Fred McMason - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 93

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 93: краткое содержание, описание и аннотация

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Die «Roaring Forties» – die «Brüllenden Vierziger» -, jene von Westwinden durchtoste Zone südlicher Breiten, hatten sie unbeschadet überstanden, aber als sie vor der Magellanstraße standen, schlugen die Elemente zu, hart, erbarmungslos und brutal. Schon viele Stürme hatten die Seewölfe abgeritten und dem Teufel ein Ohr abgesegelt, aber das war nichts gewesen im Vergleich zum Kap der Stürme. Sie liefen vor Topp und Takel südostwärts und entfernten sich immer weiter vom Kap. Und dann zerschlug ein haushoher Brecher das Ruderhaus der «Isabella» und nahm den Kompaß mit. Erst jetzt begann die Hölle…

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Impressum

© 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

ISBN: 978-3-95439-417-3

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

„Dan O’Flynn!“ schrie der alte O’Flynn seinen Sohn an. „Was, zum Teufel, stehst du da herum und glotzt in die Gegend? Das Mädchen ist längst verschwunden, wir haben die Roaring forties hinter uns gelassen und segeln auf Kap Horn zu! Aber du hast immer noch diese Flausen in deinem verdammten Dickschädel. Wenn du lausiger Bock nicht so alt wärst, würde ich mein Holzbein abschnallen und dich einmal ordentlich durchwalken, du Lümmel!“

Der junge O’Flynn gab keine Antwort. Aber das Verträumte aus seinem Blick verschwand, und er riß sich zusammen.

Klar, der Alte hatte recht, dachte er, sie hatten die Roaring forties, die brüllenden Vierziger, hinter sich gelassen, jene Zone mit ewig wildem, brüllendem Westwind, und nun wurde es langsam Zeit für ihn, sich das Mädchen Severa aus dem Kopf zu schlagen, die Baskin, in die er sich so verknallt hatte.

Sein Traum von dem schönen Mädchen brach jäh ab, und die rauhe Wirklichkeit sprang ihn an.

Die „Isabella“ segelte mit Vollzeug bei südwestlichen Winden über Backbordbug durch gischtiges aufgewühltes Meer.

Ein paar Tage lang war es verhältnismäßig ruhig gewesen, doch seit sie den fünfzigsten Grad südlicher Breite überschritten hatten, war es wieder losgegangen. Schralender Wind, Kreuzseen, diesiges Wetter, bis er dann wild und stetig aus Südwest blies.

Vielleicht würde ein ausgewachsener Orkan daraus werden, überlegte Dan, und wenn das der Fall war, waren sie nicht einmal in der Lage, einen Hafen anzulaufen, denn hier gab es weit und breit keinen, der ihnen Schutz geboten hätte.

Doch die Seewölfe verließen sich auf die „Isabella“, die wie ein Pfeil vor dem Wind herjagte, jede hohe Woge mühelos abritt, dem Meer trotzte und sich ihm entgegenwarf, bis es mit langen Wasserschleiern ihren Bug und das Vorschiff übergischtete.

Dan O’Flynn löste den Schweden Stenmark im Großmars ab und enterte auf. Stenmark zog ein schiefes Gesicht.

„Mann, ich bin durchgefroren bis auf die Knochen“, sagte er. „Nimm dir lieber noch eine Jacke mit, der Wind bläst verdammt hart durch die Segeltuchverkleidung.“

„Ich werd’s schon aushalten“, sagte Dan einsilbig.

Sein Liebling Arwenack, der Schimpanse, war diesmal nicht dabei. Der hockte, bekleidet mit einer Leinenhose und einer Jacke, die der Segelmacher Will Thorne ihm genäht hatte, in Hasards Kammer. An Deck war es zu kalt für ihn geworden, genauso wie für Sir John, den bunten Aracanga-Papagei aus dem Amazonas. Für ihn hatte der rothaarige Schiffszimmermann Ferris Tukker einen hölzernen Käfig gebastelt, in dem er jetzt hockte und an den Stäben nagte.

Auf der „Isabella“ gab es zu diesem Zeitpunkt keinen, der nicht beschäftigt war.

Der größte Teil der Männer wußte ungefähr, was ihnen bevorstand, sie hatten es schon einmal erlebt. Die Durchquerung der Magellanstraße nämlich, und denen, die dabeigewesen waren, war noch deutlich das Kap der Dämonen in Erinnerung.

An Deck wurde ohne Pause gearbeitet und geschuftet. Die Räume waren extra verschalkt worden, man hatte das laufende und stehende Gut einer sorgfältigen Prüfung unterzogen. Die Beiboote mußten wasserdicht verpackt werden, und nun wartete Will Thorne nur darauf, daß der Wind etwas nachließ, damit er die Schlechtwettersegel anschlagen konnte. Die Segel, die sie jetzt fuhren, würden nicht mehr lange halten, wenn der Sturm immer stärker blies, wenn es kalt und eisig wurde.

