Tyra Reeves - Gottessöhne

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Kate Wilson, eine junge New Yorkerin, die von einer Karriere als Malerin träumt, führt das durchschnittliche Leben eines Großstadtmenschen. Davon war sie zumindest lange Zeit überzeugt, bis die Begegnung mit einem ungewöhnlichen jungen Mann, sie in einen Jahrhunderte alten Konflikt zwischen den Mächten des Bösen und des Guten geraten lässt. Nichts wird mehr sein, wie es mal war und eine Geschichte aus den Anfängen der Bibel scheint sich zu wiederholen.

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Tyra Reeves

Gottessöhne

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Inhaltsverzeichnis Titel Tyra Reeves Gottessöhne Dieses ebook wurde erstellt - фото 1

Inhaltsverzeichnis

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KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

KAPITEL 11

KAPITEL 12

KAPITEL 13

KAPITEL 14

KAPITEL 15

KAPITEL 16

KAPITEL 17

KAPITEL 18

KAPITEL 19

KAPITEL 20

KAPITEL 21

KAPITEL 22

KAPITEL 23

KAPITEL 24

KAPITEL 25

KAPITEL 26

KAPITEL 27

KAPITEL 28

Impressum neobooks

KAPITEL 1

Sie wusste nicht, wo sie sich befand, und zu allem Überdruss konnte sie sich nicht bewegen. Riemen, die sie an eine harte Unterlage fesselten, schnürten sich in ihre Oberarme und Schienbeine. Ihre Hände strichen über eine kalte und glatte Oberfläche. Es fühlte sich wie Stein an. Ja, Stein, wie kühler, polierter Marmor. Anscheinend lag sie auf einer marmornen Platte.

Sie öffnete die Augen und sah nichts außer: Grau. Undurchdringlicher Nebel hüllte sie ein. Sie drehte den Kopf nach rechts und links, doch der graue Dunst gab ihren Blick nur für einen Meter frei. Dann hob sie ihren Kopf, und sah an sich herunter. Es war genauso, wie sie vermutet hatte. Sie war mit ledernen Riemen an Armen und Beinen auf einer dunklen Marmorplatte gefesselt. Gefesselt wie ein Opfertier, das auf das todbringende Ritualmesser wartet.

Etwas eisig Kaltes kroch ihr linkes Schienbein hinauf. Was war das? Eine Schlange? Sie begann an ihren Fesseln zu zerren, ihr Oberkörper wollte sich aufbäumen, doch die Lederriemen gaben keinen Millimeter nach. Das kalte Unbekannte schob sich weiter hinauf, hinauf bis zu ihrem ungeschützten Schoß. Voller Ekel und Panik schrie sie auf, als das eisige Etwas in sie eindrang und von ihrem Unterleib Besitz nahm.

Ein Blitz schoss vom Himmel auf die Erde hinab, gefolgt von tiefem Donnergrollen. Alles um sie herum erzitterte. Mit lautem Knirschen und Dröhnen zerbrach die steinerne Platte unter ihr und sie war frei.

Der Nebel löste sich auf. Um sie herum standen dicht an dicht Laubbäume, deren Blätter sich im Wind hin und her wiegten, als wollten diese sie tiefer in den Wald hinein locken. Unter ihren Füßen spürte sie Gras und der Waldboden gab bei jedem ihrer Schritte federnd nach.

Ein Lichtstrahl, der sich seinen Weg durch das dichte Grün der Bäume bahnte, erregte ihre Aufmerksamkeit. Dort, ein paar Meter vor ihr, auf einem auf dem Boden liegenden Baumstamm, wurde hell das Sonnenlicht reflektiert. Irgendetwas lag da.

Neugierig näherte sie sich dem Baum und erblickte darauf ein Schwert. Um die dunkle Lederscheide war eine silberne Kette, in Form einer Schlange, geschlungen. Die roten Steinaugen des Reptils schienen sie verschwörerisch anzufunkeln und neben dem Schlangenkopf lag ein metallenes Amulett: ein Hexagramm in dessen Mitte ein Ziegenkopf, mit gedrehten Hörnern und spitzem Maul, prangte. Ihr Blick wanderte hinauf, zu dem Griff des Schwertes. Dort ruhte ein fein gearbeitetes Schmuckstück in Form eines Engels, dessen gezücktes Schwert direkt auf den Kopf der Schlange zielte.

Um sie herum herrschte Totenstille. Der Wind hatte sich gelegt. Die Äste und Blätter der Bäume waren wie zu Eis erstarrt.

Aus weiter Ferne ertönte ein undefinierbares Grollen. Es hörte sich an, als würden Steine über den belaubten Waldboden gerollt, die sich immer näher auf sie zu bewegten. Das Geräusch wurde lauter und lauter.

