Roy Palmer - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 291

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 291: краткое содержание, описание и аннотация

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Der Seewolf holte weit aus und schickte seine Flasche zur «Louise» hinüber. Ferris Tucker hingegen nahm sich die eine Galeone des Saint-Nazaire-Verbandes zum Ziel. Beide Granaten trafen und detonierten kurz hintereinander. Schon hatten Hasard und Ferris die nächsten Flaschen in den Händen. Al Conroy zündete mit grimmigen Gesicht die Lunten an, dann konnte auch diese Ladung auf die Reise geschickt werden. Wieder trafen sie ihr Ziel und die Explosionen dröhnten. Das Geschrei der Piraten stieg zu einem einzigen Heulen an. Old Shane und Batuti begannen, Pfeil um Pfeil von den Bogensehnen zu senden, so schnell, daß ein feuriger Hagel auf die Gegener niederzuckte…

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Impressum

© 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

ISBN: 978-3-95439-688-7

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

Erschöpft trafen die Männer an der Felsenbucht im Norden der Insel Mordelles ein. Die Ereignisse der letzten Stunden hatten erheblich an ihren Energien und auch an ihren Nerven gezehrt. Sie hatten eine Niederlage erlitten, von der sie sich so schnell nicht wieder erholen würden.

Easton Terry bedachte Yves Grammont immer wieder mit prüfenden Seitenblicken. Er sah ganz deutlich, daß der Piratenführer kurz vor einem seiner Wutausbrüche stand. Natürlich: Grammont konnte das, was geschehen war, nicht verwinden. Er dachte nur noch an Rache, sein Haß war grenzenlos.

Er hingegen, Terry, sah die Dinge in einem etwas anderen Licht. Es war so gut wie alles schiefgegangen, doch das war für ihn noch lange kein Grund zum Verzweifeln. Man mußte ganz einfach versuchen, aus jeder Situation das Beste herauszuholen.

Terry war ein selbstsüchtiger Mann, seine Ziele waren ausschließlich eigennütziger Art. Grammonts Einstellung war von Beginn an im Grunde dieselbe gewesen, doch jetzt galt es für ihn, seine Ehre zu verteidigen. Er wäre bereit gewesen, jeden Gewinn, jede Beute in den Wind zu schreiben, wenn er nur den verfluchten Seewölfen und ihren so unversehens aufgetauchten Helfern heimzahlen konnte, was sie ihm angetan hatten.

Dieser Philip Hasard Killigrew! Der Teufel sollte ihn holen! Hatte denn auch ausgerechnet er vor der Küste der Bretagne erscheinen müssen? Hätte es nicht jemand anders sein können, jemand, mit dem man etwas leichteres Spiel gehabt hätte?

Aber es waren eben die „Hornet“ und die „Fidelity“ gewesen, die an jenem verhängnisvollen Abend als Köder in der Bucht von Sillon de Talbert vor Anker gelegen hatten. Grammont war in die Falle gegangen, und seitdem gab es für ihn keinen ruhigen Augenblick mehr.

Mit jenem Gefecht bei Sturm und Dunkelheit hatte alles angefangen, und von da an war er seinen hartnäckigen Gegner nicht mehr losgeworden. Da hatte es ihm auch nichts genützt, daß Easton Terry, Halibut und sechs andere Abtrünnige der „Fidelity“ in sein Lager übergewechselt waren. Das Glück, das seine Raids vor der bretonischen Küste früher immer begleitet hatte, schien ihn plötzlich verlassen zu haben.

Jetzt waren zu allem Überdruß die wilden bärtigen Kerle von dem Viermaster auf Mordelles gelandet, nachdem sie erfolgreich in den Kampf eingegriffen hatten. Ein Schiff, so schwarz wie die Nacht, unheimlich und unheilvoll – woher kam es, wer waren seine Männer? Wie ein Wesen aus vergangenen Zeiten wirkte der Kapitän, ein Riese von Kerl mit einem verbeulten Helm. Seine Mannschaft stand ihm an Verwegenheit in nichts nach.

Fünf Schiffe hatte Grammont eingebüßt, seit ihm der Seewolf den Krieg erklärt hatte: die „Petite Fleur“, die „Antoine“ und jetzt gleich zwei Dreimast-Galeonen und eine Zweimast-Karavelle. Und die Einmast-Schaluppe mit den vier Minions an Bord? Die war auch verloren. Was ihm blieb, waren die „Louise“ und die „Coquille“, wobei letztere hart angeschlagen war.

Easton Terry hörte es jetzt deutlich: Grammont knirschte vor Zorn mit den Zähnen. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, daß das Weiße an den Knöcheln hervortrat. Am liebsten hätte er sich wohl auf der Stelle umgedreht und wäre wieder ins Innere der Insel gestürmt, um sich dem Feind entgegenzuwerfen, der da und am anderen Ufer herumspionierte.

Doch das wäre glatter Selbstmord gewesen. Dies wußte auch Grammont in seiner unsagbaren Wut, und er schaffte es, sich doch zusammenzureißen.

