Fred McMason - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 546

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Carberry schnappte sich den Oberpiraten El Kedir. Mit einem wilden Ruck hievte er den Kerl auf die Beine und drosch ihm die Faust auf die Nase. El Kedir verfügte zwar über erstaunliche Kräfte, aber offenbar war sein Riechorgan sehr empfindlich. Er taumelte und brüllte. Trotzdem griff er an und rannte genau in den berüchtigten Profoshammer. Von da an nahm El Kedir am aktiven Kampfgeschehen nicht mehr teil. Der Schlag fegte ihn unter das Podium, auf dem die Sklaven verkauft werden sollten. Dort wickelte er sich um einen tragenden Pfosten, der das nicht vertrug und zu Bruch ging. Ein Teil der Bretterbühne krachte in sich zusammen…

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Impressum

© 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

eISBN: 978-3-95439-953-6

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

Fred McMason

Die Tochter des Kalifen

Sie soll als Sklavin verkauft werden – doch die Seewölfe befreien sie

Der Kapitän der Schebecke, ein feister Mann mit einem fetten Hängebauch, raufte sich verzweifelt Haare und Bart. Über sein rosiges Gesicht rannen zwei dicke Tränen. „Allah sei’s geklagt“, jammerte er laut, „das sind doch, beim Barte des Propheten, diese Hurensöhne vom Stamme der Beni Yas, deren unselige Väter nur Piraten und nochmals Piraten gezeugt haben! Sie werden mir mein Schiff nehmen, aber was noch schlimmer ist: Sie werden Parisade, die Tochter des Kalifen von Bagdad, rauben und schänden. O Allah, sage mir, was ich tun soll!“

Die Kaufleute, die sich an Bord der Schebecke befanden, waren ebenfalls keine Helden. Sie waren zwar große Schlitzohren und Roßtäuscher, aber angesichts der schnell heranjagenden Sambuke sank ihnen jetzt doch das Herz in den Kaftan .

Sehr viel zu holen war bei ihnen zwar nicht, nur ein paar Kästchen indischer Perlen, die in Bagdad verarbeitet werden sollten. Aber sie hatten Parisade an Bord, die Tochter des Kalifen

Die Hauptpersonen des Romans:

Moshu El Kekir– Er huldigt mit seinen wüsten Kerlen der Piraterie und dem Sklavenhandel, aber bei letzterem bricht er sich das Genick.

Parisade– Die Tochter des Kalifen von Bagdad ist ein liebreizendes Geschöpf, und da nutzt es ihr gar nichts, daß sie sich als Junge verkleidet.

El Dschaliz– Einer der übelsten Kerle aus der Horde des El Kekir, obwohl oder gerade weil er ziemlich schwach im Kopf ist.

Luke Morgan– Hat überhaupt nichts dagegen, sich als Schleier-Lady verkleiden und auf dem Basar als hübsches Täubchen anbieten zu lassen.

Philip Hasard Killigrew– Ihm stinkt es immer, wenn Menschen wie eine Ware verschachert werden, und darum zieht er vom Leder.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

Al Kut lag hinter den Arwenacks, ein Städtchen am Tigris oder, wie man den Fluß hier nannte, Dijlah.

Dieser Strom hatte sich inzwischen als reichlich tückisch und mitunter unberechenbar erwiesen. Da war das Segeln auf dem Nil dagegen ein Klacks gewesen.

Dennoch herrschten Fröhlichkeit und Zuversicht an Bord der „Santa Barbara“, denn außer seinen Tücken hatte der Strom auch noch etwas anderes zu bieten – und das war einfach eine Köstlichkeit.

Tigrislachs gab es in dem Fluß, kapitale Burschen mit einem Gewicht bis zu hundert Pfund und einer Länge von eineinhalb Yards.

Dabei hatte Smoky diese Burschen nur durch einen Zufall entdeckt.

Der Decksälteste lümmelte ziemlich faul am Backbordschanzkleid der Kuhl und stierte in den Fluß.

Smoky sah zur Zeit noch ein wenig zum Fürchten aus. Auf die Kaftanmänner und Turbanträger wirkte sein Anblick wie ein Schock, und wenn sie Allah nicht ewige Gefolgschaft geschworen hätten, dann hätten sie sich zweifellos bekreuzigt.

Der Grund war Smokys Haarpracht, obwohl man von einer solchen nicht unbedingt reden konnte. Aufgrund einer „saublöden“ Wette, wie er das später selbst nannte, hatte er sich eine Glatze scheren lassen. Jetzt wuchs das Haupthaar kräftig wieder nach – und das sah noch schlimmer aus als seine polierte Kugel.

