Fred McMason - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 87

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 87: краткое содержание, описание и аннотация

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Remata de males hieß das Kaff an der Ostküste Südamerikas. Das Nest trug diesen Namen zu Recht, es war der Höhepunkt allen Übels. Aber die Seewölfe mußten Remata de males anlaufen, um ihren Proviant zu ergänzen. Zu spät merkten sie, was sich für Schnapphähne an diesem Küstenort versammmelt hatten. Carberry, der eiserne Profos, war der erste, der sich mit einem Mestizen anlegte und mit den Fäusten für Ordnung sorgen mußte. Aber das war nur das Präludium, denn dann ging es Schlag auf Schlag- und um die Schätze einer versunkenen Stadt....

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Impressum

© 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

ISBN: 978-3-95439-411-1

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

1.

Remata de males nannten die Spanier das winzige Kaff, das dem Städtchen Alcántara vorgelagert war.

Remata de males, das hieß soviel wie: Höhepunkt allen Übels, und das Nest trug diesen Namen zu Recht, denn es bestand nur aus ein paar zusammengehauenen Pfahlhütten und einer Kneipe.

Diese Kneipe hatte es allerdings in sich. Hier trafen sich Spanier, Mestizen, abgetakelte Seeleute, Piraten, Abenteurer und Schnapphähne.

Hier, beim einäugigen Pedro, dem Besitzer der Kneipe, ergänzten manchmal aber auch Schiffe ihre Vorräte, denn der Aasgeier Pedro konnte vom Tabak bis zum ausgeschlachteten Wasserschwein alles liefern, was die Besatzungen brauchten.

An diesem späten Nachmittag herrschte Hochbetrieb.

Das arbeitsscheue Gesindel und die Huren feierten den Fund, den Blatternarben-Jo auf die Theke gelegt hatte. Es war eine kleine goldene Statue, ungewöhnlich schwer, und sie stellte einen Gott mit zwei Köpfen dar, der grimmig in die eine Richtung und milde lächelnd in die andere blickte.

„Nun sag schon endlich, was du dafür ausspuckst!“ schrie der riesige Blatternarben-Jo den Wirt an. „Und gib mir, verdammt noch mal, einen Cachassa, du Bastard!“

„Du bist wieder mal besoffen“, stellte Pedro fest. Sein eines Auge funkelte den Mestizen an, das andere bestand aus einer dunklen, furchterregenden Höhle.

Eine glutäugige Schöne mit langen schwarzen Haaren, perlweißen Zähnen und einem heißen Blick wie die Fieberflammen der Urwaldhölle schob sich an den Mestizen heran und hakte sich bei ihm unter.

„Trinkst du den Cachassa heute allein, Jo?“ fragte sie girrend.

„Eine Runde“, erwiderte Blatternarben-Jo, „und sag endlich, was das Ding wert ist, verdammt!“

Pedro, der Aasgeier, schwieg, aber in seinem Auge glomm ein Licht auf, als er die achtlos auf die Theke gestellte Statue musterte.

Zunächst füllte er die Becher und wartete, bis der scharfe brasilianische Zuckerrohrschnaps in den durstigen Kehlen verschwunden war. Die Kerle waren verrückt, bei dieser Treibhaushitze das wahnsinnige Höllengebräu zu saufen, dachte er. Aber es kostete ja ihr Geld, und er verdiente daran nicht schlecht.

„Viel kann ich dir dafür nicht geben“, sagte er schließlich mißmutig. „Was soll ich mit der Figur anfangen? Glaubst du etwa, ich sammle diese Dinger?“

„Du Aasgeier willst mich bloß bescheißen“, fuhr der Mestize hoch. Sein Gesicht war von Hunderten kleiner Narben entstellt. Wenn er wütend und betrunken war, dann gingen sie ihm alle gern aus dem Weg. Nur der glutäugigen Pepita gelang es immer wieder, den häßlichen Riesen zu besänftigen.

Der Aasgeier Pedro störte sich nicht an den Worten, sie ließen ihn kalt, und so ganz nebenbei fragte er: „Wo hast du die Dinger eigentlich her? Geklaut?“

„Haha, das möchtest du wissen, was?“ Blatternarben-Jo lachte den Wirt höhnisch an.

Aus der hinteren Ecke erhob sich taumelnd ein kleiner Mann Es war einer der „Bambusindianer“, wie Pedro sie nannte, ein Eingeborener, der dem Suff verfallen war und nur noch in Pedros Kneipe herumhockte, den Gitarrenklängen lauschte und den Huren nachstellte, bei denen er jedoch nie landen konnte. Braunhäutig und klein, ein Blasrohr um die Hüfte geschnallt, trottete er an die Theke. Beim Grinsen entblößte er schlechte braune Zahnstummel. Mit der rechten Hand tastete er Pepitas Kurven ab, die sich aber umdrehte und dem Kleinen eine schallende Ohrfeige gab.

