„Der Start ist am schlimmsten für mich, das geht ab wie auf der Wies’n im Free-Fall-Tower. Da geht’s bei mir richtig durch den Magen.“, entgegenete Nicole mit etwas zittriger Stimme.
Melanie war ganz entspannt und ruhig: „Ich hab damit kein Problem. Ist halb so wild. Wenn wir erstmal oben sind, dann ist das wie Zugfahren.“
Melanie blätterte derweil in ihrem Reiseführer über die Seychellen herum und fing an zu lesen. Langsam wurden die Motorengeräusche immer lauter, Nicole sah immer wieder aus dem Fenster. Sie sah wie die Startbahn und alles daneben immer schneller an ihr vorbeiflog. Und dann hebte das Flugzeug auch schon ab, alles wurde immer kleiner.
Dach dann stotterte das Motorengeräusch plötzlich etwas und war dann leiser. „Mann was ist denn jetzt los? Wieso ist denn das Geräusch jetzt weg? Und wieso wackelt das Flugzeug denn so?“ fragte Nicole ganz aufgeregt. Dann lief ganz aufgeregt eine Stewardess durch den Gang. Melanie wollte sie dann fragen, was denn los wär, aber die Stewardess ging ohne zu antworten ganz eilig weiter. Nicole bemerkte dann, dass das Flugzeug gar nicht mehr hinauf flog, sondern wieder im Sinkflug war. Auch andere Passagiere redeten ganz aufgeregt durcheinander. Dann ruckelte das Flugzeug immer mehr. Melanie und Nicole hörten wie die ersten anfingen, hysterisch zu schreien.
Dann kam eine Durchsage vom Piloten. Nicole konnte nur die Hälfte verstehen: „... Wir haben alles unter Kontrolle. ... Bitte bleiben Sie ruhig sitzen. ...“
Nicole sah aus dem Fenster. Unter ihr tauchten immer mehr Gebäude auf, die immer größer wurden. Nicole hatte Angst und sagte ganz aufgeregt: „Mann der erzählt vielleicht einen Mist, ich soll ruhig sein, wenn da immer mehr Häuser zu sehen sind und das Flugzeug wackelt? Der hat ja vielleicht Nerven.“
Auch die bis dahin recht entspannte Melanie wird langsam nervöser: „Also ich verstehe das ja auch nicht, wieso gehen wir denn wieder runter? Will der hier mitten in München landen? Also langsam bekomme ich aber auch Angst.“
Hinter den beiden kreischte eine Frau ganz hysterisch: „Ich will nicht steeerbenn!“
Dann hört Melanie, wie sich vor ihr ein Mann mit seiner Frau streitet.
„Wär ich bloß nicht mit dir mitgekommen, jetzt stürzen wir wegen dir ab.“ meinte die Frau mit einer lauten Stimme. „Was kann ich denn dafür? Wir wollten uns doch einen schönen Urlaub machen.“ entgegnete der Mann.
„Schön nennst du das? Sieh mal aus dem Fenster. Gleich sind wir tot. Und nur weil du in Urlaub wolltest.“, fauchte die Frau den Mann dann an.
Melanie zuckte mit Unverständnis mit den Schultern und sah, dass die Häuser schon recht groß waren. Nicht mehr lange und sie würden mitten in München in die Häuser stürzen und zerschellen. Nicole hielt sich schon krampfhaft am Sitz vor ihr fest und hatte schon Tränen in den Augen. Melanie konnte es genau sehen. Sie konnte kaum noch etwas sagen, es ging alles so schnell.
Rechts fing eine Frau an zu beten, sie hatte zumindest die Hände gefaltet und sprach irgendetwas Richtung Decke. Aber Melanie konnte sie nicht verstehen, es war zu laut um sie herum. Überall kreischten Menschen, irgendwo weinte ein Kind recht laut und viele Stimmen sprachen durcheinander.
Doch dann kam plötzlich das Motorengeräusch wieder. Langsam richtete die Maschine sich wieder in die Waagerechte.
„Mann, gerade aber noch rechtzeitig, sonst wären wir da voll reingekracht.“ meinte dann Melanie etwas erleichtert zu Nicole, die sich immer noch ganz fest an den Sitz klammerte.
