Die österreichische Kinderbibliothek
Susa Hämmerle
ist in der Schweiz geboren und aufgewachsen in Vorarlberg. Sie hat bereits als Lehrerin, Schauspielerin, Korrektorin, Lektorin und Redakteurin gearbeitet.Seit 1990 ist sie freie Autorin. Sie lebt mit ihren drei Kindern nahe bei Wien. Für ihre zahlreichen Bilder und Kinderbücher wurde sie mehrfach ausgezeichnet, ihre Texte wurden in 13 Sprachen übersetzt.
Mathias Weber
Mathias Weber, 1967 in Esslingen am Neckar geboren, wollte ursprünglich Astronaut, Kehrmaschinenfahrer oder zumindest Rockstar werden. Doch dann studierte er an der Mannheimer Fachhochschule für Grafik-Design und entdeckte seine Liebe zur Kinderbuchillustration. In den vielen erfolgreichen Kinder- und Bilderbüchern, die er seither illustriert hat, ist er den Träumen seiner Kindheit ganz nahe geblieben. Mathias Weber lebt heute mit seiner Frau und zwei Töchtern in Ladenburg bei Heidelberg.
Pädagogische Arbeitsblätter zu diesem Titel downloadbar auf
www.obelisk-verlag.at
Susa Hämmerle
Freche Tiergeschichten
mit Illustrationen
von Mathias Weber
Redaktion der Club-Taschenbuchreihe:
Inge Auböck
Umschlaggestaltung: Carola Holland
Gesetzt nach den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung
Lektorat: Regina Zwerger
© 2018 Taschenbuchausgabe by Obelisk Verlag, Innsbruck – Wien
Erschienen als:
„Tinki Zottelschaf“ – Freche Tiergeschichten“, 2003, und
„Trau dich, Ente!“, 2004, im Annette Betz Verlag –
Verlag Carl Ueberreuter, Wien – München
Copyright © 2003, 2004, 2007 by Annette Betz Verlag
im Verlag Carl Ueberreuter, Wien – München
Alle Rechte vorbehalten.
Druck und Bindung: Finidr, s.r.o., Český Těšín, Tschechien
ISBN 978-3-85197-858-2
eISBN 978-3-99128-067-5
Die Kuh ohne Muh
Tinki Zottelschaf
Die große, weite Welt
Bibber, der Biber
Louis Hasenfuß
Stinktierschwärmerei
Köpfchen muss man haben
Huh! Eine Fledermaus!
Wenn ein Maulwurf zu viel mault
Speckmäuschenstille
Schnürsenkel-Rüsselküsselei
Zweimal Schnee-Hörnchen
Millionenfach gut!
Ein Stier, nicht von hier
Das Aufräumfest
Der Hahn im Korb
Rudi Maximaus
Augen zu und – platsch!
Das Spatzgespenst
Leserätsel
Die Kuh Amanda hatte es wirklich nicht leicht. Sie war so schrecklich schreckhaft! Der Traktor des Bauern, das Rauschen des Windes – alles erschreckte sie. Ja, sogar das Husten der Flöhe war für Amanda ein riesiger Schock! Die anderen Tiere hatten ihren Spaß damit.
„Muhu, Amanda!“, buhten sie die Schreckhafte hinterrücks an und Amanda machte jedes Mal einen Satz.
Wenn sie wieder landete, raste ihr Herz und ihre Knie fühlten sich wackeliger an als Original-Wackelpudding. Von so einem Schrecken erholte sich Amanda oft minutenlang nicht. Und eines Morgens fast überhaupt nicht mehr …
Diesmal war der Spaßvogel der Hahn. In aller Griesgraufrühe, als Amanda noch schlief, schrie er genau neben ihrem Ohr: „Kikeriki!“ Amanda fuhr auf.
„Hu-uh!“, japste sie – und das war ihr letztes Wort. Wirklich wahr: Amanda hatte vor Schreck die Sprache verloren! Mit gesenktem Kopf stand sie da und brachte weder Muh noch Mäh heraus.
Das tat den anderen Tieren jetzt aber wirklich leid! Und sie hatten wohl auch ein schlechtes Gewissen.
„He, Amanda, sag doch was!“, baten die Kühe, die Schafe, die Gänse, das Pferd und der Hahn.
Doch Amanda blieb stumm. Nur ihre großen Augen sprachen, und es stand Angst darin und Mutlosigkeit.
Da sagte der Hahn: „Sie hat ihr Muh genau in dem Moment verloren, als ich sie weckte. Äh – schreckte. Bestimmt liegt es hier noch irgendwo.“
Den Tieren erschien das vernünftig. Und alle, alle machten sich auf die Suche nach Amandas Muh. Die Kühe suchten auf der Wiese. Die Schafe entlang dem Zaun. Die Gänse wühlten die Maulwurfshügel durch. Das Pferd untersuchte die Büsche. Und der Hahn stocherte die Stelle rund um Amanda ab.
Amanda war noch immer starr und stumm. Wie der Hahn aber so unter ihren Beinen herumsuchte, regte sich plötzlich etwas in ihr. Sozusagen ein dringendes Bedürfnis.
„Kikeriki, kikeriki!“, schrie der Hahn, als er Amandas Fladen gerade noch haarscharf ausweichen konnte. Er sah zum Brüllen komisch aus, in seinem flatternden Schreck!
In Amanda rührte sich wieder etwas. Von tief im Bauch kam es her.
Es kitzelte ihren Wiederkäuermagen, dort wo die Angst saß. Es gluckste zur Brust hinauf, dort wo die Mutlosigkeit hockte. Und es wallte den Hals hinauf – als muhendes Gelächter.
Ja, Amanda lachte und lachte, wie sie noch nie zuvor gelacht hatte! Dazwischen japste sie in Richtung Hahn: „Tschuldigung. War keine Absicht. Aber jetzt sind wir wohl quitt!“
So hatte Amanda an einem Tag ihr Muh verloren und wieder gefunden. Durch Lachen.
Und durch geteilten Schreck mit ihrem neuen Freund, dem Hahn.
Etwas stimmte nicht mit Tinkis Wolle.
Erstens wuchs sie viel zu schnell.
Zweitens derart gekräuselt, dass Tinki aussah wie ein Zottelschaf. Und das schon zwei Wochen, nachdem sie geschoren worden war.
Den Bauern freute das natürlich. Die Wolle von Tinki gab gehörig was her! Doch Tinki selbst war sehr unglücklich deswegen.
Sie wollte wie die anderen Schafe der Herde sein: kurzwollig-glatt und nicht so verzottelt.
„Es liegt an der Ernährung“, sagte Tante Miep. „Du darfst keine Krauseminze mehr fressen. Und von Stängeln nimm nur die geraden.“
Tinki versuchte es. Tante Mieps Rat bewirkte aber nur eines: Tinki wurde dünn und dünner und sah jetzt wie ein Zottelsack aus – auf vier hüpfenden Beinen!
„Versuch es mit kalten Bädern“, sagte Onkel Jo. „Das kalte Wasser zieht dir die Wollwurzeln zusammen – und in der Folge wächst die Wolle langsamer und glatter.“
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