Roy Palmer - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 48

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 48: краткое содержание, описание и аннотация

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An Bord der «Isabella» wartet die Crew sehnsüchtig auf die Rückkehr des Seewolfs. Hasard fehlt den Männern an allen Ecken und Enden. Und ganz besonders jetzt, da die Lage der «Isabella-Crew» von Stunde zu Stunde bedrohlicher wird. Nicht nur Burton und der intrigante Keymis wollen verhindern, daß die «Isabella» ihre Schätze der Krone abliefert – ausgenomen den Anteil, den der Seewolf jedem seiner Männer versprochen hat – nein, außer Burton und Keymis ist auch ein ganzes Rudel von gefährlichen Strandräubern scharf auf die Ladung der Galeone. Das Netz um die Männer der «Isabella» zieht sich langsam, aber sicher zu. Und sie wissen immer noch nicht, von welcher Seite der tödliche Angriff erfolgen wird. Und dann ist es plötzlich soweit. Von allen Seiten zugleich greift Crocker, der Strandräuber, mit seinen Leuten an. Wie ein Heer von Ameisen wimmeln sie auf die Galeone zu. Aber in diesem Augenblick dröhnt ein wilder Kampfruf über Cornwalls Küste. «Arwenack! Arwenack!» zerreißt eine gewaltige Stimme die Nacht. Gleich darauf sehen es die Männer der «Isabella» – der Seewolf ist zurückgekehrt! Die Crew beantwortet seinen wilden Schlachtruf – und dann fliegen auch schon die Fetzen…

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Impressum

© 1976/2013 Pabel-Moewig Verlag GmbH,

Pabel ebook, Rastatt.

ISBN: 978-3-95439-365-7

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

Philipp Hasard Killigrew hob sich auf die Ellbogen, lag schräg aufgestützt in seinem Bett und beobachtete aus dieser Position die Vorkehrungen, die Gwendolyn, seine blutjunge Frau, traf. Er lächelte. Es war einige Zeit her, daß er das letzte Mal gelächelt hatte, aber jetzt konnte er es wieder, jetzt hatte er allen Grund dazu, denn die Zeit des Leidens und verbitterten Wartens, der Ungewißheit und Sorge, schien vorüber zu sein.

Und das gleich in zweifacher Hinsicht: Er, der Seewolf, war weitgehend genesen, wie Sir Freemont ihm versichert hatte. Außerdem war Gwens Bruder Dan O’Flynn mit einem Pferd zum mutmaßlichen Versteck der „Isabella V.“ an der Nordwestküste von Cornwall unterwegs. Hasard hoffte, daß er bald zurückkehrte und ihm gute Nachrichten brachte.

Gwen war mit ihren Vorbereitungen fertig.

Auch der Kutscher nickte jetzt anerkennend. Er leistete ihnen in dem kleinen, versteckten Raum hinter der Geheimtür Gesellschaft, wie er das zumeist in diesen unendlich langsam verstreichenden Tagen getan hatte – ohne die Eintracht der jungen Ehe zu stören, versteht sich.

„Ja“, sagte der Kutscher. „In dem Aufzug wird dich keiner entlarven.“

Hasard sagte: „Es müßte schon jemand an dir vorbeigehen, der dein Gesicht kennt. Aber ich glaube nicht daran, daß beispielsweise Baldwin Keymis wie ein lauernder Fuchs vor dem Haus auf und ab streicht.“

„Das bedeutet, du hast deinen alten Optimismus wiedergewonnen?“ fragte der Kutscher.

„So ist es.“

„Dann kann ja nichts mehr schiefgehen.“

Hasard grinste ein bißchen schief. „Mir scheint, du bist ein noch größerer Optimist als ich, Kutscher.“

„Nach dem Schädelbruch, den du überstanden hast – ja. So habe ich noch keinen dem Teufel von der Schippe springen sehen.“

Gwen humpelte probeweise vor dem Fußende des Bettes auf und ab. Sie trug ein verschlissenes, nahezu farbloses, sackähnliches Kleid, dessen Saum fast den Boden berührte. Um den Kopf hatte sie sich ein graues Tuch gebunden, das ihr Haar völlig verhüllte. Über dem linken Arm trug sie einen Korb aus Weidengeflecht.

Jemand klopfte an die Geheimtür. Der Kutscher öffnete, und durch den Schrank im Nebenzimmer trat Sir Freemont ein, der schlanke Mann mit dem hageren Gesicht und jenen grauen Augen, die soviel auszudrükken vermochten – Klugheit, Menschenkenntnis, Verständnis und unendliche Hilfs- und Opferbereitschaft. Keinen Augenblick hatte der Arzt gezögert, Hasard bei sich aufzunehmen und ihm die Pflege zukommen zu lassen, die er so dringend brauchte.

„Die Luft ist rein“, sagte Sir Freemont. „Aber passen Sie trotzdem wegen eventuell versteckter Posten auf, Gwendolyn. Donnerwetter, Ihr Aufzug ist ja perfekt!“

„Ich bin eine humpelnde alte Marktfrau“, verkündete Gwen heiter.

Sie ging zu Hasard und küßte ihn. „Keine Sorge“, sagte sie leise. „Ich gebe auf mich acht.“ Damit verließ sie den kleinen Raum.

Wenig später genoß sie es, vor dem gepflegten Haus Sir Freemonts zu stehen. Es war Abend. Frischer Wind blies aus Südwesten über den Plymouth Sound und die Mill Bay und über ganz Plymouth hinweg, streifte die nördlichen Viertel und verlor sich schließlich in der Finsternis. Der Wind umfächelte Gwen. Sie atmete die kühle und klare Luft tief ein.

