Henry James - Die Europäer

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Ulrich del Mestre hat auf der Grundlage des Romans von 1878 und einer eigenen Übersetzung eine im besten Sinne werkgetreue Bühnenfassung geschrieben. Entstanden ist auf diese Weise eine Komödie, die man auch als Salonkomödie bezeichnen könnte. Sie entführt uns in eine Zeit, in der Europa noch das sein durfte, was es einst wahr: die Alte Welt. Jedoch: Henry James' Roman spielt in Amerika und es sind zwei Europäer – die Geschwister Eugenia und Felix – die sich bei ihrer puritanischen Ostküstenverwandtschaft einnisten und den Familienfrieden auf amouröse Weise stören. Am Ende gibt es nach zahlreichen Irrungen und Wirrungen drei Hochzeiten und eine Abreise. Wohin die Reise geht? Zurück in die Alte Welt.

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PERSONEN

wie Henry James sie sah.

Eugenia, Baronin Münster

war nicht hübsch, aber selbst wenn ihr Gesicht plötzliches Befremden zeigte, wirkte es interessant und angenehm. Sie war nicht mehr ganz jung, dabei schlank mit wohlgeformten Rundungen, trug sie ihre dreiunddreißig Jahre zugleich mit Reife und Geschmeidigkeit. Ihr Teint war, wie man in Frankreich sagt, müde, ihr Mund groß, ihre Lippen voll, ihre Zähne uneben. Wenn sie lächelte – und sie lächelte beinahe ständig – hoben sich zwei Falten bis zu den Augen. Diese Augen waren bezaubernd, leuchtend und intelligent. Ihr volles, dunkles Haar trug sie auf eine Weise, die ihr das Aussehen einer Frau aus Südost- oder Osteuropa gab. Diese orientalische und exotische Anmutung wurde durch Ohrringe verstärkt, von denen Eugenia eine bemerkenswert große Kollektion besaß.

Felix Young

verfügte ebenfalls über ein strahlendes Lächeln. Er war achtundzwanzig Jahre alt, hatte eine gute Figur, schlank, zart, schöne Haare, ein klares Gesicht, vergnügten Blick aus warmen blauen Augen mit einem zugleich weltgewandten und selten ernsten Ausdruck. Auf seiner Oberlippe kräuselte sich ein Schnurrbart. Felix wirkte abgeklärt und vertrauenerweckend.

Mr. William Wentworth

war ein hochgewachsener Mann. Er wirkte streng und ernst aber nicht hartherzig. Sein Auftreten hatte stets etwas Feierliches mit dem Ausdruck großer Gewissenhaftigkeit. Sein Gesicht war edel geschnitten. Seine ungewöhnliche Blässe gab Wentworth etwas Kränkliches.

Gertrude Wentworth

eine seiner Töchter, war groß, nicht ganz so blass wie ihr Vater, zwei- oder dreiundzwanzig Jahre alt. Mal schien sie etwas linkisch, mal bewegte sie sich mit großer Anmut. Ihr blondes Haar trug sie vollkommen glatt. Ihre Augen blickten ruhelos und entsprachen nicht der Vorstellung sogenannter schöner Augen. Sie wirkten auf Anhieb etwas matt; wenn Gertrude aber lächelte, leuchteten sie unerwartet frisch und eindringlich auf.

Charlotte Wentworth

war älter als ihre Schwester Gertrude, etwas kleiner, ebenfalls blass und dünn. Ihr dunkles Haar fiel weicher, der Ausdruck ihrer Augen war weniger ruhelos, ihr Blick aufmerksam und lebendig.

Clifford Wentworth

William Wentworths Sohn, jünger als seine Schwestern, war ein schmaler, schüchterner junger Mann mit fein geschnittenen Zügen, die denen seines Vaters ähnelten. Er lachte gern und hatte die Angewohnheit, sein Gewicht ständig von einem auf den anderen Fuß zu verlagern.

Robert Acton

William Wentworths Neffe, Ende dreißig, war ein Mann von geringer Körpergröße mit aufmerksamen, angenehmen dunklen Augen. Sein Haarwuchs war dünn, er trug einen kleinen Schnurrbart. Er war in China vermögend geworden, verfügte über einen natürlichen Scharfsinn und war bestrebt, die Dinge von ihrer humorvollen Seite zu nehmen.

Lizzi Acton

Roberts Schwester, hatte liebenswerte, ausdrucksvoll strahlend blaue Augen, dunkelbraunes, lockiges Haar; sie war ein auffallend hübsches junges Mädchen mit unübersehbarem Selbstbewusstsein.

Mr. Brand

Pfarrer, mochte Mitte dreißig sein, seine Stirn war sehr breit und glatt, das Haar voll aber recht glanzlos. Seine Nase war zu groß, Mund und Augen zu klein. Dennoch war er ein ansehnlicher, hochgewachsener Mann, der unwiderstehlich sanft und tugendhaft auf seine Mitmenschen blickte.

Zur Bühnenfassung:

Kein Bühnenbild. Die Ortswechsel werden mit wenigen Stühlen, einer Bank, einem Sessel, einem Sofa, ein oder zwei Tischen, einem Frisiertisch mit Spiegel, einer Staffelei, einem Weidengatter und Lichtwechseln deutlich gemacht.

Die Szenen folgen möglichst übergangslos aufeinander.

Die fettgedruckten verbindenden Romanpassagen zwischen den Szenen sind für eine männliche OFF- Stimme gedacht. Sie sollen während kleiner Pausen für den Umbau von Möbeln und die Ortswechsel bei eingezogenem Licht den Szenenfluss aufrecht erhalten.

Sie sind dem Original entsprechend im Präteritum wiedergegeben, können aber auch ins Präsens gesetzt werden.

Die Kostüme entsprechen der Mode der Zeit um 1850, in der Henry James die Geschichte ansiedelt, das heißt für Eugenia und Felix deutsches Biedermeier, für alle anderen die um diese Zeit im puritanischen Amerika der Ostküste übliche Kleidung.

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