Aber Kareem lenkte sie ab, indem er erleichtert weiterplauderte: „Vielen Dank. Das hätte ich nicht sagen sollen. Es ist unprofessionell.“ Und er lächelte schon wieder.
„So nun muss ich wieder an die Arbeit.“
Nachdem sie ihre Eier mit frischem Brot und Erdbeermarmelade gegessen hatte, zog sich den schwarzen Satinpyjama und Bademantel aus und ging in ihren Schrank. Auf einmal gefiel ihr das Zimmer wieder richtig gut, jetzt wo sie wusste, dass es nicht sein Zimmer war. Zumindest nicht in dem Sinne, wie sie es nachts befürchtet hatte.
Sie entschied sich für europäische Kleidung und machte sich per Taxi auf den Weg auf den Goldmarkt, wo sie Hatem besuchen wollte.
Der Händler sah sie erst, als sie schon in seinem Laden stand. Er ließ den Kunden, mit dem er gerade heftig am Feilschen gewesen war, einfach stehen und umarmte sie herzlich: „Carina. Du bist wieder zurück. Und sieh dich an – du siehst wunderbar aus. “
Als sie den Arm ihres Freundes um sich spürte, konnte sie sich nicht mehr halten: „Ach Hatem“, schluchzte sie und dann brachen die Tränen so heftig aus ihr hervor, dass sie eine ganze Zeit lang nichts mehr sagen konnte. Mehrmals setzte sie an, um ihre Gefühle wieder in den Griff zu bekommen, aber sie konnte einfach nicht aufhören zu weinen.
Hatem war von diesem Ausbruch völlig überrumpelt, er war zwar seit Jahren verheiratet und hatte daher auch gleich drei Töchter, aber derartige Gefühlsausbrüche war er auch nicht gewohnt.
Sein Kunde hatte noch etwas gemurmelt, dass er wohl besser später wiederkommen werde, und machte sich schleunigst davon.
Nach einer langen Weile hatte sich Carina wieder ein wenig gefangen und Hatem schenkte ihr erst einmal einen Tee ein, den sie dankbar mit zitternder Hand trank. Dann schloss er seinen Laden kurzerhand ab, und sie setzten sich in ein Café ein Stück weiter und Carina begann, ihm ihre Geschichte zu erzählen, ab dem Tag als er sich im Krankenhaus von Alessia von ihr verabschiedet hatte.
Als sie geendet hatte, schwieg Hatem eine ganze Weile. Dann sagte er: „Wer hätte damals gedacht, als du hier auf diesem Platz gestanden bist, dass du so einen weiten Weg zurücklegen würdest? Sei dankbar, Carina, denn Allah hat wirklich mehr als eine schützende Hand über dich gehalten.“
Er überlegte einen Moment, um seine Gedanken in die richtigen Worte zu fassen: „Du warst es, die damals von Schicksal gesprochen hat, und auch wenn mir klar ist, dass du das nur gesagt hast, um mich zu manipulieren …“, er hob die Hand, um lächelnd ihren Protest zu stoppen, dann fuhr er fort: „ …auch wenn du das damals nur so gesagt hast, glaube ich inzwischen fest, dass es wirklich das Schicksal, und Allahs Wille war, die Euch beide zusammengeführt hat. Und selbst wenn du es jetzt nicht hören willst – Eure Schicksale sind so eng verschlugen, dass du ihn schon bald wiedersehen wirst. Hör auf meine Worte!“
Mai 2002 – Große Wüste – Rachegedanken
Hanif legte seine Hand auf Leilas Mund, denn ihm war klar, dass sie nach ihren Erlebnissen befürchten würde, dass jemand ihr Leid zufügen wolle, wenn er nun im Dunkeln in ihrem Zelt herumschlich.
„Pst. Leise. Ich tue dir nichts. Los, wenn du dich wirklich an dem Schwein rächen willst, komm mit!“
Überraschend schnell hatte Leila begriffen, was Hanif vorhatte und folgte ihm so leise wie möglich aus dem Zelt.
Rayan war vor wenigen Minuten wie üblich zu seiner letzten Kontrollrunde aufgebrochen. Hanif schätzte, dass sie etwa eine Dreiviertelstunde hätten, bevor er zurückkam. Und mit etwas Glück würde ihm ihr Fehlen nicht sofort auffallen.
Sie erreichten unbemerkt die Pferde.
Als sie jedoch gerade dabei waren, Hanifs und ein weiteres Pferd am Zügel aus dem Lager zu führen, sprach der Wachposten sie an.
Es war Mohammed, der Mann der auch die Stadt ausgekundschaftet hatte. Zwar bezweifelte er sofort Hanifs Ausrede über schlechten Schlaf, doch zu dessen Überraschung sagte er: „Ich ahne, was ihr vorhabt – ich komme mit Euch! Ich war dort und habe ebenfalls diesen Abschaum erlebt. Lasst ihn uns kaltmachen!“
Nur wenige Minuten später waren sie weit genug vom Lager entfernt, dass sie gefahrlos aufsitzen und losreiten konnten.
Eine Stunde später waren sie an der Stelle, an der die Bande gelagert hatte. Die Spuren des schweren Wagens, auf dem sich die Frauen befanden, waren selbst im blassen Mondlicht unübersehbar. Hanif schätzte, dass sie etwa vier Stunden Vorsprung hatten, denn sicher hatten sie bei Einbruch der Dunkelheit ebenfalls ein Lager aufgeschlagen. Es war also kein Problem, sie bis zum Morgengrauen einzuholen. Sie mussten schnell genug sein, noch vor Anbruch des Tages dort zu sein, wenn sie den Anführer im Schlaf überraschen und sich schnell wieder unbemerkt davonmachen wollten. Und so trieben sie die Pferde an, so schnell das im Mondlicht machbar war.
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