Dann lenkte sie ihre Schritte durch den kleinen Garten des Hauses und – ohne dabei das Humpeln zu vergessen – über die North Road.

Es war ihr erster Spaziergang seit jenem 10. Februar 1580, dem Tag, an dem sie mit der „Isabella V.“ in den Hafen von Plymouth eingelaufen waren und den schwer verletzten Seewolf sofort zu Sir Freemont gebracht hatten. Heute schrieb man den 5. März. Dreiundzwanzig Tage waren vergangen, Tage voller Angst und Zweifel, zuletzt aber auch voller Hoffnung. Endlich hatte die Zuversicht gesiegt. Hasard war genesen. Das Leben hatte einen Sieg davongetragen, das Leben fand seine Fortsetzung und auch seine Zukunft, denn Gwendolyn Bernice Killigrew, geborene O’Flynn, trug ein Kind unter dem Herzen. Im September würde es geboren werden, ein kleiner Seewolf oder gar eine Wölfin.

Gwen humpelte in Richtung Stoke Hill.

Friedensrichter Samuel Taylor Burton aus Plymouth und Friedensrichter Baldwin Keymis aus Falmouth waren zwei durchtriebene Halunken, deren bloße Anwesenheit in dieser Stadt nach wie vor die Hoffnungen trübte. Sie hatten sich zusammengetan. Bisher hatten sie nichts unversucht gelassen, um den sagenhaften Schatz der „Isabella“ an sich zu reißen. Jedesmal waren sie gescheitert, doch deswegen warfen sie die Flinte nicht ins Korn.

O nein, Gwen gab sich in der Beziehung keinen Illusionen hin. Wenn es auch in den letzten Tagen still um Sir Freemonts Haus geworden war, der Feind im Dunkel war allgegenwärtig und wartete nur auf seine Chance. Sie hatte daher allen Grund, ein wenig Maskerade anzulegen und sich zu tarnen.

Keymis hatte zu den Menschen gehört, die die Spanier seinerzeit beim Überfall auf Falmouth gefangen hatten. Bis nach Santo Domingo auf der Insel Hispaniola hatten die Dons ihre Geiseln verschleppt, doch dann hatte der Seewolf ihnen einen Strich durch die Rechnung gezogen. Er hatte seine Landsleute befreit. Aber Keymis hatte es ihm schlecht gedankt, genauso wie Sir John Killigrew sich alles andere als erkenntlich dafür gezeigt hatte, daß der „Bastard“ ihm vor der Küste von Portugal aus der Patsche geholfen hatte. Alle beide hatten sich wie die reißenden Bestien benommen und kannten nur ein Ziel: den Schatz an sich zu bringen und somit der Königin von England vorzuenthalten.

Burton, nicht minder verschlagen und korrupt als Keymis, bediente sich einer Art Geheimpolizei. Er hatte ja schon Sir Freemonts Haus von oben bis unten durchsucht und keine Spur vom Seewolf gefunden – jetzt mußte er nach anderen Mitteln greifen. Er schickte seine Spitzel aus. Er wollte Sir Freemont eine Falle stellen, Hasard festnehmen und durch ihn in den Besitz der immensen Gold-, Silber- und Diamantenbeute gelangen.

Gwen hatte anfangs dem Plan, einen Spaziergang zu unternehmen, selbst skeptisch gegenübergestanden. Hasard hatte sie aber gedrängt, und auch Sir Freemont hatte immer wieder unterstrichen, wie gut ihr die frische Luft tat, nicht zuletzt im Hinblick auf das Kind. Schließlich hatte sie zugestimmt.

Aber sie war auf der Hut.

Sie sah den Schatten, der sich keine zwanzig Schritte entfernt in einen Hauseingang gedrückt hatte und nicht vom Fleck rührte. Garantiert war es einer der Burton-Posten. Gwen hinkte unverzagt auf ihn zu. Richtig, der Schatten entpuppte sich als die Gestalt eines Mannes! Unter ihrem Kopftuch richtete Gwen den Blick auf ihn, aber er konnte unmöglich ihr Gesicht sehen. Er mußte schon nähertreten.

Er tat es nicht. Ungehindert gelangte sie an ihm vorbei. Kein Zweifel mehr, er hatte sie wohl aus Sir Freemonts Haus treten sehen, aber er hielt sie für eine Patientin, wahrscheinlich für einen jener armen Schlucker, die die Hilfe des Arztes in Naturalien bezahlten. Sir Freemont hatte viele solche Patienten, aber von den meisten verlangte er nichts.

Gwen erreichte den Hafenarm Stonehouse Mill Pond, der mit der North Road parallel lief. Sie gedachte, sich hier länger als eine Stunde aufzuhalten, und sie rechnete damit, daß der Posten in der Zwischenzeit abgelöst wurde. Der neue Posten wußte dann nichts von einer humpelnden alten Marktfrau, so daß sie getrost in das Haus zurückkehren konnte.

Gwen schöpfte wieder tief Luft. Mit dem kleinen Ausflug zu abendlicher Stunde verband sich in ihrem Inneren auch ein erleichtertes Aufatmen. Es mochte an der Stille liegen, die sie umgab, oder an der guten Luft oder auch an der Tatsache, daß sie nicht belästigt worden war, jedenfalls fiel ihr endgültig ein Stein vom Herzen.

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