Smoky standen Borsten vom Schädel ab, die sich nicht mehr bändigen ließen, weil sie noch zu kurz waren. So sah er aus wie ein gedrungener Igel, dem sich die Stacheln sträuben. Der Profos hatte ihn schon mit einem „abgewrackten Seeigel“ verglichen. Das focht den Decksältesten allerdings nicht mehr an. Die Haare wüchsen wieder, und darüber freute er sich.

Die „Santa Barbara“ vollzog einen leichten Schwenk nach Backbord zum Ufer hin, weil sich auf der anderen Seite das Wasser kräuselte und dadurch eine Untiefe verriet. Sie war vom Ausguck rechtzeitig bemerkt worden.

Smoky stierte also ins Wasser und zuckte zusammen, als ein riesiger Fisch urplötzlich hochschnellte, sich zwei oder drei Yards durch die Luft schlängelte und zurück in sein Element klatschte. Der Bursche schwamm mühelos und wie ein Wilder gegen die Strömung.

„Heiliger Aaron“, brummte Smoky verdutzt. „Das ist vielleicht ein Brocken.“ Er starrte auf die Stelle, wo der „Brocken“ verschwunden war. Gleich darauf hob er wie abwehrend den rechten Arm hoch, denn ein zweiter kapitaler Bursche schnellte kraftvoll aus dem Wasser. Auch er hatte eine beachtliche Größe. Und er sprang so hoch aus dem Wasser, daß er Smoky fast ins Gesicht geklatscht wäre.

Auf der anderen Seite der Kuhl lehnten der Profos, Stenmark, Luke Morgan und Batuti.

Als Smoky abwehrend den Arm hob und zusammenzuckte, zuckte auch der Profos Edwin Carberry wie im Reflex zusammen, denn er dachte, da käme was geflogen.

Als nichts heranflog, ärgerte er sich, weil er annahm, Smoky wolle ihn veralbern, und so ging er mit wuchtigen Schritten hinüber und baute sich vor dem Decksältesten auf.

„Spinnst du?“ fragte er drohend. „Oder willst du mir Grimassen schneiden? Du zuckst ja so erbärmlich, als würde dich dauernd etwas stechen. Oder sind das deine Igelborsten, die dich jucken?“

Smoky schüttelte den Kopf. Dann riß er die Arme weit auseinander und deutete eine riesige Größe an.

„Solche Knechte paddeln hier im Wasser“, sagte er.

„Knechte?“ In Carberrys Augen flackerte es verdächtig, als er sich übers Schanzkleid beugte und ebenfalls stierte. Er sah allerdings nichts, schon gar keine Knechte, die im Wasser paddelten.

„Wo siehst du denn paddelnde Knechte, du quergeriggte Hafenlaus? Dir scheint wohl die Sonne zu stark auf deinen abgemähten Vorgarten?“

„Fische meine ich, riesige Fische. Sie springen aus dem Wasser, fliegen gegen den Strom und verschwinden dann wieder. Die Biester sind halb so schwer wie ein ausgewachsener Mann.“

„Und sie springen – einfach so, obwohl sie so schwer sind, was?“

„Ja, natürlich. Ich habe sie ja eben selbst gesehen.“

„Dann laß sie doch springen“, riet der Profos, „aber hör mit dieser dämlichen Zuckerei auf, davon wird man ganz verrückt.“

Der Profos hatte kaum ausgesprochen, als er selbst ziemlich verstört zusammenzuckte und ebenfalls abwehrend den Arm hob. Gerade wieder hatte sich ein Riesenfisch auf eine kurze Flugreise begeben und war dabei so hoch gesprungen, daß er Carberry nur um Haaresbreite verfehlte.

Smoky grinste süffisant.

„Eben warst du der Zuckerer“, erklärte er. „Hör doch mit dieser dämlichen Zuckerei auf, davon wird man ja ganz verrückt.“

Die anderen, die dem hochintelligenten Dialog lauschten, grinsten ausnahmslos.

„War nicht so gemeint“, sagte Carberry einlenkend. „Aber das Biest tauchte ganz überraschend auf, und da kriegt man einen Schreck.“

„Eben“, sagte Smoky, „eben, eben. Mich plagt da aber ein ganz anderer Gedanke, als ich die Knechte sah. Die könnte man doch zur Abwechslung in die Pfanne hauen. Es sind prächtige fette Burschen.“

„Hm, da hast du nicht ganz unrecht.“ Carberry überlegte und kratzte sich über seinen Dreitagebart. „Hm, wirklich prächtige und fette Burschen oder Knechte, wie du das nennst. Aber ich kenne die Fische nicht. Vielleicht sind sie giftig.“

„Dann muß der Kutscher her“, entschied Smoky, „der kennt alles.“

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