Roy Palmer - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 149

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 149: краткое содержание, описание и аннотация

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Galeonen, Karavellen und Karacken, die nach England segelten oder von dort zurückkehrten, hüteten sich, in die Nähe der Scilly-Inseln zu geraten. Das hatte seinen guten Grund, denn die Gewässer um diese verrufenen Inseln waren voller Untiefen, Klippen und Riffe. Schon viele Schiffe waren hier aufgelaufen und gesunken – Dramen, von denen noch hier und da die Wrackteile zeugten, die bei Ebbe mahnend aus dem Wasser ragten. Bei Nebel war davon natürlich nichts zu sehen. Aber hören konnte man etwas: Kanonendonner! Und darum steuerten die Seewölfe mit Ihrer «Isabella» die Scillys an – neugierig waren sie schon immer gewesen…

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Impressum

© 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

ISBN: 978-3-95439-473-9

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

Nebelstreifen krochen wie Spukwesen flach über die nur mäßig bewegte See. Die Dämmerung stahl sich als Vorbote der Dunkelheit von Osten heran. Vom nicht mehr allzu fern liegenden Cornwall nahte die Nacht.

Handiger Wind aus Westen drückte die spanische Dreimast-Galeone „Asturias“ zu weit nach Lee – zu dicht auf Legerwall, in die gefährliche Nähe der Insel. Steil fielen die schwärzlichen Granitfelsen der Insel ins Meer ab. Sie schienen unterhalb des Wasserspiegels unverändert vertikal in große Tiefe hinabzustoßen. Aber eben dieser Eindruck war trügerisch, denn in der näheren Umgebung des Eilandes wimmelte es von tückischen Untiefen und Riffen – Schiffsfallen.

Kapitän Fernando Tarrega hatte die skelettartigen Wrackteile gesehen, die aus der Bucht einer anderen, weiter südlich liegenden Insel aufragten. Die Ebbe legte die Relikte vergangener Katastrophen frei und warnte alle Heransegelnden vor dem Schicksal, das auch sie treffen konnte.

Tarrega hatte de la Osas Entscheidung insgeheim verflucht. Aber Lopez de la Osa war der Kommandant und hatte den Oberbefehl. An seinen Beschlüssen gab es nichts zu rütteln. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, getreu seinem Auftrag auf einer der felsigen, unwirtlichen Scilly-Inseln zu landen und die Mission zu einem erfolgreichen Ende zu führen.

Eine Galeone hatte der Verband, der ursprünglich aus drei Schiffen bestanden hatte, bei einem Sturm in der Biskaya eingebüßt. Aber dieses Unglück hatte de la Osa nicht von seinem Vorhaben abbringen können. Er hatte die wenigen Überlebenden der gesunkenen Galeone „Paraiso“ an Bord genommen, die Sturmschäden an dem Flaggschiff „Santissima Trinidad“ und der Galeone „Asturias“ ausbessern lassen und die Reise mit unverändertem Ziel fortgesetzt.

Jetzt schickte das Flaggschiff „Santissima Trinidad“ sich an, auf der Suche nach einer Bucht zum Ankern das Nordufer der Insel zu runden – und Fernando Tarrega hatte die Order, seinem Befehlshaber zu folgen.

„Profos!“ rief Tarrega seinem Zuchtmeister von der vorderen Schmuckbalustrade des Achterdecks aus zu. „Wir luven an und gehen über Stag. Wir fahren einen Kreuzschlag, um mehr Abstand zu der verdammten Insel zu gewinnen. Wir sind zu nah dran, verstanden?“

Der Profos wandte sich auf der Kuhl um und blickte zu seinem Kapitän auf. „Si, Senor.“

„Ganz meine Meinung“, sagte der erste Offizier der „Asturias“ hinter Tarrega, als der Zuchtmeister jetzt seine Befehle rief. „Wir riskieren noch Kopf und Kragen, ehe wir die Insel im Norden gerundet haben.“

„Kreuzen ist da die einzige Möglichkeit“, entgegnete Tarrega und drehte sich zu dem Mann um. „Wir verlieren zwar etwas Zeit, aber das nehme ich lieber in Kauf als die Gefahr, jeden Moment auf Grund zu laufen.“

„Wir verlieren nur den Kontakt zur ‚Santissima Trinidad‘, Senor“, gab der Erste zu bedenken. „Sie ist schon mehr als eine Kabellänge von uns entfernt und fällt in diesem Moment ab. Gleich ist sie hinter den Felsen der Nordküste verschwunden. Sie ist kaum noch zu erkennen, so schlecht wird jetzt die Sicht.“

Tarregas Züge waren verkniffen. Das ganze Unternehmen zehrte erheblich an seinen Nerven. „Lassen Sie dem Comandante signalisieren, zum Teufel noch mal, damit er sich keine unnötigen Sorgen bereitet. Und schicken Sie einen Mann auf die Galionsplattform, er soll die Wassertiefe ausloten und …“

Tarrega wurde unterbrochen, denn eine Urgewalt schien in diesem Augenblick die Galeone hochzuheben und zu schütteln. Der Schiffsrumpf dröhnte, knirschte und schien auseinanderzubrechen. Tarrega und sein erster Offizier klammerten sich an der Handleiste der Balustrade fest und blickten voll Entsetzen auf die Männer, die auf dem Hauptdeck durcheinandergeworfen wurden. Das war ein bunter, fluchender Haufen von Leibern und Gliedmaßen, und mittendrin steckte der Profos, der keine Chance hatte, Disziplin in das Getümmel zu bringen.

