Logan starrte es an. Tate beobachtete, wie er die Worte auf dem Papier las. Er wartete auf eine Reaktion und als Logan hochsah, fragte Tate erneut: „Ist es zu spät?“
Logan blinzelte ein paar Mal. Tate hielt den Atem an und fragte sich, ob es wirklich zu spät war. Doch dann geschah etwas Wundervolles. Logan schüttelte den Kopf.
Das Blut rauschte durch Tates Kopf und in seinen Ohren klingelte es, während er versuchte, herauszufinden, was ihm Logan damit sagen wollte. Doch er sprach noch immer kein Wort, also zog Tate den Stift hervor und lehnte sich über den Tisch, um den Namen einzukreisen, der ihm nicht mehr aus dem Sinn ging, seit er dieses Blatt Papier gefunden hatte.
Logan senkte den Blick auf das Papier. Tate sah, wie sich ein riesiges Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete.
„Also, was denkst du?“, fragte Tate. „Kann die Welt zwei Mr. Mitchells verkraften?“
Das Herz pochte ihm so heftig, während er da saß und darauf wartete, was Logan als Nächstes sagen würde. Als er den Mund öffnete, um zu sprechen, hielt er gleich wieder inne. Die Freude, die gerade noch Logans Augen zum Leuchten gebrachte hatte, verschob sich etwas und Unglaube stahl sich stattdessen in seinen Blick.
Tate würde sich davon allerdings nicht abhalten lassen. Nicht mehr. Die Angst vor Zurückweisung war etwas, mit dem Logan bereits konfrontiert worden war und was er erlebt hatte. Wenn er konnte, wollte Tate das gern auslöschen. Auch wenn es die Möglichkeit beinhalten könnte, dass ihn selbst das gleiche Schicksal ereilte.
Er griff nach dem Blatt Papier und zog es von Logan fort, doch Logan griff schnell danach.
„Tate, warte eine Sekunde. Ich …“
„Ich habe viel zu lange gewartet“, sagte Tate und stand auf. Er ging um den Tisch herum. Logan drehte sich auf seinem Stuhl, um Tates Bewegungen zu verfolgen.
Ohne weiteres Zögern, ohne einen Funken verbleibender Befürchtungen, ging Tate direkt vor dem einzigen Menschen, den er jemals aufrichtig geliebt hatte, auf ein Knie. Er blickte hoch zu Logan und hatte das Gefühl, dass er glücklich damit wäre, für immer in dieser Position zu verweilen, sollte Logan sich das von ihm wünschen.
Logans Augenbrauen zogen sich zusammen, als hätte er eine Million Fragen. Doch noch während er damit beschäftigt war, zu verarbeiten, was hier passierte, ergriff Tate dessen Hand und verschränkte die Finger mit seinen.
„Ich liebe dich“, sagte Tate. Er hob Logans Hand und küsste ihn auf die Fingerknöchel. „So sehr, dass es mir manchmal Angst macht und den Verstand vernebelt.“ Tate schloss die Augen und drückte die Hand etwas fester, aus Furcht, dass er ihm davongleiten könnte, wenn er ihn nicht festhielt. „Du hast mich unfassbar geschockt mit deinem Antrag neulich Abend. Und zu sagen, ich hätte bescheuert reagiert, wäre eine Untertreibung. Ich habe zugelassen, dass die Angst mich steuert. Es hat mich fast das allerwichtigste in meinem Leben gekostet. Dich.“ Tate hob den Kopf und ihm stockte der Atem, als sein Blick auf die blauen Augen fiel, die ihn jetzt ansahen. Dann ließ er alles in einem Atemzug heraus. „Ich wünschte, ich könnte zurücknehmen, was ich dir geantwortet habe, aber das geht leider nicht. Ich kann es nie mehr ungeschehen machen, und ich hasse es, dass ich dir so wehgetan habe. Doch eins habe ich in jener Nacht neulich gelernt. Dass ich dich mehr liebe, als ich jemals für möglich gehalten habe.“ Tate streichelte über Logans Kinn, bestaunte die Kraft darin. „Ich habe auch gelernt, dass es keinen Sinn macht zu leben, wenn man zu viel Schiss hat, sich das zu nehmen, was man will. Und ich will dich. Alles von dir. Der Gedanke, dich nicht jeden Tag zu sehen, macht mir mehr Angst, als alles andere in der Welt. Du bist alles, von dem ich nie wusste, dass ich danach Ausschau halten sollte. Und wenn du mich immer noch haben willst, wenn es noch nicht zu spät sein sollte, dann hoffe ich, dass du mir die Ehre erweisen wirst, mich zu heiraten, Logan Mitchell.“
Logan saß stocksteif da, während er Tate ansah, und traute sich nicht, sich zu bewegen. Oder zu atmen. Er könnte ja aufwachen und feststellen, dass er bei seiner Geburtstagsfeier zu viel gesoffen hatte und in Ohnmacht gefallen war. Aber nein. Tate verharrte immer noch auf einem Knie vor ihm, und Logan wurde bewusst, dass es kein Traum war.
