Roy Palmer - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 91

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 91: краткое содержание, описание и аннотация

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Querab der Falkland-Inseln blieb der schwarze Segler der Roten Korsarin in einem riesigen Tangfeld stecken, dem die Seewölfe mit ihrer «Isabella» gerade noch hatten entgehen können. Dann tauchten zwei spanische Kriegsgaleonen auf, die dachten, leichtes Spiel mit den beiden Freibeuter-Schiffen zu haben. Aber die eine Kriegsgaleone schickten die Seewölfe in den Keller – und dann griff der riesige Walbulle an, dessen Herde unversehens in das laufende Gefecht geraten war. Und diesem Monster von Wal war es gleichgültig, ob er die Beiboote von Spaniern oder Engländern zertrümmerte…

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Impressum

© 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

ISBN: 978-3-95439-415-9

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

Auf dem schwarzen Schiff von Siri-Tong standen plötzlich alle Zeichen auf Sturm.

Flanagan hockte wie erstarrt da. Sein Gesicht hatte sich zu einer widerwilligen Grimasse verzogen. Als er die Fassung halbwegs wiedererlangte, stieß er zunächst einen ächzenden Laut und dann eine lästerliche Verwünschung aus.

Haßerfüllt blickte er zu Rod Bennet. Bennet war um die Vierzig, dick und ziemlich träge. Links auf dem Kopf hatte er keine Haare mehr. Er „borgte“ sie sich immer von rechts und pappte sie mit viel Öl auf seinem Schädel fest. Niemand an Bord rief ihn jemals Rod Bennet, alle nannten ihn Cookie – seiner Hauptaufgabe gemäß.

„Du“, sagte Flanagan, „du Ratte, du gemeine Kombüsenratte.“

Der Zwist zwischen den beiden war nie richtig beigelegt worden. Er hatte nur geruht, aber eine Kleinigkeit genügte, um ihn von neuem wie Feuerglut zu schüren.

Cookie, der im offenen Kombüsenschott stand und noch voll mit der Essensausteilung beschäftigt war, verhielt. Erstaunt sah er den Landsmann an. Ja, sie waren beide Engländer, hatten aber darüber hinaus nichts gemeinsam.

„Was fällt dir ein, mich zu beleidigen, Flanagan?“ fragte Cookie. Während er das sagte, hatte er wirklich keine Ahnung, was Flanagans Wut hervorgerufen hatte, aber er witterte über den Kübel mit dem dampfenden Eintopf weg, daß es mächtigen Verdruß geben würde.

„Diesmal bist du dran“, sagte Flanagan.

Der Stör, der als nächster mit dem Essenfassen an der Reihe war, wandte sich mit gedämpfter Stimme an Cookie. „Geh nicht darauf ein. Du weißt doch, wie leicht Flanagan auf die Palme geht.“

„Ich weiß nicht, was ich verbrochen haben soll“, sagte Cookie verwirrt.

Mit dem streitsüchtigen Flanagan hatte er sich schon ein paarmal in die Wolle gekriegt. Ganz schlimm war es geworden, als sie sich kurz vor dem südlichen Wendekreis und Rio de Janeiro befunden hatten – vor dem Orkan. Da war Flanagan durch ein Versehen Cookies Küchenabfall ins Gesicht geflogen – und Flanagan hatte ihn mit dem Messer töten wollen. Er hatte nicht einmal auf Siri-Tong gehört. Dafür war er zu vier Tagen Vorpiek verdonnert worden.

Flanagan hatte sich gebeugt. Er war kein Meuterer. Er sah ein, daß die Rote Korsarin an Bord ihres Schiffes gleich nach dem lieben Gott kam. Sie war der Kapitän, was sie sagte, mußte getan werden und damit basta.

Aber sein leicht reizbarer, aufbrausender Charakter blieb. In der Beziehung war er noch ungenießbarer als Hilo, der hellhäutige Neger, den Siri-Tong und Thorfin Njal gleichfalls auf Tobago aufgelesen hatten. Daran konnte auch die Vorpiek, die eine Art Vorhof zur Hölle war, nichts ändern.

„Du Ratte“, sagte Flanagan noch einmal. „Das wirst du mir büßen.“

Er saß auf den Stufen des Backbordniederganges, der auf das Vorderkastell hinaufführte. Der Napf mit dem wäßrigen Eintopf ruhte auf seinen Knien. Er hielt ihn mit der einen Hand, in der anderen hatte er den Löffel. Eine Weile hatte er in dem Zeug herumgestochert. Jetzt hob er langsam, geradezu ostentativ den Löffel.

