Failing Schools

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Was zeichnet eine gute Schule aus und welche Schritte sind nötig, um die Schulqualität weiter zu verbessern? Dieses Werk bietet Informationen dazu, wie das heikle Thema «Failing Schools» in verschiedenen Ländern behandelt wird. Es geht um Kriterien, anhand derer zu bestimmen ist, ob Schulen schwerwiegende Mängel aufweisen, wie das Ausmaß und die Ursachen dieser Problematik eingeschätzt werden und welche Konsequenzen aus kritischen Diagnosen zu ziehen sind.

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Die Veröffentlichung des Bandes ist durch die Unterstützung des Vereins Forum - фото 1

Die Veröffentlichung des Bandes ist durch die Unterstützung des Vereins Forum Bildung mit Sitz in Winterthur und der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz ermöglicht worden.

Carsten Quesel, Vera Husfeldt, Norbert Landwehr, Peter Steiner (Hrsg.)

Failing Schools

Herausforderungen für die Schulentwicklung

ISBN Print: 978-3-03905-789-4

ISBN E-Book: 978-3-03905-966-9

1. Auflage 2013

Alle Rechte vorbehalten

© 2013 hep verlag ag, Bern

www.hep-verlag.com

eBook-Herstellung und Auslieferung:

Brockhaus Commission, Kornwestheim

www.brocom.de

Inhalt

Vorwort (Rainer Huber)

Einleitung

»Failing Schools« im Kontext marktorientierter Bildungspolitik

Eine Analyse zur Reformdynamik in England und den USA

Sehr schwache Primarschulen im Fokus der niederländischen Schulinspektion

Erfahrungen aus einer Unterstützungsmaßnahme für »Schulen in schwieriger Lage« in Hamburg

Krisendiagnose und Veränderungsdruck

Schulentwicklungen zwischen Erst- und Nachinspektionen in Niedersachsen

Wenn die Ampel auf Rot steht

Ein Konzept zur Diagnose und Intervention bei grundlegenden Funktionsstörungen der Schule

Von der Krisendiagnose zum Turnaround

Explorative Befunde zu den Konsequenzen der »Ampelevaluation« im Kanton Aargau

Schulen in Krisenlage – Erfahrungen aus der Organisationsberatung

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

Vorwort

Überall, wo Menschen eine Aufgabe erfüllen, können sich Unterschiede bemerkbar machen, die die Art und Weise des Vorgehens, die erzielten Ergebnisse oder die Auswirkungen des Handelns betreffen. Individualität und Qualität hängen insofern zusammen. Unterschiede lassen sich aber nur feststellen, wenn Bezugspunkte gewählt werden, die über den Einzelfall hinausweisen. In manchen Bereichen lassen sich solche Punkte relativ gut normieren und messen. In anderen Bereichen erweist es sich als schwierig, sich auf Kriterien zu einigen. Dies gilt zumal dann, wenn Aufgaben in komplexen Organisationen zu erfüllen sind und dabei zwischenmenschliche Beziehungen eine wichtige Rolle spielen. Die Schule ist dafür ein Paradebeispiel.

In vielen Ländern wird seit Längerem intensiv darüber diskutiert, was eine gute Schule auszeichnet und welche Schritte nötig sind, um die Schulqualität weiter zu steigern. Dabei besteht längst nicht Einigkeit darüber, was Schulqualität im Detail bedeutet. Auffällig ist aber, dass im Zuge dieser Diskussion vielerorts die Zahl der kritischen Diagnosen zunimmt, in denen Schulen bescheinigt wird, dass sie ihre Aufgaben nur knapp genügend oder gar ungenügend erfüllen. Dabei konzentriert sich das Augenmerk auf verschiedene Aspekte: Zunächst einmal geht es um die mess- und vergleichbaren Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Daneben ist von Bedeutung, ob die Schule Kindern und Jugendlichen ein soziales Umfeld bietet, in dem sie sich positiv entwickeln können: Welches Klima prägt das Schulleben? Wie geht die Schule mit Konflikten und sozialen Problemen um? In welchem Maß trägt sie dazu bei, den Kindern und Jugendlichen zur Selbstständigkeit und Selbstverantwortung zu verhelfen? Damit verbindet sich schließlich als weiterer Punkt die Anforderung, dass dem Personal ein Rahmen für die Stärkung von beruflichen Kompetenzen und dem sorgsamen Umgang mit humanen Ressourcen geboten wird.