Der Mann mit den wunderschönen Locken, der honigfarbenen Haut, und den weichen braunen Augen gehörte ganz ihm. Und nichts in der Welt konnte Logan davon abhalten, sich ihn zu schnappen. Nichts im Leben.
„Ja“, sagte Logan. Das Wort kam ihm leichter über die Lippen, als er vermutet hätte.
Bei der schnellen Antwort blinzelte Tate ein paar Mal. Dann zeigte sich das zahnweiße Lächeln auf seinem Gesicht, das er so sehr liebte. Er konnte sich nicht zurückhalten, lehnte sich hinab und umschloss Tates Gesicht mit beiden Händen, um ihn zu küssen.
„Ja.“ Logan lachte dieses Mal, als er es sagte. Der glückliche Laut blubberte hervor, bevor er ihn stoppen konnte, weil … Heilige Scheiße, Tate will mich heiraten .
Er drückte seinen Mund erneut auf Tates und Tate griff nach oben, um die Hände auf Logans zu legen, als ob er ihn an Ort und Stelle festhalten wollte. Dann sagte Logan an seine Lippen: „Du sturer Hund.“
„Nicht stur. Ich hatte einfach …“
„Tate?“
„Ja?“
„Das war keine Beschwerde. Du hast einfach Zeit gebraucht.“
„Ich brauche dich“, sagte Tate und erhob sich zwischen Logans Beinen. Seine Hände glitten in Logans Haar. „Ich brauche dich mehr als alles andere.“
Dieses Mal war Tates Kuss dringlich, süß und voller Sehnsucht. Logan schmolz beinahe vom Stuhl, doch dann erinnerte er sich an etwas. Etwas, was er noch nicht ganz verarbeitet hatte. Er zog sich von dem Kuss zurück, wobei seine Atmung etwas schneller war, als ihn die enorme Tragweite des Augenblicks zu überwältigen drohte. „Willst du wirklich meinen Nachnamen annehmen?“
Tate überreichte ihm das Stück Papier und lächelte breit, als er auf die Füße kam. Logan stand ebenfalls auf, musste seinem Verlobten plötzlich einfach sehr viel näher sein.
„Ja, das möchte ich. William Tate Mitchell. Gefällt es dir?“
Logan griff nach dem Blatt Papier zwischen ihnen, wobei sich Tates Arm um seine Taille stahl und er ihn nah an sich zog. Gott, den Namen laut ausgesprochen zu hören, macht mich …
„Logan?“ Tate zog Logan langsam zu sich. „Gefällt es dir?“
Ob es mir gefällt? So sehr, dass er es nicht auszusprechen wagte, falls dies doch ein Traum sein sollte. Irgendwann während der letzten paar Monate war ihm der Gedanke, Tate auf jede nur erdenkliche Weise zu dem Seinen zu machen, sehr wichtig geworden. Egal wie wund sein Herz noch immer sein mochte, diesen Moment wollte er sich auf keinen Fall durch die Finger schlüpfen lassen.
„Ich liebe es“, wisperte er. Tates Augen funkelten vor Freude und Logans wurden feucht.
„Wirklich?“
„Wirklich. Ich liebe es unheimlich.“
Tate lehnte sich vor und küsste ihn aufs Kinn. „Gut. Denn ich denke, es ist Zeit, dass wir endlich einmal darüber reden. Nicht wahr?“
Logan wusste genau, wovon Tate sprach. Sie hatten es der Einfachheit halber immer wieder beiseitegeschoben. Doch als sie dort im flackernden Licht des sterbenden Kaminfeuers standen, wurde Logan bewusst, dass es einiges gab, was er gern sagen würde. Genau wie ihm klar wurde, dass Tate wahrscheinlich einige Fragen hatte.
Logan nickte. Er fand es schwierig, einen vernünftigen Satz zustande zu bringen. Tate zog ihn an der Hand aus der Bar, den Flur entlang und zurück zu ihrer Suite. Sobald sie wieder dort waren, schloss er die Tür hinter ihnen. Tate zog Logans Handfläche an den Mund und küsste sie. Dann ließ er los und schenkte ihm ein charmantes Lächeln.
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