Allerdings ist Egoismus auch schwer genau zu definieren, weil er von verschiedenen Menschen unterschiedlich verstanden und definiert sowie angewendet wird. Man muss deshalb nach weiteren Kennzeichen für Egoismus suchen und ihn so näher bestimmen. Dabei findet man dann sogar vier Formen: Egoismus im engeren und im weiteren Sinn, positiver wie negativer Egoismus.
Im weitesten Sinn: Grundsätzlich ist erst mal jedes menschliche Verhalten an und für sich als egoistisch einzustufen. Denn alles, was Sie bewusst tun, wägen Sie ja individuell nach dem Eigennutz Ihres Handelns ab. Selbst wenn Sie altruistisch (uneigennützig, selbstlos, rücksichtsvoll anderen gegenüber) handeln sollten, können Sie dies unter dem Egoismus einordnen, denn Sie bewerten subjektiv Ihr Handeln als vorteilhaft.
In engerem Sinn: Wenn Sie bewusst einen Nachteil zu Lasten eines anderen einkalkulieren und nur auf Ihren Vorteil aus sind. Dabei könnten Sie bei alternativem Verhalten das gleiche Ziel erreichen und sogar noch den Kriterien von Gerechtigkeit und Moral genügen. Wenn Sie gar kein Bewusstsein für die tatsächlich entstandenen Nachteile gegenüber jemand anderem durch Ihr eigenes Tun oder Unterlassen verspüren, dann kann auch nicht mehr von Egoismus in engerem Sinne gesprochen werden – dann nämlich haben Sie die Grenze zum Egozentriker schon überschritten.
Positiver Egoismus: Die Auswirkungen eines selbstbezogenen Handelns müssen objektiv gesehen auch einen allgemeinen Nutzen haben und dürfen anderen dabei nicht schaden - auch unter Wettbewerbsgedanken; man verbindet ihn mit der positiven Auswirkung von Egoismus, die Wohlstand und Allgemeinwohl fördern. Dazu passt dann auch der kooperative Egoismus, den man insbesondere in den Vereinigten Staaten von Amerika beobachtet: Personen, die sich am meisten für Karriere und Selbstverwirklichung einsetzen, verbringen gleichzeitig einen Großteil ihrer Freizeit für andere.
Negativer Egoismus: Man ordnet hierunter Formen eines selbstbezogenen Denkens und Handelns unter, dessen Folgen nicht dem Allgemeinwohl dienen und sogar Einzelnen Schaden zufügen. Folgen eines solchen Egoismus können sogar bis hin zu Kriegen und menschlichen Katastrophen gehen; geprägt ist negativer Egoismus von Rücksichtslosigkeit.
Sie erkennen also schon an der Definition den Unterschied zwischen gutem und schlechtem Egoismus. Knapp auf den Punkt gebracht: Guter Egoismushat die eigenen Interessenund Ziele im Auge, ohne anderendabei zu schaden, während ein schlechter Egoismusquasi „ über Leichen geht“und den Schaden für andere billigend in Kauf nimmt, ja sogar sucht.
Abgrenzung von Egoismus zu Egozentrik, zu Narzissmus und zu Egomanie
Auch der Egoismus an und für sich ist unterschiedlich motiviertund hängt von der Persönlichkeitsstruktureines Menschen ab. Hier ist besonders der Narzissmushervorzuheben. Er ist eine krankhafte In-sich selbst-Verliebtheit– zunächst einmal nicht unbedingt zum Schaden anderer. Er kann aber in seiner negativen, extremen Form auch andere schädigen. Der Narzisst ist in seinen Körper verliebt und tut alles dafür, nur sich selbst zu lieben. Er hat Schwierigkeiten, sich auf andere einzulassen. Aber der Narzisst hat noch eine andere – tragische – Eigenschaft: Er kämpft um Liebe und Anerkennungdurch andere. Sein ganzes Leben wird durch den Applausbestimmt, und dafür tut er alles. Sie sehen also, wozu Egoismus führen kann und warum Nicht-Egoisten kaum etwas geregelt bekommen.
Er ist süchtig nach dem (positiven) Urteil durch andere, er will gefallenund wird dabei zur tragischen Figur, weil er es allen recht machen möchte. Er sagt nie Nein und wird oft ausgenutzt. Die Selbstverliebtheit zehrt ihn auf, hat aber selten negativen Einfluss auf seine Mitmenschen. Egozentrik und Egomanieist ebenso krankhaft, schädigt dagegen aber auch andere. Eine Manie ist immer eine Sucht, eine Krankheit, und wer Suchtmenschen kennt, weiß, dass sie alles daransetzen, diese zu befriedigen. Solche Typen sind so auf sich bezogen, dass sie rücksichtsloshandeln und sogar gezielt ihre Mitmenschen schädigen– zum eigenen Vorteil. Dabei kann man ihnen nicht mal schlechte Absichten unterstellen, denn sie handeln ja instinktiv. Die Manie beherrscht ihr Handeln, sie denken gar nicht groß nach.
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