Davis J. Harbord - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 272

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 272: краткое содержание, описание и аннотация

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Damals vor zwölf Jahren, hatten die Seewölfe den Pulverturm des Seeforts San Sebastian in Cadiz gesprengt. Dieses Mal nahmen sie sich die Pulverkammer vor, die direkt neben dem Kerker lag. Big Old Shane übernahm das, ermahnt von Hasard, die Lunten nicht zu kurz auszuwählen, denn schließlich hatten sie nicht die Absicht, sich unter Trümmern begraben zu lassen. Das klappte dann auch alles prächtig. Sie befanden sich bereits außerhalb der Festung bei dem Brunnen, durch den sie eingestiegen waren, als die Stichflamme mindestens fünfzig Yards hoch in den Nachthimmel schoß. Eine Druckwelle raste heran, aber da lagen sie schon alle platt auf den Bäuchen. Dann donnerten die Explosionen, und der Kerker flog auseinander. Aber als die Mauerbrocken durch die Gegend segelten, wurde es gefährlich…

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Impressum

© 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

ISBN: 978-3-95439-669-6

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

1.

28. Juni 1592, nachmittags, querab von Cadiz.

Da drüben an Steuerbord, weit vorgeschoben in die See ragend, lag das verdammte Küstenfort San Sebastian, jene Zitadelle von Cadiz, in der Philip Hasard Killigrew Ende Mai 1580 hatte exekutiert werden sollen. Und wiederum viele Jahre später – Ende April 1587 – hatte dieser selbe Philip Hasard Killigrew versucht, Menschlichkeit walten zu lassen, als Admiral Drake mit einem Riesenaufgebot englischer Kriegs- und Kampfschiffe in einem wüsten Bombardement über den spanischen Hafen hergefallen war.

Dieser Philip Hasard Killigrew stand an diesem Nachmittag an der Pinne einer kleinen Tartane, mit der er den Durchbruch vom Mittelmeer in den Atlantik erzwungen hatte – gegen die nordafrikanischen Piraten und gegen den Sturm aus Westen.

Mein Gott, dachte er, als er zu dem Fort hinüberschaute. Dort, zwischen diesen grauen Mauern, hatten sie dich als englischen Spion erschießen wollen. Zwölf Jahre war das her.

Und vor fünf Jahren bist du in dieser Bucht Admiral Drake in die Quere geraten, der entschlossen gewesen war, den Bürgern von Cadiz und allen auf der Reede ankernden Schiffen ein Massaker zu bereiten.

Und jetzt segelst du zum dritten Male in diese Bucht – mit einer winzigen Tartane und einem Restteil deiner Crew der alten stolzen kampferprobten „Isabella“, die der Wüstensand begraben hatte.

Fünf Männer der alten Besatzung schauten gleich ihm zu der Landzunge und dem Fort hinüber: Big Old Shane, Dan O’Flynn, Batuti, Gary Andrews und Matt Davies. Ja, und die beiden Rübenschweinchen Hasard und Philip, die damals, 1587, als Sechsjährige dabeigewesen waren.

Es war schon sonderbar, jetzt zum dritten Male Cadiz anzulaufen. Wenn die Spanier erfuhren, wer da auf der Tartane quer über die Reede segelte, würden sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um die sechs Männer und die beiden Jungen hinter Schloß und Riegel zu bringen – allen voran den Mann, der als „Seewolf“ bekannt war, hatte er doch als englischer Korsar in vielen Raids der spanischen Krone erheblichen Schaden zugefügt.

Daß dieser Mann mit seiner winzigen Besatzung gerade erst drei Segler der spanischen Marine, die als Vorpostenschiffe eingesetzt waren, in der Nähe von Kap Trafalgar versenkt beziehungsweise schwer beschädigt hatte, wußte man in Cadiz noch nicht. Allerdings wäre es auch absurd gewesen, den spanischen „Capitán Valdez“, wie er sich genannt und vorgestellt hatte, mit dem englischen Kapitän Killigrew, genannt der Seewolf, gleichzusetzen.

Aber man wäre sicherlich – so man ihn hatte – sehr erpicht darauf gewesen, diesen „Valdez“ etwas zu durchleuchten, hatte er doch rundweg abgelehnt, seinen Gefangenen an die drei Segler auszuliefern, deren Verbandsführer der Ansicht gewesen war, die spanische Krone habe ein „Anrecht“ auf diesen Gefangenen.

Aber Hasard hatte Uluch Ali – einen geläuterten Oberschnapphahn – an der Küste absetzen können.

Kurz darauf hatte er allerdings wieder Zuwachs an Bord erhalten, nämlich sieben total erschöpfte spanische Fischer, denen der Sturm ihr Schiff entmastet und damit dem Untergang geweiht hatte – wäre nicht die Tartane aufgetaucht und hätte die sieben Männer, die den Tod vor Augen hatten, zu sich an Bord genommen.

Hasard hatte drei waghalsige Manöver gefahren, um alle sieben Männer zu übernehmen, denn er hatte jedesmal damit rechnen müssen, daß ihm der entmastete Segler auf die Tartane krachte, wenn er zu dicht ranging.