In einer Art von gewaltigem Stöhnen krängte die „Asturias“ ein Stück nach Steuerbord und lag dann still.

Tarregas Finger verkrampften sich um die hölzerne Handleiste.

„Allmächtiger Gott im Himmel“, sagte er. „Ich habe es geahnt. Ich habe gewußt, daß es so kommt, al diablo, ich habe mich wie ein Narr benommen und kriege jetzt die Rechnung dafür präsentiert.“ Er atmete einige Male tief durch, dann hatte er etwas von seiner Fassung wiedererlangt.

„Erster, lassen Sie um Himmels willen der ‚Trinidad‘ signalisieren.“

„Zwecklos, Senor. Sie hat sich unserer Sicht ganz entzogen. Die Felsen liegen zwischen uns und ihr.“

„Verflucht! Der Comandante hat von unserem Mißgeschick nichts mitgekriegt?“

„Anscheinend nicht.“

Fernando Tarrega sah erschüttert in den dichter werdenden Nebel und die Schatten der schleichenden Abenddämmerung. Eine Barrikade schien ihn jetzt von dem Flaggschiff zu trennen, eine Barriere der Unruhe und Ungewißheit. Eine gefährliche Situation, so dicht in der Nähe des Feindes – eine Begebenheit, die den Spaniern leicht zum endgültigen Verhängnis werden konnte.

Tarregas Blick glitt zurück zum Deck. „Profos!“ rief er. „Ist jemand verletzt?“

„Nein, Senor, aber wir sind aufgelaufen und sitzen offenbar hoffnungslos fest.“

„Als ob ich das nicht wüßte. Schikken Sie ein paar Leute ins Schiff hinunter und lassen Sie die Lecks abdichten. Lassen Sie ein Boot abfieren, ich will mir die Bescherung von außen ansehen, solange es noch nicht ganz dunkel ist.“

„Si, Senor!“

Kurze Zeit später war Tarrega mit dem ersten und dem zweiten Offizier sowie dem Bootsmann in Lee des Schiffes in das Beiboot abgeentert und ließ sich an der Bordwand entlangpullen. Einer der Rudergasten lotete die Wassertiefe aus. Sie betrug in Bugnähe nur noch knapp einen Faden, so daß ein ausgewachsener Mann hier Grund unter seinen Füßen hatte, wenn er aus dem Boot ins Wasser stieg.

„Tauchen“, sagte Tarrega.

Zwei Decksleute erhoben sich auf einen Wink des Bootsmanns hin von den Duchten und entledigten sich ihrer Kleidung bis auf ihre dreiviertellangen Hosen. Sie kletterten ins Wasser und konnten tatsächlich stehen. Das Seewasser war in diesen Breiten zwar nicht so warm wie um dieselbe Jahreszeit vor Spaniens und Portugals Küsten, aber die Temperatur war immer noch hoch genug, um ein angenehmes Schwimmen zu ermöglichen. Rasch zogen die Männer sich unter die Oberfläche zurück und begannen mit der Untersuchung.

Als der eine wieder auftauchte und auf das Bootsheck zuhielt, blickte Tarrega ihn in einer Mischung aus Spannung und Furcht an. „Nun?“

„Senor, das Licht unter Wasser ist sehr schlecht, aber wir haben trotzdem noch etwas feststellen können“, antwortete der Mann etwas außer Atem. Er verharrte neben dem Boot und konnte nun wieder auf dem Grund stehen. „Unser Schiff hat keine nennenswerten Beschädigungen.“

„Keine Lecks?“

„Ich glaube nicht.“

„Glauben, glauben“, sagte der Kapitän zornig. „Glauben ist nicht wissen.“

Der zweite Taucher war jetzt ebenfalls zurückgekehrt, und Tarrega richtete an alle beide die Frage: „Besteht die Möglichkeit, daß die ‚Asturias‘ aus eigener Kraft wieder von diesem dreimal verfluchten Felsenriff freikommt? Ich will die Wahrheit wissen.“

„Es ist unmöglich, Senor“, erwiderte der eine Taucher.

„Bei Ebbe völlig ausgeschlossen“, fügte der andere hinzu.

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