„Das ist es also“, murmelte Oleg, der neben dem Stör stand. „Du hast mal wieder einen Teufelsfraß verbrochen, Cookie. Was ist dir diesmal in die Brühe gefallen, he? Eine Kakerlake?“

Cookies Gesicht legte sich in traurige Falten. Es sah aus, als wolle er jeden Augenblick losheulen. Aber das konnte ihn auch nicht retten. Er, der die Kombüse und Bottlerei des schwarzen Schiffes in Alleinregie betrieb, hatte ohnehin nicht den besten Ruf. Wer wollte da schon zu seiner Verteidigung einspringen? Seine Pfannen waren bekanntlich nicht die saubersten, und an seinen Töpfen klebten meistens die letzten Kohlreste.

Lautete nicht seine Devise: An einer Kakerlake in der Suppe ist noch niemand gestorben, außer der Kakerlake? Und hatten die Männer ihn nicht schon öfter gepackt, in die Kombüse gezerrt und mit dem Hintern ins Holzkohlefeuer gesetzt – wenn der Fraß allzu miserabel gelungen war?

So etwas endete meistens in einer allgemeinen Prügelei in der Kombüse. Cookie war kein Engel, ganz gewiß nicht. Aber wenn’s nach ihm ging, blieb es beim Gebrauch der Fäuste. Flanagan hatte indes andere Ansichten.

Wie hypnotisiert blickte Cookie auf Flanagans Löffel. Ein paar Tropfen Brühe fielen in den Napf zurück, aber nicht das war es, was den Schiffskoch so verblüfft starren ließ.

Von der Löffelfläche hob sich etwas Großes ab. Es war schlecht zu erkennen: grasgrün, glitschig, fladengroß. Alles in allem sah es verdammt eklig aus.

„Hölle und Teufel, was ist denn das für ein Glubber?“ fragte der Stör.

Flanagan entgegnete gepreßt: „Das möchte ich auch gern wissen.“

„Moment mal!“ rief jetzt Cookie. „Dafür bin ich nicht verantwortlich. He, Flanagan, du kannst mir nichts am Zeuge flicken, diesmal nicht, denn ich hab das Ding da nicht in den Brei getan!“

„Wer dann?“ fragte Flanagan beinahe sanft. „Wer hat’s hineingeschmuggelt, hm?“

Schweigen breitete sich aus. Zu hören war nur das Rauschen der gegen den Viermaster anrollenden Seen, das Knarren der Blöcke und Rahen, das Pfeifen und Wispern des Windes. Im Osten, also an Backbord des schwarzen Schiffes, segelte die „Isabella VIII.“ auf Parallelkurs, aber der widmete in diesem Augenblick nicht einmal Siri-Tongs Ausguck seine Aufmerksamkeit. Auf dem Viermaster „Eiliger Drache über den Wassern“ hatte alles nur noch Augen für die beiden Zankhähne.

Flanagan hob den Löffel noch ein Stück höher. Dann bewegte er ihn sehr vorsichtig nach rechts, so, als könne er durch eine unbedachte Geste etwas zerstören, als handle es sich bei dem widerwärtigen Objekt um etwas Wertvolles.

Unversehens zuckte sein Arm wieder vor. Die gelee-ähnliche Masse schoß vom Löffel, torkelte durch die Luft und erreichte Cookie, bevor dieser reagieren konnte. Mitten ins Gesicht kriegte er den Glubber. Cookie taumelte zurück, stieß gegen das Kombüsenschott und setzte sich auf seinen Achtersteven. Das gab einen dumpfen Laut, der bis zum Achterdeck zu hören war.

Juan, Siri-Tongs Bootsmann, begann zu lachen.

Außer ihm lachte aber keiner, denn Flanagan hatte Napf und Löffel weggestellt und sein Messer gezückt. Er erhob sich. Mit schleichenden Schritten verließ er den Niedergang und wandte sich der Kombüse zu.

„Hört auf“, sagte Barry Winston. „Ihr seid jetzt quitt, Flanagan. Cookie hat dir Abfall ins Gesicht geschüttet, und jetzt hast du’s ihm heimgezahlt. Was willst du also noch?“

„Verhindern, daß er jemals wieder was Ähnliches ausheckt“, sagte Flanagan. Er hob das Messer. Die lange, scharfe Klinge blinkte matt.

Cookie sah ihn anrücken und stieß einen entsetzten Laut aus. „Das kannst du doch nicht tun! Bist du des Teufels?“ Mit der Rechten tastete er dabei schon nach einem seiner großen Küchenmesser.

„Laß den Unsinn“, mahnte Juan, der Bootsmann. Er war plötzlich stokkernst. „Du weißt, daß du Ärger kriegst, Flanagan.“

„Mit dir, Juan?“

„Nein, nicht mit mir.“

„Dann geh aus dem Weg.“

Juan zauderte noch, da wehte vom Achterdeck eine helle, scharfe Stimme herüber.

„Flanagan!“

Der Ausruf seines Namens genügte, Flanagan zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Er verhielt. Noch hatte er sein Messer stoßbereit erhoben, doch in seinem Geist arbeitete es heftig. In diesem Moment gelang es ihm plötzlich doch, sich zu bezwingen und für und wider der Sache abzuwägen.

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