»Guten Morgen, Sie hören die Sieben-Uhr-Nachrichten. Wir möchten, dass sie heute gut in den Tag kommen. Und denken Sie immer an mein Motto: Vergib Deinen Feinden, aber vergiss niemals ihre Namen…«

Kate schlug auf den Radiowecker, der sofort verstummte. Verwirrt fragte sie sich, wo sie war und riss die Augen auf. Natürlich daheim, in ihrem Bett. Sie drehte sich um und wollte gerade wieder in den Schlaf wegdriften, als vier weiche Pfoten mit einem kaum hörbaren Plumps auf ihren Beinen landeten. Sekunden später, vier weitere Pfoten, die über ihre Bettdecke balancierten, gefolgt von einem Schnurrkonzert, das ab und zu von forderndem Maunzen unterbrochen wurde. »Ja, ja. Ich steh schon auf«, krächzte Kate mit schlaftrunkener Stimme. Die Realität drang langsam in ihr Bewusstsein, das immer noch von dem seltsamen Traum gefangen war. Seit einer Woche habe ich nun immer den gleichen Traum und nie träume ich ihn zu Ende. Wenn das so weitergeht, muss ich noch zu einem Seelenklempner , dachte sie müde. Mit einem Schwung warf sie sich aus dem Bett, was von einem begeisterten Miauen begrüßt wurde.

Sie streckte und reckte sich genüsslich, schlurfte langsam ins Badezimmer, gefolgt von zwei wuscheligen, vierbeinigen Pelztieren. Wie immer kam erst minutenlang kaltes Wasser aus dem Duschkopf, bis die Temperatur auf ein morgendlich erträgliches Maß angestiegen war. Kate stieg mit einem wohligen Seufzer unter die heiße Dusche, während sie von zwei blauen Augenpaaren, neben dem langen, cremefarbenen Fell eine typische Eigenschaft der Katzenrasse »Heilige Birma«, neugierig beobachtet wurde. Die Katzen konnten sich nie an dem merkwürdigen Schauspiel satt sehen, das ihre geliebte Dosenöffnerin unter dem herab rieselnden Nass veranstaltete. Endlich wurde das allmorgendliche Badezimmerritual beendet, und ihr menschlicher Mitbewohner machte sich auf den Weg in die kleine Küche. Liebevolles Streichen um die Beine sollte ihrem Menschen nun eindeutig zu verstehen geben, dass es höchste Zeit für ihr Frühstück war.

»Hier, Bangla«, Kate schob einen vollen Futternapf unter des Kätzchens Nase »und dieser Napf ist für dich, Desh«. Zufriedenes Schnurren erfüllte den Raum. Kate streckte sich und schaltete die Kaffeemaschine ein. Dann begab sie sich ins Schlafzimmer, zog sich Jeans, weiße Bluse und einen blauen Blazer an, strich ihr Bett glatt und trat dabei auf etwas Weiches, Nachgiebiges. »Oh, nein. Der Morgen fängt ja gut an.« Auf dem dunklen Holzparkett prangte ein grüner, öliger Farbfleck, während sich Kates dicker Zeh langsam von der daneben liegenden Farbtube hob. Fluchend griff sie nach einem alten Lappen, der von Farbe nur so strotzte und wischte den Klecks auf. Die Tube flog im hohen Bogen in eine Schachtel, in der weitere Malutensilien lagen. Dabei fiel ihr Blick auf die bemalten Leinwände, die gestapelt an der Wand lehnten. Das oberste zeigte eine Tänzerin in rot und schwarz gekleidet, die schwerelos durch eine Menschenmenge kreiste. Doch irgendwie fehlte dem Bild noch der letzte Schliff. Ihre innere Version von dem Gemälde wollte einfach keine Gestalt annehmen. Dieses Wochenende würde sie sich endlich wieder der Malerei widmen.

Köstlicher Kaffeeduft lockte sie in die Küche, in der die beiden Katzen genießerisch ihr Mahl kauten. Kate trank die Tasse Kaffee im Stehen, wischte die Küchenzeile sauber, gab Bangla und Desh einen Abschiedskuss und machte sich auf den Weg zur Arbeit. Ein Tag, wie jeder andere , ging es ihr durch den Kopf, als sie sich in die wie jeden Tag überfüllte U-Bahn von New York City zwängte. Die Leute um sie herum hingen ihren Gedanken nach oder lasen die Tageszeitung. Jeder war ganz für sich.

Aus der U-Bahn aussteigen, die Station hoch, einen Block weitergehen, durch die Drehtür in das riesige Bürogebäude, den Pförtner grüßen, in den Lift hinein, mit anderen unwilligen Mitmenschen in den 6. Stock hochfahren, dann raus ins Großraumbüro und auf den Stuhl fallen lassen. Tag ein, Tag aus, das Gleiche. Ich bin genau das geworden, was ich nie sein wollte: ein funktionierender Großstadtmensch, der seinen Job hasst und darauf hofft, dass irgendetwas ihn aus seiner Lethargie reißt .

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