1 ...6 7 8 10 11 12 ...18 Ich rufe die Ahnen! Kommt! Kommt! Kommt! Hört den Klang der Stimme, des Herzens und des Willens. Ich will euch begrüßen, ihr Mütter und Väter, ihr Großmütter und Großväter, ihr Töchter und Söhne ihr Kindeskinder der Forscher, Vorkämpfer und Erneurer! Ich will euch danken, euch ehren, euch einladen, auf dass ich mich an euch erinnere, auf dass ich mich mit euch verbinde, da wir alle EINS sind! Ich ehre und achte eure Kraft, eure Stärke, eure Liebe und eure Verbundenheit! Lasst mich teilhaben an eurem Wissen, an eurer Weisheit, an eurer Führung, sodass wir zusammen das Horn erheben, Ehre, Hochachtung, Dankbarkeit und Anerkennung zu verkünden. In Gunst und Respekt, heiße ich euch willkommen, diesen Kreis, in dieser Runde, in dieser Gemeinschaft, in dieser Familie. So ist die Familie das Band zwischen den Welten, das Band zwischen den Geistern, auf dass wir auch die Geister des Landes einladen und ehren wollen. So kommt, kommt zu mir, oh ihr Vættir, ihr Dísen, ihr Idisi, ihr Hamingjur, ihr Fylgjur, ihr Wights, ihr Rås, ihr Huldrå / Hulder, ihr Valkyrjar/Walküren, ihr Nornir/Nornen! Kommt zu uns, teilt mit uns den Trunk der Verbundenheit, der Freundschaft, der Einigkeit, denn wir alle stammen aus einer Quelle, wir alle leben auf und mit diesem Land, sodass wir verbunden sind, verbunden im Leben, verbunden im Dasein, verbunden im Hier und verbunden im Dort! Jetzt und immer dar!
Die dritte Runde bezieht sich dann auf Versprechen, Eide, Gelöbnisse, auf alles, was man entweder den Versammelten sagen will oder sich selbst sagen will. Auch hier müssen natürlich individuelle Texte verwendet werden, die man sich dann eben selbst ausdenken muss.
So kann man hier wieder alles erdenkliche sagen, schwören und verkünden, wobei man bedenken sollte, dass man, gerade von den anderen Ebenen und von seinen eigenen höheren Anteilen, zu 100 % beim Wort genommen wird! So könnte man folgenden Text sagen:
Ich erhebe das Horn in Freundschaft, Ehrerbietung, Demut und Aufrichtigkeit, um zu verkünden, dass ich meinen Weg beschreiten will, meine Schlachten schlage, mein Wissen mehre und meine Weisheit lehre, auf dass ich mich voll und ganz erkenne, auf dass ich mich voll und ganz erfahre, in dem Hier und in dem Dort, sodass sich die Reisen durch Yggdrasil bewusst erstelle, erhebe und vollziehe, denn ich bin ein Wanderer der Welten, ein Wanderer zwischen den Sternen, ein Brückenbauer und ein vertrauter Freund.
Ich schwöre…! Ich gelobe…! Ich verkünde…! So sei es!
Kraftur og heiður hvetja eið mitt, heyrt og skilið, úr öllum heimum, ég leyfi mér að mæla þetta, eið minn! Nú og að eilífu!
(Macht und Ehre beflügeln meinen Schwur, gehört und verstanden, von allen Welten, lasse ich mich an diesem, meinem Schwur messen! Jetzt und für immer!)
Da es hierbei um ein Trankopfer geht, kann man bei jedem entsprechenden Absatz, egal, in welcher Runde man dies anwenden will, einen Schluck des Trinkgutes zu sich nehmen, oder eben der Erde überlassen, sodass man ein wenig ausschüttet. Ganz zum Schluss muss aber noch etwas im Horn enthalten sein, was man dann ganz bewusst der Erde überlässt. Danach wird der Kreis wieder geschlossen, was man erneut mit einer Vereinfachung eines Hammerrituals ausführen kann.
In der Mitte:
Ihr Kräfte des Oben, ihr Kräfte des Unten, Habt Dank! Gangi þér vel að kraftar Yggdrasil!(Heil und Wohl den Mächten Yggdrasils!)
Im Norden:
Ihr Kräfte des Nordens, habt Dank! Heilla norður og kraft hamarsins!(Heil dem Norden und der Macht des Hammers!)
Im Osten:
Ihr Kräfte des Ostens, habt Dank! Heilla austur og kraft hamarsins!(Heil dem Osten und der Macht des Hammers!)
