Roy Palmer - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 36

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 36: краткое содержание, описание и аннотация

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Der Spanier Valdez wird über Bord geworfen. Er hatte Philip Hasard Killigrews Mannschaft vor dem Piraten Caligus gewarnt. War es womöglich O'Driscoll, der Ire, der sich an Valdez rächen wollte? Der Seewolf hat da so einen Verdacht …

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Impressum

© 1976/2014 Pabel-Moewig Verlag GmbH,

Pabel ebook, Rastatt.

ISBN: 978-3-95439-293-3

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

Inhalt

Kapitel 1.

Kapitel 2.

Kapitel 3.

Kapitel 4.

Kapitel 5.

Kapitel 6.

Kapitel 7.

Kapitel 8.

Kapitel 9.

1.

„Alle Mann an Deck!“

Der Ruf Edwin Carberrys tönte durch die Gänge im Schiffsbauch und drang bis in die Räume des Vorschiffs, als wolle er die Wände zum Zittern bringen. Der Schrei bebte in Donegal Daniel O’Flynn nach. Aufgebracht, mit verstört aufgerissenen Augen, fuhr das Bürschchen von seiner Koje hoch.

„Verflixt und zugenäht! Was fällt dem bloß wieder ein, so einen Heidenspektakel zu veranstalten? Kann man nicht endlich mal seine wohlverdiente Ruhe haben?“

Smoky rekelte sich auf dem Lager neben ihm. Er setzte sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Der Seewolf wird schon seine Gründe haben, uns zusammentrommeln zu lassen. Vielleicht gibt’s wieder Verdruß. Los, bewegen wir uns.“

„Natürlich, aber ...“

Smoky blickte Dan halb mißtrauisch, halb amüsiert an. „Mußt du immer das letzte Wort haben? Oder willst du neuerdings mit süßem Sirenengesang geweckt werden?“

„Ach, red doch keinen Quatsch“, gab Dan verärgert zurück. „Ich meine bloß, nach einer Nacht wie der vergangenen könnte Hasard uns eine Mütze voll Schlaf gönnen. Die Wache, die zur Zeit oben auf Deck Dienst schiebt, hat ihre Ruhe gehabt. Nur wir müssen darauf verzichten. Aber bestimmt nicht, weil diese verdammten Piraten die Schnauze immer noch nicht voll haben und zu einem neuen Angriff rüsten. Ich glaube einfach nicht, daß in der Richtung etwas im Busch ist.“

Matt Davies, der dritte Mann im Raum, hatte sich erhoben. Er reckte seine beiden Arme, wobei die Hakenprothese, die die rechte Hand ersetzte, einen trockenen, knackenden Laut von sich gab.

„Die Wahrheit ist, daß Dan immer noch die zwölf Edelhuren im Kopf ’rumspuken“, sagte er zu Smoky. „Caligu, dieser Bastard von einem Piratenführer, hat sie bei sich auf der Karavelle, und ich wette meinen Kopf, daß unser Bürschchen sich in seinen Träumen eben die schönsten Hoffnungen gemacht hat. Er denkt, die Weiber geraten uns doch noch irgendwie zwischen die Finger.“

Matt grinste breit und behäbig. Smoky zeigte eine wegwerfende Gebärde.

„Hoffnungen? Was für welche denn? Wer noch grün und nicht ganz trocken hinter den. Ohren ist, der weiß doch überhaupt nicht, wie er’s im Falle eines Falles anzustellen hat.“

„Verdammt, jetzt langt’s mir aber!“ Dan ballte die Hände. Seine Augen schienen plötzlich Funken zu sprühen. Er zog ein Gesicht, als würde er jeden Augenblick Gift und Steine spucken. Er hatte eine Erwiderung auf der Zunge, fand aber keine Zeit mehr, sie auszusprechen.

Soeben erschallte wieder der barsche Ruf Carberrys: „Alle Mann an Deck! Hölle und Teufel, euch Rübenschweine ziehe ich die Haut in Streifen ab, wenn ihr nicht spurt!“

Matt und Smoky setzten sich in Marsch und verließen den Raum. Dan blieb nichts übrig, als sich ihnen schleunigst anzuschließen. Ein Teil seiner Wut verflog so schnell, wie sie in ihm aufgestiegen war, aber er zischte Matt noch von der Seite zu: „Laß mich ein anständiges Frauenzimmer unterkriegen, und ich führe dir vor, wie ein O’Flynn damit umspringt.“

Im Gang trafen sie auf Batuti, Karl von Hutten und die beiden Holländer, die ebenfalls für acht Glasen zum Ausruhen in die Kojen geschickt worden waren. Nicht einmal ein Drittel der Zeit war herum. Entsprechend verbiestert sahen die Männer aus. Sie hatten eine furiose Nacht hinter sich, eine Nacht, in der sie den Piraten noch einmal kämpfend gegenübergestanden hatten – diesmal auf du und du. Die Freibeuter unter ihrem brutalen Anführer Caligu hatten sich erdreistet, von der Insel Little Cayman zu der „Isabella V.“ überzusetzen und zu entern.

Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, hatte schon vor Grand Cayman einen Sieg über sie errungen, indem er ihre beiden Schiffe versenkt und sie auf die Insel verbannt hatte. Doch dann hatte die gerissene Maria Juanita eingegriffen, Caligus Gunst für sich gewonnen und ihn dazu verleitet, zunächst die Zweimast-Karavelle „Isabella IV.“ zu besetzen und dann der „Isabella V.“ nachzusegeln.

Gold, Silber, Perlen und Edelsteine, unermeßlichen Reichtum hatten sich die Piraten von dem Überfall auf das neue Schiff des Seewolfs erhofft. Doch sie hatten nur Verdruß geerntet, und zwar knüppeldicken! Philip Hasard Killigrews Mannschaft war durch den Spanier Valdez gewarnt worden. Dieser hatte sich aus den Fängen Caligus retten können, bevor dieser ihn wie geplant kielholen konnte. Valdez hatte den Seewolf über alles ins Bild gesetzt, was er auf dem Schiff der Piraten erlauscht hatte.

Die Piraten hatten eine Abfuhr erhalten, an die sie sich noch ihren Lebtag erinnern würden. Reihum hatte es blutige Köpfe gegeben. Eine Anzahl der wüsten Kerle war getötet worden. Und der Spanier Valdez hatte der durchtriebenen Maria Juanita, die bei dem Überfall mit von der Partie gewesen war, einen Messerschnitt quer durchs Gesicht verpaßt. Das war eine Blessur, die die Fortsetzung ihres einträglichen Gewerbes in Spanien erheblich in Frage stellen würde.

Die Männer stiegen einen Niedergang hinauf, öffneten das Backbordschott im Vordeck und traten auf die Kuhl. Hier gesellten sie sich zu Blakky, dem Kutscher, Gary Andrews, Stenmark, Al Conroy, Valdez und den ehemaligen Karibik-Piraten, die sich bereits um den Großmast versammelt hatten. Arwenack, der Schimpansenjunge, enterte an den Webeleinen der Luvhauptwanten ab und landete mit einem genau berechneten Satz auf Smokys mächtiger Schulter.

Pete Ballie stand am Kolderstock, Jean Ribault hockte als Ausguck im Großmars. Ben Brighton und Ferris Tucker hatten sich neben dem Seewolf in Positur gebracht. Dieser verharrte hinter der Schmuckgalerie, die den Querabschluß des Quarterdecks zur Kuhl hin bildete. Er hatte die Finger um die hölzerne Handleiste gespannt und stand leicht vorgebeugt. Die Brauen über seinen eisblauen Augen hatten sich zusammengezogen.

Matt Davies wandte sich an Buck Buchanan, der sich gerade neben ihm befand. „Sag mal, was hältst du von dem Wetter?“

Buchanan, der nicht als ausgesprochener Schnelldenker bekannt war, hob den Kopf und hielt die Nase schnuppernd in den frischen Morgenwind. Die Sonne strahlte heiter vom Himmel. Die See war leicht gekräuselt, was aber nicht bedenklich stimmte, weil nirgendwo über der Kimm auch nur die geringste Wolkenbildung zu sehen war. Die „Isabella“ fuhr unter prall geblähten Segeln einen strammen Törn, mit Kurs nach Osten, und nichts deutete darauf hin, daß etwas diese Fahrt stören könnte. Es war ein richtig beschaulicher Tag im Spätaugust.

„Also“, sagte Buck. „Ich finde, mit dem Wetter haben wir heute gewaltig Schwein.“

Matt sog die Luft scharf durch die Nase ein. „Irrtum, mein Junge. Es braut sich etwas zusammen. Gewitterwolken ziehen auf. Das sagt mir mein Instinkt.“

Buck Buchanan kratzte sich am Hinterkopf und verstand kein Wort. Karl von Hutten hatte Matts Bemerkung mitgehört. Ernst wandte er sich an Dan O’Flynn: „Was deine ewigen Motzereien betrifft, hältst du jetzt am besten die Luft an. Hasard hat miserable Laune und könnte auf die Palme gehen, wenn einer von uns vorlaut wird.“

Dan zeigte eine nachdenkliche Miene. „Ja, das stimmt. Schließlich kenne ich ihn länger als du. Ihm scheint irgendwas gewaltig gegen den Strich gelaufen zu sein. Hoffentlich rückt er bald damit heraus, um was es sich dreht. Mir wird’s schon ganz kribblig unter der Haut.“

Der Seewolf wartete ab, bis auch der letzte Mann der Crew angetreten war. Dann ließ er einen Blick über die Gesichter der Männer wandern. Diese Augenblicke hatten etwas Bedeutsames, Beunruhigendes. Sogar Jean Ribault auf seinem luftigen Posten im Großmars schaute gebannt aufs Deck hinunter und hielt unwillkürlich den Atem an.

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