Harriet Stowe - Onkel Toms Hütte

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Der Roman «Onkel Toms Hütte» von Harriet Beecher Stowe aus dem Jahr 1862 ist eine Streitschrift gegen die Sklaverei. Anhand der Odyssee des Sklaven Tom, der von seinem Kind getrennt wird und mehreren Sklavenhändlern dienen muss, zeigt Beecher Stowe die Gnadenlosigkeit des Systems der Sklaverei auf.
Der Roman «Onkel Toms Hütte» wurde sofort nach Erscheinen ein Bestseller und gehört bis heute zu den Klassikern der amerikanischen Literatur. Das Buch hat im Vorfeld des amerikanischen Bürgerkriegs erheblichen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung zur Sklaverei ausgeübt.

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Inhalt

Titelseite Harriet Beecher Stowe Onkel Toms Hütte Vollständige deutsche Ausgabe von „Uncle Tom’s Cabin“

1. Kapitel: Ein Menschenfreund

2. Kapitel: Der Gatte und Vater

3. Kapitel: Ein Abend in Onkel Toms Hütte

4. Kapitel: Die Empfindungen lebendiger Ware, wenn sie den Herrn wechselt

5. Kapitel: Die Entdeckung

6. Kapitel: Der Kampf der Mutter

7. Kapitel: Ein würdiges Trio

8. Kapitel: Ein Senator ist auch nur ein Mensch

9. Kapitel: Die Ware wird fortgeschafft

10. Kapitel: Ungehörige Aufregung

11. Kapitel: Das Quäkerdorf

12. Kapitel: Evangeline

13. Kapitel: Toms neuer Herr

14. Kapitel: Toms Herrin und ihre Ansichten

15. Kapitel: Des freien Mannes Verteidigung

16. Kapitel: Miß Ophelias Erfahrungen und Meinungen

17. Kapitel: Topsy

18. Kapitel: Henrique

19. Kapitel: Vorboten

20. Kapitel: Der kleine Evangelist

21. Kapitel: Der Tod

22. Kapitel: Das Letzte auf Erden

23. Kapitel: Wieder vereint

24. Kapitel: Die Schutzlosen

25. Kapitel: Der Sklavenspeicher

26. Kapitel: Die Überfahrt

27. Kapitel: Düstere Bilder

28. Kapitel: Cassy

29. Kapitel: Tom will sterben

30. Kapitel: Nimm dich in acht, Simon Legree!

31. Kapitel: Emmeline und Cassy

32. Kapitel: Freiheit!

33. Kapitel: Der Sieg

34. Kapitel: Der Fluchtplan

35. Kapitel: Der Märtyrer

36. Kapitel: Der junge Herr

37. Kapitel: Eine wahre Gespenstergeschichte

38. Kapitel: Resultate

Nachschrift

39. Kapitel: Der Befreier

Die Verfasserin steht Rede und Antwort

Impressum

Harriet Beecher Stowe

Onkel Toms Hütte

Vollständige deutsche Ausgabe von „Uncle Tom’s Cabin“

1. Kapitel: Ein Menschenfreund

Spät nachmittags an einem kalten Februartag saßen zwei Gentlemen in einem gut ausmöblierten Speisesaal in der Stadt P. in Kentucky bei ihrem Wein. Bediente waren nicht anwesend, und die beiden Herren schienen mit dicht aneinander gerückten Stühlen etwas mit großem Interesse zu besprechen.

Wir haben bisher, um nicht umständlich zu sein, gesagt, zwei Gentlemen. Eine der beiden Personen schien jedoch bei genauerer Prüfung nicht unter diese Kategorie zu fallen. Es war ein kleiner, untersetzter Mann mit groben, nichtssagenden Zügen und dem prahlerischen und anspruchsvollen Wesen, das einem Niedrigstehenden eigen ist, der sich in der Welt emporzuarbeiten versucht. Er war sehr herausgeputzt und trug eine grell bunte Weste, ein blaues Halstuch mit großen gelben Tupfen, das zu einer angeberischen Schleife gebunden war, die zu dem ganzen Aussehen des Mannes vortrefflich paßte. Die großen und grobschlächtigen Hände waren reichlich mit Ringen besteckt, und mit einer schweren, goldenen Uhrkette pflegte er im Eifer der Unterhaltung mit offenbarem Behagen zu spielen und zu klappern. In seiner Rede bot er ungeniert und mutvoll der Grammatik Trotz und verbrämte sie in geeigneten Gesprächspausen mit Flüchen, die niederzuschreiben uns nicht einmal der Wunsch, anschaulich zu sein, erlaubt.

Der andere, Mr. Shelby, hatte das Äußere eines Gentlemans, und die Anordnungen des Hauses und seine wirtschaftliche Einrichtung machten den Eindruck von Wohlhabenheit und sogar Reichtum. Wie wir schon vorhin sagten, beide waren in ein ernstes Gespräch vertieft.

»So würde ich die Sache abmachen«, sagte Mr. Shelby.

»Auf diese Weise kann ich das Geschäft nicht abschließen – es ist rein unmöglich, Mr. Shelby«, sagte der andere und hielt ein Glas Wein gegen das Licht.