Im Süden:
Ihr Kräfte des Südens, habt Dank! Heilla suður og kraft hamarsins!(Heil dem Süden und der Macht des Hammers!)
Im Westen:
Ihr Kräfte des Westens, habt Dank! Heilla vesturs og kraft hamarsins!(Heil dem Westen und der Macht des Hammers!)
Wieder im Norden:
Hringurinn er opinn, trúarlega er lokið! Heil og friður til ykkar allra!(Der Kreis ist geöffnet, das Ritual ist beendet! Heil und Frieden euch allen!)
Danach ist das Ritual komplett beendet, und man kann den jeweiligen Ort wieder „zurückbauen“ bzw. einfach verlassen. Hierbei sollte klar sein, dass man den Ort so verlässt, wie man ihn vorgefunden hat.
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Blótrituale im Zyklus des Jahres
Die magische Praxis, die in allen magischen Richtungen und Disziplinen essenziell ist, bietet eine Fülle an Möglichkeiten, die aber reflektiert betrachtet werden müssen. Im folgenden Kapitel werde ich verschiedene Blóts, die es im Zusammenhang mit dem nordischen Pantheon gibt, rituell darlegen, sodass jeder, der will, die Möglichkeit erhält, ein entsprechendes Blót, ein entsprechendes Ritual, ein entsprechendes Opferfest zu feiern. Hierbei ist es aber sehr wichtig, dass man von vornherein versteht, dass es sich hierbei NICHT um irgendwelche historisch belegbaren Rituale handelt. Korrekte Aufzeichnungen, wie die Rituale im Einzelnen verliefen, wie die Zielpunkte definiert waren, welche Formulierungen genutzt wurden, wie die einzelnen Arbeiten explizit aussahen, ob hier einfach nur die Götter angerufen wurden, oder ob enge, energetische Verbindungen via Invokation vollzogen wurden, ist nicht belegt. Wenn man jetzt also auf der Suche nach echten historischen Dokumenten, Ritualen, Darstellungen und magischen Möglichkeiten ist, wird man sehr deutlich enttäuscht werden, man wird ENT-täuscht! Und genau dies ist wichtig. Authentizität ist natürlich immer wertvoll, doch wenn es hierüber keine Aufzeichnungen gibt, man aber einen gesunden, kreativen und magischen Verstand besitzt, kann man ohne Weiteres eigenständige Rituale kreieren, die den energetischen Kern des jeweiligen Festes, des jeweiligen Blóts, erreichen und sogar ausfüllen. Natürlich wird es immer wieder Menschen geben, die ausschließlich historische Rituale zelebrieren wollen, weil nur diese Rituale auch funktionieren, und die Magie eigentlich stillsteht, und froh sein kann, die alten Aufzeichnungen und die alten Gedankengänge zu vollziehen. Solche Menschen werden wahrscheinlich auch die technischen Errungenschaften, die in den letzten 1000 Jahren gemacht wurden vollkommen ablehnen, so wie auch die medizinischen und kulturellen Reichtümer, die sich der Mensch erarbeitet hat. Wenn man mit solchen Argumenten dann aber wirklich auf die Leute zugeht, findet man immer vollkommen entsetzte und überraschte Gesichter. Auf der einen Seite sollen also Rituale zelebriert werden, die vor 1000 Jahren gemacht wurden, und die auch auf dem damaligen Zeitgeist ruhten, was wiederum bedeutet, dass die Zielsetzungen so konzipiert waren, dass es in einem „glückliches Leben“ enden würde, wenn man das Ritual korrekt ausführt. So kann man zu 100 % davon ausgehen, dass zum Beispiel in den Blóts, die sich auf die Aussaat beziehen, also zum Beispiel das Várblót / Sigrblót / Sumarmál oder auch das Førsommardag, auch genau dies thematisiert wurde. Wenn man dann aber fragt, wie denn die eigene Aussaat aussehen soll, was man denn anpflanzen will, wie es denn um den eigenen, landwirtschaftlichen Betrieb steht, wird man immer entgeistert angeschaut. Dann heißt es natürlich, dass es überhaupt nicht um die materielle Aussaat geht, sondern allein um die energetische Aussaat. Tja, die energetische Aussaat ist hier auch das eigentliche Kerngeschehen, doch wurde dieses Kerngeschehen vor über 1000 Jahren sicherlich auf die materielle Aussaat gemünzt.
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