Schon jetzt wurden an Deck Strecktaue gespannt, Schlepptrossen gegen das Querschlagen des Schiffes ausgelegt und immer wieder überprüft, nachgesehen, gemustert.

Carberry war hier und da, purrte die Männer hoch, motzte in seiner üblichen Art und scheuchte die Seewölfe mal hierhin, mal dahin, bis alles seine Richtigkeit hatte.

Die schwersten Trossen lagen jetzt bereit und konnten sofort ausgefiert werden, wenn der Sturm an Heftigkeit zunahm.

Auf dem Achterkastell des Schiffes standen Pete Ballie und Gary Andrews zusammen am Ruder. Die grobe See zerrte, riß und drückte am Ruderblatt, und der Rudergänger hatte alle Hände voll zu tun, um das Schiff auf Kurs zu halten. Deshalb waren sie zu zweit.

Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, hantierte zusammen mit Ben Brighton mit dem Jakobsstab, mit Lineal und Seekarten, und immer wieder zerbiß der Seewolf dabei einen Fluch zwischen den Zähnen.

„Diese verdammten lausigen Karten“, sagte er. „Man findet sich nur sehr schwer damit zurecht, weil sie zu ungenau sind. Hier unten stimmt doch so gut wie nichts mehr!“

„Ja, leider“, sagte Ben Brighton. „Deshalb kann ich auch die Position nicht genau berechnen. Meiner Schätzung nach müßten wir die Magellanstraße jedoch in etwa vier Stunden erreichen.“

Der Wind pfiff und heulte übers Achterkastell, sang in den Luvwanten, jaulte an den Pardunen vorbei. Die Blöcke und Taljen ächzten und knarrten, Taue spannten sich, bis sie rack waren, und gaben dann langsam wieder nach.

Hasard konnte seinem Ersten keinen Vorwurf machen. Ben gab sein Bestes, das wußte er. Die Seekarten waren schuld, in ihnen waren keine Abdriften verzeichnet, in ihnen gab es Buchten, die in Wirklichkeit nicht existierten. Da waren vorgelagerte Felsen im Meer, die auf den Karten nicht eingezeichnet waren, und dennoch mußten sie genau navigieren, denn dies war die gefährlichste Ecke der ganzen Welt, dazu noch im Dezember des Jahres 1583, der wildesten Zeit, die es südlich der Roaring forties gab.

Hasard warf einen Blick zurück. Hinter ihnen sollte Siri-Tong mit dem schwarzen Segler sein, doch von dem Schiff war weit und breit nichts zu sehen.

Er hatte sich ohnehin nicht der Illusion hingegeben, daß sie Seite an Seite segeln würden, das war in diesen südlichen Breiten einfach unmöglich. Hier, an dieser Ecke, waren bisher immer sämtliche Schiffsverbände zersplittert und hatten sich verloren. Von manchen hatte man nie wieder etwas gehört.

Ben hatte den Blick des Seewolfs bemerkt.

„Sie werden nicht weit hinter uns sein“, meinte er, „das Wetter verschlechtert sich, man kann keine zwei Meilen mehr sehen. Wahrscheinlich stecken sie in der düsteren Bank da achtern!“

Hasard nickte nur, nahm das Spektiv, zog es auseinander und sah hindurch.

Nichts zu sehen außer rollenden Wogen, langer Gischt, die darüber hinwegwehte, und dem Horizont, der mit dem bleigrauen Himmel verschmolz. Man sah nicht mehr, wo das Meer aufhörte und der Himmel begann. Beide Elemente hatten sich scheinbar vereinigt und waren eins geworden.

Das Land, ebenfalls nur noch ganz schwach und undeutlich durch das Spektiv zu erkennen, war schroff, felsig, kahl und trostlos. Ab und zu blies eine Fontäne aus dem Meer, Wale tauchten auf, die die „Isabella“ neugierig ein Stück begleiteten und dann wieder in der schäumenden See verschwanden.

Etwas später begann das, was der Seewolf befürchtet hatte. Der stetig blasende Südwestwind schlief ein. Unmerklich erst, dann immer schneller nachlassend, legte er sich. Nur die Wogen verloren nichts von ihrer Stärke. Pausenlos rollten sie heran, hoben das Schiff hoch, setzten es in die gähnenden Abgründe riesiger Täler und wiederholten Sekunden später das gleiche Spiel.

Will Thorne, der Segelmacher, erschien auf dem Achterdeck. Sein Gesicht war sorgenvoll verzogen, als er mit dem Daumen in die Takelage deutete.

„Kann sein, daß jetzt gleich Böen einfallen“, sagte er, „genausogut ist es möglich, daß wir stundenlang in einer Flaute treiben. Daher sollten wir uns jetzt entscheiden. Schlagen wir die Schlechtwettersegel an, oder lassen wir das andere Zeug stehen?“

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