Für Schulen, die diesen Punkten nicht gerecht werden, hat sich im englischsprachigen Raum der Begriff der »Failing School« eingebürgert – wobei dort das Kriterium der Schülerleistungen ganz deutlich im Vordergrund steht. Dabei ist die Analogie zu Unternehmen, die wegen fehlender Leistungen in Konkurs gehen, durchaus gewollt: In England oder den USA fehlt es nicht an Beispielen dafür, dass Schulen wegen fehlender Erfolge vom Bildungsmarkt verschwinden. Auch wenn in den meisten kontinentaleuropäischen Ländern und namentlich auch in der Schweiz eine andere Ausgangslage besteht, weil die öffentlichen Schulen sich auf eine politische Existenzgarantie stützen und vergleichende Leistungstests nicht denselben Stellenwert haben wie im angelsächsischen und angloamerikanischen Raum, ist auch hier der Bewährungsdruck in den letzten Jahren gewachsen: Es wird nicht mehr selbstverständlich vorausgesetzt, dass die Schulen als Organisationen gut funktionieren und allenfalls einzelne Lehr- oder Leitungspersonen ein Problem darstellen.

Im Unterschied zum englischsprachigen Raum ist die Schulbeurteilung im deutschsprachigen Raum dadurch geprägt, dass Prozessen der Schul- und Unterrichtsorganisation ein vergleichsweise hoher Stellenwert eingeräumt wird. Während es bei den Resultaten von Leistungstests auf den ersten Blick einfach erscheint, anhand der erzielten Werte von erfolgreichen und erfolglosen Schulen zu sprechen, ist die Frage, ob Schulen auch bei der Gestaltung der Organisationskultur scheitern können, bislang noch nicht systematisch untersucht worden.

Die im September 2011 in Basel durchgeführte Tagung Failing Schools – Herausforderungen für die Schulentwicklung zielte darauf ab, das bislang teils ignorierte, teils tabuisierte Thema des Versagens von Schule als Organisation zu konkretisieren. Dabei sollte es nicht nur um die Darstellung und Analyse von Defizitdiagnosen gehen, sondern auch um die Frage nach sinnvollen und praktikablen Konsequenzen: Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Schulen mit gravierenden Schwächen den Turnaround schaffen?

Insgesamt ist erfreulich, dass die Fachstellen für externe Schulevaluation den Schweizer Schulen mehrheitlich eine gute und teilweise sehr gute Qualität bescheinigen. Das darf aber nicht dazu führen, die Hinweise auf Schulen, die nicht einwandfrei funktionieren, einfach zu vernachlässigen.

Jedes Kind ist wichtig und soll in jeder Schule seinen Fähigkeiten entsprechend gefördert werden, sich wohlfühlen, seine Leistungsfähigkeit und seine Grenzen kennenlernen und sein Potenzial möglichst optimal ausschöpfen können. Je weiter die Entwicklung zur Informations- und Wissensgesellschaft voranschreitet, desto wichtiger wird es, diese Forderungen in den Schulen umzusetzen. Die meisten Schulleitungen und Lehrpersonen sind sich dieser Tatsache bewusst und beweisen unter teilweise widrigen Umständen großen pädagogischen Elan. In ihrer professionellen Entwicklung erhalten sie durch die externe Schulevaluation wichtige Fingerzeige. Dem Forum Bildung ist die Stärkung des pädagogischen Elans und seine Unterstützung durch systematische Bildungsbeobachtung – auch über staatliche Grenzen hinweg – ein sehr großes Anliegen.

Rainer Huber

Geschäftsführer Forum Bildung

Einleitung

Über lange Zeit hinweg hat sich der pädagogische Diskurs zu Fragen der Schulentwicklung sehr stark auf innovative Schulen konzentriert. Ende des 19. Jahrhunderts waren reformpädagogische Pionierschulen zum Gegenstand einer lebhaften Auseinandersetzung geworden, bei der zum einen über die Vorbildlichkeit und zum anderen über die Verallgemeinerbarkeit dieser Innovationen diskutiert wurde. War diese Diskussion zunächst vor allem von bildungstheoretischen Erwägungen geprägt, verschob sich im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts der Fokus zu empirischen Studien über Schulentwicklung und Schuleffektivität. Auch dabei blieb der Blick zunächst recht stark auf die Frage konzentriert, wie aussagekräftige Befunde zu »Good Practice« oder sogar zu »Best Practice« zu gewinnen sind. In der Frage, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Schulen sich positiv entwickeln, weitete sich der Blickwinkel auf das Problem der sozialen Benachteiligung aus: In Stadtvierteln, die durch Armut, ethnische Segregation oder Gewaltkriminalität geprägt sind, ergeben sich andere Voraussetzungen für die Schulentwicklung als in wohlhabenden Quartieren.

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