Impressum
© 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,
Pabel ebook, Rastatt.
eISBN: 978-3-95439-878-2
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Fred McMason
Es gab keinen Pardon – nicht für die Teufel der „Santa Barbara“
Die Vereinbarung hatte gelautet, die spanische Kriegsgaleone nur kampfunfähig zu schießen, denn von ihr wollten der Seewolf und der Wikinger ihre zur Neige gegangenen Munitionsvorräte ergänzen. Der Wikinger hielt sich nicht an diese Vereinbarung und schoß der Galeone eine Breitseite in den Rumpf, obwohl sie bereits angeschlagen war. Daß sie dann nicht absoff, war nur ein Zufall. Eins stand fest: Thorfin Njal hatte gegen die Vereinbarung verstoßen, und darum kündigten ihm seine Mannen die Gefolgschaft auf. Sie verschwanden einfach von Deck und riegelten sich im Vorschiff ein. Auf einmal stand der Nordmann allein am Ruder. Die Männer auf der „Isabella“ und der „Chubasco“ schnitten ihn ebenfalls. Erst jetzt begann der Wikinger nachzudenken …
Die Hauptpersonen des Romans:
Philip Hasard Killigrew– als er angreifen will, sind ihm die Hände gebunden.
Juan Vargas– betreibt einen Pferdehandel und bemerkt nicht den Pferdefuß.
Thorfin Njal– seinem „Messerchen“ ist kein Gegner gewachsen.
Ben Brighton– zeigt sich als geschickter Kapitän einer Kriegskaravelle.
Mac Pellew– hat moralische Anwandlungen zum Schutz seiner „Hühnerchen“.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
4. Mai 1595 – westsüdwestlich der Bermudas.
Es war eine teuflische Jagd, die sich westsüdwestlich der Bermudas zwischen der „Isabella“ und der spanischen Galeone „Santa Barbara“ abspielte.
Philip Hasard Killigrew und seine Männer hatten alle Mühe, dieser schnellsegelnden Galeone zu folgen, ganz zu schweigen von „Eiliger Drache über den Wassern“ und der „Chubasco“, die unter Ben Brightons Kommando stand. Beide hingen bei der Verfolgung weit achteraus.
Die „Santa Barbara“ war schnell, und sie hatte fast alles an Tuch gesetzt. Sie trug am Vormast Fock-, Vormars- und Vorbramsegel, das gleiche Tuch am Großmast, und der Besan trug über dem Lateinersegel noch Kreuzmars- und Kreuzbramsegel. Nur Blinde und Schiebblinde waren nicht gesetzt.
Diese Schnelligkeit war es aber nicht, die den Seewolf bei der Jagd so erbitterte. Mit der schnellen „Isabella“ hätte er sie jederzeit eingeholt.
Der Kapitän der Galeone bediente sich eines hundsgemeinen Tricks, um seinen Verfolger abzuhängen. Die „Santa Barbara“ hatte menschliche Fracht an Bord – etwa vierzig junge Indianerinnen vom Stamm der Arawaks, die von der Insel Puerto Rico stammten.
Jetzt hatte er sechs von ihnen an Deck zerren und brutal über Bord werfen lassen.
Juan Vargas hieß der Kapitän der Frachtgaleone, der jetzt teuflisch grinsend auf dem Achterdeck stand und zusah, wie die sechs jungen Frauen im Wasser trieben.
Er war ein hochgewachsener Mann mit vorstehenden Backenknochen, einem Schnauzbart, der ihm sichelförmig bis über das Kinn wuchs, einem ebenfalls schwarzen Kinnbart und langen schwarzen Haaren. Auf dem Kopf trug er einen breitkrempigen Hut mit einer rosafarbenen Büschelfeder. Direkt unter der Krempe befanden sich pechschwarze Augenbrauen. Sie wölbten sich über ebenfalls schwarzen Augen, die einen stechenden Blick hatten.
Der Kerl war abenteuerlich gekleidet, mit einem roten Wams und ausgelegtem weißem Spitzenkragen. Er trug blaue Hosen und weiche Stulpenstiefel. Ein breites Bandelier mit einer großkalibrigen Pistole zierte sein rotes Wams.
Er war das, was man einen Teufel in Menschengestalt nennt – brutal, rücksichtslos, über Leichen gehend, aber doch schlau und berechnend.