Er blieb stehen und ließ seinen Blick über die Felsenbucht wandern.

„Ich bringe sie alle um“, sagte er gepreßt. „Einen nach dem anderen. Das sollen sie mir büßen. Ich lasse das nicht auf mir sitzen.“

„Recht so“, pflichtete Terry ihm sofort bei. Er mußte aber aufpassen, kein zynisches Grinsen zu zeigen. Sein Gesichtsausdruck brachte seine jeweiligen Verbündeten zu leicht in Rage, das wußte er sehr genau. Bei Killigrew war es so gewesen, und jetzt, in den Reihen der bretonischen Piraten, würde das nicht anders sein, wenn er durchblicken ließ, wie wenig er von Loyalität hielt.

Nein, er mußte Grammont gut zureden, nur so konnte er sich dessen Wohlwollen und Vertrauen sichern.

„Du kannst auch weiterhin auf meine Männer und mich zählen“, sagte er. „Wir werden es diesen Hunden schon zeigen. Killigrew ist ein Bastard, seine Crew besteht aus Hurensöhnen und Drecksäcken.“

Grammont war stehengeblieben und drehte sich zu ihm um. „Und deine Männer von der ‚Fidelity‘? Wie schätzt du die ein?“

„Das weißt du doch. Sie fühlen sich nur stark, weil sie hinter Killigrew stehen. Aber ich rechne noch mit Reeves, Baxter und den anderen Burschen ab, verlaß dich drauf.“ Dies meinte er nun sogar wörtlich, denn seine eigene Crew hatte ihn ja zur Genüge gedemütigt. Daß er daran selbst schuld war, verschwieg er.

Der Verrat, den er begangen hatte, indem er seine eigene Mannschaft ans Messer geliefert hatte, existierte für ihn nicht. Er hatte einen Pakt mit dem Teufel unterzeichnet, denn er kämpfte nicht für England, sondern für sich ganz allein. Wenn er erst einmal genug Beute zusammengerafft hatte, wollte er die Alte Welt für immer verlassen. So und nicht anders dachten auch Halibut und die sechs anderen, die mit ihm von der „Fidelity“ geflohen waren, nachdem man sie vor ein Bordgericht gestellt hatte, dessen Vorsitz natürlich der Seewolf gehabt hatte.

„Ich kann dich gut gebrauchen, Terry“, sagte Grammont. „Und es wird nicht zu deinem Schaden sein. Aber vergiß nicht, daß allein mein Wort gilt – hier und anderswo.“

„Du bist der Kommandant“, sagte Terry. „Alles hört auf deinen Befehl. Was hast du jetzt vor?“

Das war eine fast hinterhältige Frage, denn angesichts des erbärmlichen Zustandes, in dem sie sich derzeit befanden, fiel es außerordentlich schwer, überhaupt eine Entscheidung zu treffen.

Die Gruppe hatte die Grotten erreicht und verharrte hier. Es wurden nur wenige Worte gewechselt. Der Kanonendonner war verklungen, das Krachen der Explosionen im Lager war nur noch eine böse Erinnerung. Totenstille hatte sich wieder über Mordelles ausgebreitet.

„Wir warten auf die ‚Louise‘ und die ‚Coquille‘“, erwiderte Grammont. „Sie müssen gleich eintreffen. Wir werden wohl Zeit genug haben, die schlimmsten Schäden zu beheben. Schließlich hat auch der Gegner Treffer hinnehmen müssen und wird erst mal in die Südbucht verholen.“

„Ja, das nehme ich auch an“, stimmte ihm Terry zu. „Laß sie ihre Wunden lecken. Die Hunde rechnen bestimmt nicht damit, daß wir sie wieder angreifen, aber sobald wir die Schiffe gefechtsklar haben, pirschen wir uns an, nicht wahr?“

„Ja.“

Sie dachten aber beide daran, welchen Wahnsinn ein derartiges Unternehmen bedeutete. Der Feind hatte jetzt drei Schiffe: die „Hornet“, die „Fidelity“ und den schwarzen Segler, der uneinnehmbar wie eine Festung zur See war, zumal er aus geradezu unerhört hartem Holz gebaut zu sein schien. Dieser Dreierverband würde die „Louise“ und die „Coquille“ in einem zweiten Anlauf zweifellos versenken.

Verstärkung brauchte Yves Grammont, doch woher sollte er sie nehmen? Die vier Schiffe, die er aus Saint Nazaire zurückerwartete, würden wohl erst auf Mordelles eintreffen, wenn alles vorbei war. Deren Besatzungen würden dann höchstens noch die Leichen zählen können, die im Meer schwammen.

So stand der bärtige Bretone vor einem unlösbaren Problem. Hätte er nach den Geboten der Vernunft gehandelt, wäre er unverzüglich an Bord seiner Schiffe gegangen und hätte Kurs aufs Festland genommen. Dort lag die Rettung, und sein Heil durfte er nur noch in der Flucht suchen.

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