„Ist es vorbei?“ fragte Nicole dann mit zittriger Stimme. Melanie sah aus dem Fenster und antwortete dann: „Ich denke schon, ich glaube wir fliegen jetzt wieder rauf. Die Häuser sind schon wieder etwas kleiner geworden.“ Und kurze Zeit später: „Mann, was war denn da los? Sind die bescheuert? Wir sind doch hier in Deutschland, da stürzt doch kein Flugzeug ab, wenn wir in Thailand oder Russland wären mit so einer Billigairline oder so, O.K., aber doch nicht hier.“
Auch die anderen Passagiere beruhigten sich wieder etwas. Dann kam wieder eine Durchsage vom Piloten:
„Sehr geehrte Fluggäste, ich möchte mich bei Ihnen für den unruhigen Start entschuldigen. Leider ist uns kurz nach dem Start ein Schwarm Vögel ins Triebwerk geraten, so dass dieses vorübergehend außer Funktion war. Mittlerweile ist aber wieder alles in Ordnung. Der Tower hat uns grünes Licht für den Weiterflug gegeben, wir werden also ganz normal zu Ihrem Reiseziel weiterfliegen können. Wir bitten nochmals um Entschuldigung, auch im Namen der Airline für die Unannehmlichkeiten. Die Airline hat versprochen, den Schrecken mit einem Gutschein wieder gutmachen zu wollen. Jeder Fluggast erhält bei der Landung in Mahé einen Gutschein von 300 Euro für Ihren nächsten Urlaub mit unserer Airline. Ich wünsche nun allen Gästen einen ruhigen und angenehmen Flug auf die Seychellen.“
„Naja, immerhin etwas, aber das war echt haarscharf, normalerweise müßten wir die verklagen, die spinnen doch. Wir sind fast abgestürzt.“, meinte dann Melanie.“
Der Flug ging dann zunächst recht ruhig weiter. Langsam konnten Melanie und Nicole die Alpen aus dem Fenster erkennen. Immer mehr Berge waren zu erkennen, auf manchen lag sogar noch ein wenig Schnee.

Aber man konnte auch sehen, dass das Wetter südlich der Alpen immer schlechter wurde. Recht schnell war von der tollen Aussicht nicht mehr viel zu sehen. Eine dicke Wolkenschicht verdeckte die Sicht. Dann kam wieder einmal eine Durchsage des Piloten. Da hieß es dann, das vor ihnen auf der eigentlichen Flugroute ein dickes Gewitter mit hohen Windgeschwindigkeiten läge und dass man dieses umfliegen werde.
„Also echt, ist wirklich nicht unser Tag. Jetzt will der auch noch ein Gewitter umfliegen und wir kommen erst 3 Stunden später an.“, maulte Nicole sehr unzufrieden.
„Also, ich bin ganz froh darüber. Quer durch ein Gewitter macht auch keinen Spaß. Und nach dem Scheiß in München soll der das lieber umfliegen, nicht das noch etwas schief geht.“, antwortete Melanie dann etwas gähnend.
„Naja, vielleicht hast du ja recht, ich werd’ jetzt etwas schlafen, bin auch schon recht müde. Morgen früh sind wir dann hoffentlich da. Kannst du mir die Decke und das Kissen aus dem Rucksack geben?“, meinte Nicole dann auch etwas ermüdet.
„Na klar, hier. Ich wird’ auch etwas schlafen. Ist ja mit dem Umweg dann noch ein langer Flug.“
Melanie holte ihr Handy raus und setzte sich die Kopfhöhrer auf. Dann hörte sie etwas Musik und schlief ein. Nicole hatte ihr Handy zu Hause gelassen, damit keiner ihrer Freunde sie im Urlaub stören konnte. Aber sie holte dann ihren MP3-Player aus ihrer Hosentasche und machte auch Musik an.
Nur noch halbwach merkte Nicole, wie das Flugzeug scheinbar eine deutliche Kurve flog. „Ah, jetzt fliegen die wohl den Umweg.“, dachte sie dann beruhigt und schlief auch ein.
Etwas später wachte sie erschreckt auf. Das Flugzeug wackelte etwas, sie schaute nach draußen. Man konnte nicht viel sehen, es war schon dunkel draußen. Aber sie glaubte, dass die Wolken jetzt direkt am Fenster waren, es sah neblig aus. Und dann leuchtete es plötzlich hell auf. „Wie? Ich dachte wir umfliegen das Gewitter?“, dachte Nicole. Dann leuchtete die Anzeige zum Gurt anlegen auf und der Pilot machte eine Durchsage, dass sich doch alle wieder zu ihren Plätzen begeben und sich anschnallen sollten. Die Gewitterfront wäre größer als gedacht und ließe sich nicht komplett umfliegen. Es wäre aber alles in Ordnung und verlaufe nach Plan.
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