Er war bei jedem der drei Manöver mit langsamer Fahrt in Lee des Wracks herangelaufen, hatte Wurfleinen hinüberwerfen lassen und dann die Männer über sein Heck an Bord gezogen.

So etwas brachte auch nur ein Philip Hasard Killigrew fertig, der die Tartane bei dem herrschenden Sturm segelte, als befände er sich mit ihr auf einem geruhsamen Ententeich. Er hatte eben das richtige Augenmaß und einen unheimlichen Instinkt für Welle, Seegang und Wind. Zum Glück hatten sie bereits die Sturmbesegelung gesetzt, kurz bevor der Sturm losgebrochen war.

Die sieben spanischen Fischer quollen über vor Dankbarkeit über ihre Rettung in buchstäblich letzter Minute, denn in ihrem zerschlagenen Zweimaster hatte das Wasser bereits bis zu den Luken gestanden.

Wie sich herausstellte, gehörten die Fischer zu dem kleinen Ort Puerto de Santa Maria am Rio Guadalete, der bei dem Nest in die Bucht von Cadiz mündete. Cadiz selbst lag durch die Bucht getrennt im Südwesten von Puerto de Santa Maria.

So hatte sich auch dieses Problem für Hasard gelöst, denn er war sich darüber im klaren gewesen, daß er unmöglich Cadiz hätte anlaufen können. Er mußte damit rechnen, daß Capitán de Mendez, der Verbandsführer der drei Segler, Cadiz ansteuerte, wenn er sein von Brandpfeilen beschädigtes Schiff wieder seeklar hatte.

Dummerweise hatte ihm Hasard als angeblicher „Capitán Valdez“ gesagt, er habe die Absicht, nach Cadiz zu segeln, um dort Xeres-Wein zu übernehmen, den sie nach Valencia bringen sollten.

Wenn dieser Capitán – oder noch schlimmer – sein Teniente de Rotta die Tartane in Cadiz entdeckte, würde der Teufel los sein. Und Hasard verspürte nicht die geringste Neigung, noch einmal mit diesen Señores zusammenzustoßen, zumal der Capitán bereits den Verdacht geäußert hatte, er, Valdez, sei überhaupt kein Handelsfahrer – und kein spanischer Patriot.

Beides war völlig richtig, und Hasard hatte sich wohlweislich gehütet, seine tatsächliche Identität kundzutun.

Aber vor den spanischen Fischern hatte er sie preisgegeben – in der nüchternen Einschätzung, daß sie weder ihn noch seine Männer verraten würden. Mit dieser Einschätzung hatte er recht gehabt – nicht, weil die Spanier ihren Lebensrettern zu Dank verpflichtet waren, was gewiß auch eine Rolle spielte, sondern weil diese Menschen eine ziemliche Wut auf ihren König hatten – oder auf seinen Vertreter in Cadiz, den Stadt- und Hafenkommandanten Alonso de Cano, Colonel in der spanischen Armee. Dieser Mann hatte sich eine Pfründe verschafft, indem er, angeblich auf Anordnung des Königs, eine Steuer von den Fischern rings um die Bucht von Cadiz eintrieb.

Die Steuer mußte entweder in klingender Münze oder in Form von Naturalien entrichtet werden. Da diese einfachen Fischer kaum über „klingende Münze“ verfügten, wurde ihnen sage und schreibe die Hälfte ihrer jeweiligen Fangergebnisse abgeknöpft, die der durchtriebene Colonel de Cano über eine eigene Marktorganisation allerdings in „klingende Münze“ verwandelte.

Beschwerden der Fischer an den König selbst hatten keinen Erfolg gehabt. Offenbar waren sie nie bis zu Seiner Allerkatholischsten Majestät gelangt – oder er ignorierte sie. Hingegen waren jene Wortführer unter den Fischern, die ihre Empörung über das Eintreiben der Naturalien zu laut geäußert hatten, in die Kerker der Festung von San Sebastian gesperrt worden. Dort hatte man sie mit Prügeln, Wasser- und Brotentzug dahin belehrt, daß es besser sei, das Maul zu halten und treu und brav den hälftigen Anteil vom Fischfang abzugeben.

Das hatte alles vor zwei Jahren angefangen. Seitdem kochte und brodelte es bei den Fischern an der Küste um Cadiz, während der Colonel immer dicker und feister wurde und sich bereits einen prunkvollen Palast an der Atlantikseite unterhalb der Festung von San Sebastian hatte errichten lassen.

Nein, diese sieben Fischer hatten allerdings nicht den geringsten Grund, die Engländer ans Messer zu liefern. Es war hier wie überall, wo die Seewölfe bereits gewesen waren: es gab Arme und Reiche, und die Reichen mißbrauchten die Macht, die sie mittels ihres Geldes errichteten. Sicher, die Fischer waren geradlinige Menschen, die sich ihr Brot hart genug – und unter stetiger Lebensgefahr – auf See verdienten. Aber einer Macht, wie sie dieser Colonel zu verkörpern schien, waren sie nahezu hilflos ausgeliefert.

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