, einen anderen Weg einzuschlagen. Aber dann tauchte das mächtige Tier plötzlich wieder hinter ihnen aus dem Dickicht auf, groß und grimmig, und jedes Mal kräuselte ein kleines Lächeln Zaras Mundwinkel. Im Gegensatz zu ihren Begleitern schien sie die Gesellschaft des Wolfs zu begrüßen; sie warf ihm allabendlich sogar einen Teil von ihrem Fleisch hin, wenn sie irgendwo im Wald ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten und ihr Mahl verzehrten.

Am ersten Abend warf Zara das Fleisch dreißig Schritte weit weg vom Lagerfeuer auf den Pfad. Der Wolf hatte sich ein gutes Stück von ihnen entfernt am Wegesrand in einer Erdmulde zusammengerollt, und sein Kopf ruckte hoch, als das Fleisch zwischen ihm und ihrem Lager auf den Pfad plumpste. Der Blick seiner goldschimmernden Augen huschte zwischen dem Fleischbrocken auf dem Weg und den Gefährten hin und her, die zusammengekauert an ihrem Feuer saßen, eingehüllt in ihre Decken. Zara ermahnte die anderen flüsternd, das Tier gar nicht zu beachten, dann nahm sie einen Schluck Wein, während sie aus den Augenwinkeln verfolgte, wie der Wolf die Situation misstrauisch abzuschätzen versuchte. Eine ganze Weile tat sich nichts, der Wolf rührte sich nicht. Nur seine Augen bewegten sich.

Erst gute zehn Minuten später erhob sich das Tier und ging vorsichtig auf den Fleischbrocken zu, die drei Gefährten nicht aus den Augen lassend, der Körper vom Schwanz bis zur Schnauze angespannt, als rechnete er mit einer Falle. Doch weder die Vampirin noch die Seraphim oder der Mensch schienen ihn zu beachten, während er sich langsam an das Fleisch heranpirschte, dann davor stehen blieb und einen Moment lang verharrte, ehe die gewaltige Schnauze plötzlich vorschoss und nach dem Fleisch schnappte – ein Haps, und weg war der faustgroße Brocken. Sofort wich das Tier wieder zurück, doch bevor der Wolf zu seiner Erdmulde zurücktrottete und sich wieder hinlegte, sah er noch einmal hinüber zu den Gefährten, als würde er Zaras Blick suchen. Und Falk, der den Wolf verstohlen aus den Augenwinkeln beobachtete, hätte schwören können, dass das Tier der Vampirin wie zum Dank zublinzelte.

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