Aasgeier Pedro lachte dröhnend, und Blatternarben-Jo wischte den Kleinen wie ein lästiges Insekt zur Seite.

„Hau ab, du Witzfigur“, sagte er grollend, und als der Kleine taumelte, gab er ihm noch einen Stoß.

In den Augen des kleinen Indianers glomm es bösartig auf. Er hatte genug von diesen Demütigungen, er haßte diesen großen, ewig grölenden und besoffenen Kerl, der ihn immer wieder mit Fußtritten traktierte, aber er kam nicht gegen ihn an.

Blitzschnell griff er nach der goldenen Statue, hob sie hoch und schleuderte sie aus dem Loch, das sie hier Fenster nannten.

Die Statue fiel in den Rio Grajau, der hier mit dem Pindaré zusammenfloß und in den Atlantik strömte.

Dort, direkt unter der Pfahlbau-Kneipe, hausten die stumpfnasigen Krokodile, da lebte der schleimige Hundskopf, mit einem Körper wie ein Aal und einem Kopf, der nur aus einem riesigen gierigen Rachen bestand. Da flitzten die kleinen Stachelflossler, die den Menschen, die in den Fluß fielen, in alle Körperöffnungen schlüpften, dann nicht mehr zurück konnten und bei vielen schon den Tod herbeigeführt hatten.

Dann gab es noch die kleinen silbernen bulligen Fische mit dem dreieckigen Maul und der geradezu unglaublichen Gefräßigkeit, deren scherenartiges Gebiß sie befähigte, Mensch oder Tier in ein paar Minuten restlos zu skelettieren. Piranhas, die Schrecken der Brackwasserströme.

Genau dort hinein fiel die goldene Statue.

Pepita, Pedro, Blatternarben-Jo und die anderen Gäste, die sich im halbdämmerigen Grünlicht in den Ecken herumdrückten, waren einen Augenblick wie erstarrt.

Niemand sprach einen Ton, alle starrten den Bambusindianer an, der es gewagt hatte, den riesigen Mestizen auf diese Art zu beleidigen.

„Schlag ihn tot, diesen braunen Hund, Jo!“ kreischte eine weibliche Stimme aus dem Hintergrund. „Ich würde mir das nicht gefallen lassen!“

„Ich auch nicht“, stimmte Pedro in den Chor ein und langte nach dem Eingeborenen. Er drehte ihm den Arm auf den Rücken und hielt ihn fest, bis der Kleine sich vor Schmerzen wand.

Über das häßliche Gesicht des Mestizen huschte ein schmieriges Grinsen. In sadistischer Vorfreude sah er den zitternden Indianer an. Dann schnippte er ihm den Finger ins Gesicht. Betont langsam zog er sein Messer, strich damit über seinen Handrücken und grinste wieder.

„Mal sehen, ob die Klinge durch deinen mickrigen Wanst durchgeht. Das würde mich wirklich interessieren.“

Ebenso langsam, wie er das Messer gezogen hatte, holte er aus, als der Kleine gellend aufschrie.

„Ich wollte es nicht!“ schrie er.

Blatternarben-Jo sah ihn interessiert an. Er nickte, als sei soeben ein Plan in seinem Schädel gereift.

„Wenn ich dir das Ding zwischen die Rippen stecke, kriege ich den Goldmann nicht wieder“, sagte er nachdenklich, „denn wer würde schon in diesen lausigen stinkenden Fluß steigen und sich von den Krokodilen oder Piranhas fressen lassen. Nein, nein, du hast den Goldmann hineingeworfen und du wirst ihn auch wieder ’rausholen. Jetzt gleich! Noch einen Schnaps, Pedro!“

Nackte Angst stand in dem Gesicht des Eingeborenen, als Pedro den Schnaps eingoß und Blatternarben-Jo ihn mit einem Zug hinunterkippte.

Er war hier geboren und aufgewachsen, er kannte jede Ecke der beiden Flüsse, er kannte die verseuchten Wälder und die gierigen Bestien. Aber in den Fluß traute er sich nicht. Nur ein Verrückter würde da hineinsteigen, einer der sich selbst umbringen wollte.

„Gut, ich hole den Goldmann“, sagte er schnell, „jetzt gleich, auf der Stelle.“

Der Mestize grinste und klopfte dem Kleinen gönnerhaft auf den Rücken.

„Natürlich würdest du nie auf die Idee verfallen, einfach abzuhauen und dich nie wieder sehen zu lassen, nicht wahr?“ fragte er.

„Nein, ganz bestimmt nicht, daran würde ich nie denken.“

Die Umstehenden grinsten, auch der einäugige Pedro lachte laut.

Der kleine Buschmann würde wie ein Blitz verschwinden, wenn sie ihn erst einmal losließen, das wußten sie alle, denn gerade er kannte die Gefahren noch besser als jeder andere.

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