Kapitel 1: Die Tatsachen
1.1 IST
Eine mächtige Technik der inneren Erforschung, IST genannt, wird in diesem Buchteil häufig erwähnt werden. Der Zweck von IST ist es, ein inneres ›Sehen‹ zu entwickeln, um die Wurzeln emotionaler Blockaden und psychologischer Dispositionen zu enthüllen. Durch IST werden die Wurzeln konditionierten Verhaltens erforscht und aufgelöst, um Klarheit und Spontaneität auf einem höheren Niveau zu erreichen.
Die IST-Technik basiert auf drei Hauptprinzipien: INTERAKTION, INNERER RAUMund ERGRÜNDEN.
INTERAKTION:IST wird in Partnerarbeit praktiziert. Der Klient legt sich mit geschlossenen Augen hin, während sein Begleiter, ›Verbinder‹ genannt, neben ihm sitzt. Die Interaktion, die zwischen der Energie des Klienten und der des Verbinders stattfindet, ist ein wesentlicher Teil des Prozesses. Bei der Durchführung stellt der Verbinder dem Klienten gewisse Fragen, die helfen, bedeutsame Muster in der Psyche des Klienten aufzudecken.
INNERER RAUM:Durch eine spezielle Methode, die das Energiezentrum zwischen den Augenbrauen aktiviert, werden die Klienten in Berührung mit dem inneren Raum des Bewusstseins gebracht. Sie werden sich eines violetten Lichtes oder einer violetten Ausdehnung bewusst, und häufig findet eine Öffnung der Wahrnehmung statt, in der eine Anzahl emotionaler Energien erkannt werden kann.
ERGRÜNDEN:Die allgemeine Richtung der Technik geht dahin, die Ursprünge der Emotionen und Energien zu ergründen, die beim Betrachten des inneren Raumes angetroffen werden.
Die Anfangsbuchstaben dieser drei Prinzipien fügen sich günstig zum Namen der ägyptischen Göttin IST zusammen.
Ich werde hier auf die näheren Details der IST-Technik nicht eingehen, weil diese an anderer Stelle ausführlich von mir geschildert wurden. 1)Ich muss jedoch betonen, dass dieser Prozess keinerlei Form von Hypnose, Suggestion, kreativer Visualisierung, geführter Imagination oder positiver Affirmation beinhaltet. Stattdessen werden die Klienten auf nichtmanipulativem Weg ermutigt, die inneren Bilder anzusehen, wobei es darum geht, nichts von dem, was erblickt wird, zu verändern. Darüber hinaus bleiben die Klienten im vollen Besitz ihres Bewusstseins und für die Gesamtdauer der Sitzung wach. Während eines IST-Zustands findet eine Erweiterung der Wahrnehmung statt, und die Klienten werden einer Anzahl von Bewegungen und Energien innerhalb ihrer selbst gewahr, die sie niemals zuvor zur Kenntnis genommen hatten.
In den ersten beiden Kapiteln werde ich die ›Tatsachen‹ präsentieren – Beobachtungen, die von den Klienten selbst gemacht wurden, während sie eine Wesenheit durch die IST-Technik entdeckten. Hier sollte auch betont werden, dass ich den Klienten niemals davon erzähle, wenn ich bei ihnen eine Wesenheit entdecke. Die Absicht der Techniken ist es, freien Willen zu entwickeln, und die Klienten und Schüler spielen eine so aktive Rolle wie möglich in jedem Prozess der Heilung oder Selbst-Transformation. Daher erklärt der Verbinder während IST niemals, dass eine Wesenheit existiert, bevor sie nicht vom Klienten selbst wahrgenommen wurde.
Lassen Sie uns nun einen Blick auf die am häufigsten vorkommenden Erfahrungen werfen, die Klienten gemacht haben, während sie eine Wesenheit durch die IST-Technik entdeckt und erforscht haben.
In den meisten Fällen sind Klienten in der Lage, eine Präsenz zu fühlen, die an ihnen hängt. Mit anderen Worten: Sie nehmen ein autonomes Bewusstsein wahr, das zusätzlich zu ihrem eigenen vorhanden und getrennt von dem ihren ist und das innerhalb ihrer oder um sie herum tätig ist.
Bevor sie den Erforschungsprozess unternommen haben, waren sich die meisten Klienten dieser Präsenz nicht gewahr. Wenn sie jedoch einmal durch den IST-Prozess identifiziert wurde, kommt die Präsenz den Klienten häufig vertraut vor. Sie erkennen plötzlich, dass sie unbewusst schon vorher darüber Bescheid wussten.
