Bald wissen wir alles über die Kunden. Was die Kunden kaufen, wann sie es kaufen und wo, was sie in ihrer Freizeit tun, wie sie leben – all das wird in wenigen Jahren offenliegen. Die Technologien dafür sind da, in den nächsten Jahren werden sie gebündelt und damit einen Strom von unbekannter Breite erzeugen: Rechnen Sie mit einer exponenziellen Vermehrung des Wissens über Ihre Kunden – machen Sie sich das zunutze, bevor es Ihre Wettbewerber tun .(4)
Überhaupt haben die Werbebotschaften, die tagtäglich über die Massenmedien auf uns einwirken, längst die Rolle traditioneller Sinnstifter wie Schulen und Kirchen eingenommen. Es ist das ständige Vater unser , das von der Kanzel des Kommerzes gepredigt wird und unsere Konsumgläubigkeit ist so tief verwurzelt wie im Mittelalter der Gottesglaube. Nur dass aus armen Sündern inzwischen zahlungskräftige Konsumenten geworden sind. Unsere Einkaufszentren sind zu modernen Tempeln geworden, wo wir den Konsum verehren und ihn tagein, tagaus gleich einem Götzenbild anbeten. Doch warum ist das so?
Die Philosophie des Geldes
Die Antwort auf diese Frage hat Georg Simmel schon 1900 vorweggenommen. In seiner Philosophie des Geldes denkt er die moderne Konsumgesellschaft voraus, dahingehend, dass er meint, man würde mit dem Erwerb von Waren das eigene Ich erweitern. Das heißt, man erwerbe mit dem Kauf bestimmter Waren ein Image, also ein Bild seiner selbst für sich und die anderen. Diese Waren, mit denen man sich umgibt, werden dann Teil des eignen Ichs, also Teil der eignen Identität.
Heute gehört der Erwerb von Konsumgütern zu den größten Glücksstiftern unseres modernen Lebens. Wir können sie rund um die Uhr – jederzeit – bekommen, ganz einfach per Mausklick. Alles, was wir wollen, können wir bekommen – fast alles. In einer Zeit, in der es mit anderen Glücksstiftern nicht mehr allzu weit her ist, in der es keinen Glauben mehr gibt, keine Hoffnung und sogar die Liebe zu einem Markt von kurzzeitigen Kicks und Klicks mutiert ist. Da ist das Einzige, was noch Bestand hat, die Welt des Konsums. Sie ist uns sicher wie das Tosen einer Autobahn, die tagein, tagaus 365 Tage im Jahr immer ein und dasselbe Brausen hervorbringt, unabhängig davon, wer von A nach B fährt – irgendjemand fährt immer von A nach B.
Vielleicht ist ja exzessiver Konsum ein Zeichen von Lebensangst, ein Zeichen von Entfremdung. Wem die Gefühlswelten anderer Menschen zu unberechenbar sind oder wer regelrecht Angst vor realen Kontakten hat, der verlässt sich lieber auf die unbelebten Waren des Konsums. Sie sind berechenbarer und jeder Zeit verfügbar. Das bekommen wir schon beizeiten mit. Denn die Konsumlaufbahn eines jeden von uns beginnt bereits im Babyalter. Schon mit 18 Monaten können Kleinkinder Marken erkennen, was auf einschlägigen Marketing-Kongressen immer wieder betont wird. Ab dem Moment, wo das Kind im Einkaufswagen sitzt, lernt es, durch Zeigen Sachen zu verlangen, die es oft auch bekommt. Von da an begreift es Einkaufen als legitimen Weg, Dinge zu bekommen. Sobald das Kind laufen kann, sucht es selbst Produkte aus und beschreitet seinen ersten Weg als Konsument. Und dann geht es sehr schnell.
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