»Ich sage Ihnen, Haley, Tom ist ein ganz ungewöhnlicher Kerl; er ist gewiß diese Summe überall wert – er ist ordentlich, ehrlich, geschickt und verwaltet meine Farm wie eine Uhr.«

»Sie meinen so ehrlich, wie Nigger sind«, sagte Haley und schenkte sich ein Glas Branntwein ein.

»Nein, ich meine wirklich, Tom ist ein guter, ordentlicher, verständiger, frommer Bursche. Er lernte seine Religion vor vier Jahren bei einem Camp-Meeting; und ich glaube, er hat sie wirklich gelernt. Ich habe ihm seitdem alles, was ich habe, anvertraut – Geld, Haus, Pferde, und habe ihn frei im Lande herumgehen lassen und habe ihn stets treu und ordentlich gefunden.«

»Manche Leute glauben nicht, daß es fromme Nigger gibt, Shelby«, sagte Haley, »aber ich glaube es. Ich hatte einen Burschen in der letzten Partie, die ich nach Orleans brachte, den beten zu hören, war wahrhaftig so gut, als ob man in einem Meeting wäre; und er war ganz ruhig und sanft. Er brachte mir auch ein gut Stück Geld ein; denn ich kaufte ihn billig von einem Manne, der losschlagen mußte, und ich kriegte 600 für ihn. Ja, ich betrachte Religion für eine wertvolle Sache bei einem Nigger, wenn sie wirklich echt ist.«

»Nun, bei Tom ist sie echt, wenn sie jemals echt war«, war die Antwort. »Letzten Herbst ließ ich ihn allein nach Cincinnati gehen, um für mich Geschäfte abzumachen und 500 Dollar zurückzubringen. ›Tom‹, sagte ich zu ihm, ›ich traue dir, weil ich glaube, du bist ein Christ – ich weiß, du wirst mich nicht hintergehen.‹ Und Tom kommt auch wirklich zurück – ich wußte, daß er das tun würde. Einige schlechte Kerle, hörte ich, sagten zu ihm: ›Tom, warum machst du dich nicht nach Kanada auf die Beine?‹ – ›Ach, Master hat mir Vertrauen geschenkt, und ich könnte es nicht!‹ Man hat mir alles erzählt. Es tut mir leid, Tom zu verkaufen, das gestehe ich. Sie sollten mit ihm den ganzen Rest der Schuld getilgt sein lassen; und Sie würden es, Haley, wenn Sie nur einen Funken Gewissen hätten.«

»Nun, ich habe genausoviel Gewissen, als ein Geschäftsmann vertragen kann – ein klein wenig, um darauf zu schwören, wissen Sie«, sagte der Handelsmann scherzend, »und dann bin ich bereit, alles, was man verständigerweise erlangen kann, zu tun, um Freunden gefällig zu sein; aber das hier ist ein bißchen zu viel verlangt – ein bißchen zu viel.«

Der Handelsmann seufzte nachdenklich und schenkte sich noch ein Glas Branntwein ein.

»Nun, Haley, was machen Sie denn für einen Vorschlag?« sagte Mr. Shelby nach einer gelegenen Pause im Gespräch.

»Können Sie denn nicht noch einen Jungen oder ein Mädchen zu Tom zugeben?«

»Hm! – Ich könnte keinen gut entbehren, um Ihnen die Wahrheit zu sagen, nur die äußerste Not bringt mich dazu, überhaupt zu verkaufen. Ich gebe ungern einen meiner Leute hin, das ist die Sache.«

Hier ging die Tür auf, und ein kleiner Quadroonknabe, zwischen 4 und 5 Jahre alt, trat ins Zimmer. Es lag in seiner Erscheinung etwas merkwürdig Schönes und Gewinnendes. Das schwarze, seidenweiche Haar wallte in glänzenden Locken um das runde Gesicht mit Grübchen in Kinn und Wangen, während ein paar große dunkle Augen voll Feuer und Sanftheit unter den vollen, langen Wimpern hervorsahen, wie er neugierig in das Zimmer lugte. Eine bunte, rot und gelb karierte Kutte, sorgfältig gearbeitet und hübsch gemacht, hob den dunklen und reichen Stil seiner Schönheit noch mehr hervor, und eine gewisse komische Miene von Sicherheit mit Verschämtheit verbunden zeigte, daß es ihm nicht ungewohnt war, von seinem Herrn gehätschelt und beachtet zu werden.

»Heda! Jim Crow!« sagte Mr. Shelby, indem er dem Knaben pfiff und ihm eine Weintraube zuwarf. »Hier nimm das!«

Mit aller Kraft seiner kleinen Beine lief das Kind nach der Traube, während sein Herr lachte.

»Komm zu mir, Jim Crow«, sagte er.

Das Kind kam zu ihm, und der Herr streichelte den Lockenkopf und griff ihm unter das Kinn.

»Nun, Jim, zeige diesem Herrn, wie du tanzen und singen kannst.«

Der Knabe fing an, eines der unter Negern üblichen wilden und grotesken Lieder mit einer vollen klaren Stimme zu singen und begleitete den Gesang mit vielen komischen Bewegungen der Hände, der Füße und des ganzen Körpers, wobei er mit der Musik auf das strengste Takt hielt.

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