Ein gewisser Prozentsatz der Klienten war sich jedoch der Anwesenheit der Präsenz schon lange vor dem Durchlaufen des IST-Prozesses bewusst, doch waren sie unfähig, darüber mit Freunden oder Therapeuten zu sprechen, aus Angst, für geisteskrank gehalten zu werden oder auch nur deshalb, weil es sonderbar klingen mag und nicht in eines der üblichen verstandesmäßigen Schemata zu passen scheint.
In nahezu allen Fällen nehmen Klienten die Präsenz als getrennt von sich selbst wahr. Sie können ihre eigene Anwesenheit plus einer anderen Anwesenheit wahrnehmen, die ihnen anhängt, sich jedoch von ihnen selbst unterscheidet. Sie beschreiben diese Wahrnehmung mit Ausdrücken wie: »Etwas Fremdes«, »Es gehört nicht zu mir«, »Es ist kein Teil von mir«, »Es ist ein Parasit«, »Es war nicht immer schon bei mir«, »Es wurde hinzugefügt«, »Es hängte sich zu einem speziellen Zeitpunkt an mich an« (sogar wenn dieser Zeitpunkt schon lange zurückliegt), »Es sollte nicht hier sein«.
Fallstudie 1.1(32jährige Frau, Sekretärin):
Was können Sie wahrnehmen? – Es ist rot und es ist ärgerlich. Es ist, als ob es von mir Besitz ergriffen hätte. Es ist etwas, das ich mein ganzes Leben lang bekämpft habe. Es ruft Hass hervor. Es ist Wut, aber keine Wut, die vom Körper stammt. Kann sein, dass es sich um meine dunkle Seite handelt. Aber es fühlt sich nicht an wie ich.
Wann haben Sie es zum ersten Mal gespürt? – Jetzt gerade. Aber ich habe immer schon von seiner Existenz gewusst. [Die Klientin weint mit geballten Fäusten.] Ich fühle, dass es mich zum Töten treiben kann, das ist mein Ernst. Es füllt meinen Körper mit Hass und es ist pure Zerstörung 2)
Wie wir in diesem Kapitel sehen, beschreiben Klienten diese fremden Präsenzen, als ob diese ihre eigenen Begehren, Emotionen und Gedanken hätten. Die Präsenzen werden wahrgenommen, als ob sie ein Eigenleben führten, sogar dann, wenn sie auf vielfältige Weise die psychologischen und vitalen Funktionen der Klienten stören.
1.5 Erscheinung, Lokalisation und Größe
In den meisten Fällen identifizieren Klienten eine Form, die mit der Präsenz verbunden ist. Diese Formen variieren von einfachen Schatten bis hin zu menschlichen Umrissen und umfassen einen weiten Bereich monströser Formen. Sogar dann, wenn Klienten es nicht klar formulieren können, nehmen sie die Form als Träger der Präsenz wahr, genau wie unser physischer Körper als Träger unseres Bewusstseins angesehen werden kann.
Die Form wird für gewöhnlich zuerst im IST-Zustand erkannt. Später dann sind sich die Klienten auch während ihrer alltäglichen Aktivitäten der Präsenz gewahr, die ihnen anhaftet. Werden sie später gefragt, ob diese Form ihnen bereits anhing, bevor sie sich ihrer im IST-Prozess bewusst wurden, so beantworten die Klienten diese Frage nahezu einheitlich mit »Ja«, doch mit dem Zusatz, dass sie sich der Präsenz nicht bewusst waren oder sie lediglich unbewusst wahrgenommen haben.
Die Identifikation der Form erfolgt oft schrittweise deutlicher werdend. So mag ein Klient zu Beginn der Sitzung nur eine verschwommene Wolke sehen und nur langsam mehr Einzelheiten wahrnehmen, bis die ganze Form enthüllt ist. Ist sie einmal voll erkannt, so pflegt die Form für gewöhnlich während des ganzen Erforschungsprozesses bis zur Klärung mehr oder weniger unverändert zu bleiben. Die Größe kann jedoch leicht schwanken. Insbesondere lassen gewisse Emotionen oder Nahrungsmittel die Wesenheit vorübergehend größer werden.
Meistens berichten Klienten, dass sich diese Formen innerhalb ihrer Körper befinden oder direkt am Körper anhaften, indem sie z.B. an ihrem Rücken hängen oder auf ihrem Kopf sitzen. Daraus folgt, dass die Form bzw. Präsenz an einer speziellen Stelle ihres Körpers lokalisiert ist. Der Bereich, der sowohl von Männern wie von Frauen am meisten erwähnt wurde, ist die linke Seite der Hüfte, der Bereich des linken Darmbeins. Frauen identifizieren häufig auch Bereiche innerhalb und rund um Vagina, Uterus und Eierstöcke. Die Gründe dafür werden in Kapitel 6 erörtert; lassen Sie uns im Augenblick nur die Tatsachen betrachten, wie sie von den Klienten geschildert werden.
Читать дальше