In den Verfolgern vermutete er Piraten, denn die waren seit geraumer Zeit dabei, den Geleitzug zu knacken. Elf Kriegsgaleonen hatten sie bereits zu den Fischen geschickt oder brennend auf See zurückgelassen.
Vargas’ Rechnung war ganz einfach und schien auch aufzugehen, wie er sich das vorgestellt hatte. Er spekulierte darauf, daß die Kerle beidrehen und die jungen Frauen aus dem Wasser fischen würden.
Na ja, Piraten waren ja meist frauenlos – also würden die Kerle die günstige Gelegenheit sogleich wahrnehmen, um sich erst ein bißchen zu vergnügen und auszutoben.
Das Beidrehen und Bergen der Indianerinnen aber kostete den Verfolgern Zeit, und ihm half es, sich weiterhin abzusetzen. Er konnte seine Distanz vergrößern, mehr wollte er vorerst auch gar nicht.
Sollten sie danach wieder aufholen, hatte er ja noch genug Weiber an Bord, um sich auf diese Weise die Kerle vom Hals zu halten. Ein paar der Indianerinnen würde er sicher noch über den Atlantik bringen, und wenn es nur noch zehn oder fünfzehn waren. Es waren alles junge, hübsche Dinger, „frische Ware“ zur Belustigung gewisser höfischer Kreise – später dann zur Weitergabe an Hurenhäuser oder zum Zeitvertreib lüsterner alter Böcke adliger Herkunft gedacht.
Er lachte laut auf und hieb sich auf die Oberschenkel, als er sah, daß die Galeone in den Wind schoß und vorerst die Verfolgung aufgab.
„Auf Nordostkurs bleiben!“ rief er dem Rudergänger zu.
Der Befehl wurde bestätigt, während Vargas achteraus ins Wasser blickte. Seine dünnen Lippen waren verächtlich herabgezogen.
„Ich hätte die Weiber bestimmt nicht aufgefischt“, murmelte er. „Gibt doch genug von ihnen, aber bitte, bitte, das hilft mir nur weiter, wenn ihr so denkt.“
Wieder folgte ein kurzes und jähes Auflachen.
Vargas griff zum Spektiv und blickte hindurch. Er schien die Szene sehr zu genießen, denn noch immer grinste er abfällig über die Kerle, die sich anschickten, eine Jolle auszusetzen.
Das verschaffte ihm Luft und brachte ihm Zeitgewinn. Wenn das so weiterging, konnte er sich in der Dunkelheit endgültig absetzen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
Auf der „Isabella“ wurde die Jolle mit einer Schnelligkeit ausgesetzt, die fast schon an Zauberei grenzte.
Eigentlich fehlte jetzt noch der Profos Edwin Carberry, denn der hätte das Aussetzen der Jolle zwar nicht weiter beschleunigen, dafür aber mit wilden und wüsten Sprüchen würzen können.
Big Old Shane, der die Jolle führen sollte, warf der „Santa Barbara“, die ihnen jetzt das Heck zeigte, noch einen wilden und grimmigen Blick nach. Den saftigen Fluch zerbiß er zwischen den Zähnen. Er hätte diesen Kerl auf dem Achterdeck am liebsten eigenhändig umgebracht.
Wie der mit einem Menschenleben verfuhr, war mehr als bestialisch. Diesen Satan kümmerte es nicht im geringsten, was mit den sechs Frauen geschah. Ihn interessierte nur, daß er die Distanz vergrößern konnte, egal unter welchen Umständen. Dabei spielte ein Menschenleben keine Rolle.
Shane enterte in die Jolle und übernahm sofort die Pinne. Stenmark und Blacky hieben mit aller Kraft die Riemen ins Wasser und pullten auf die Stelle zu, wo die sechs jungen Frauen schwammen.
Sie wußten, daß sie Zeit herausschinden mußten, und deshalb flog die Jolle nur so über das Wasser.
Shane hielt genau auf sie zu. Die Indianerinnen befanden sich noch knapp hundert Yards entfernt und bildeten eine Traube im Wasser.
„Zum Glück können sie schwimmen“, stellte der graubärtige Riese erleichtert fest.
Er erhielt keine Antwort, denn Sten und Blacky pullten wie besessen und atmeten mit weitgeöffneten Mündern. Zusätzlich war auch noch das Segel gesetzt, und das brachte sie zusammen mit dem wilden Riemenschlag blitzschnell voran.
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