Chloe schloss die Tür auf und sie betraten die Wohnung. Sie machte das Licht an und hängte ihre Handtasche über einen der Barhocker.
„Wie lange wohnst du schon hier?“, fragte Moulton.
„Seit sechs Monaten ungefähr. Ich habe nicht viele Besucher.“
Moulton trat auf sie zu und legte seine Hand auf ihre Hüfte. Ihre Köpfe näherten sich und sie begannen, sich langsam und bedeutungsvoll zu küssen. Es dauerte nicht lange, bis er sie sanft gegen die Küchentheke drückte und sein Kuss inniger wurde. Chloe fühlte sich bereits wieder atemlos und spürte ein Verlangen in sich aufsteigen, dass sie seit ihrer ersten intimen Begegnung mit einem Jungen in der High-School nicht mehr gefühlt hatte.
Sie unterbrach den Kuss lang genug, um ihn zum Sofa hinüberzuführen, wo sie sich nebeneinandersetzten und sofort weiterküssten. Es fühlte sich gut an, mit einem Mann auf diese Art zusammen zu sein, besonders mit jemandem, der ihr solch wunderbare Gefühle bescherte. Wenn sie den Teil ihrer Beziehung mit Steven mitzählte, in dem die Intimität zwischen ihnen praktisch gestorben war, dann war es etwa anderthalb Jahre her, seit ein Mann sie so geküsst und berührt hatte.
Schließlich – es fühlte sich an, als wären nur wenige Sekunden vergangen, obwohl sie vermutlich bereits seit fünf Minuten auf dem Sofa saßen – lehnte sie sich gegen ihn, sodass er keine andere Wahl hatte, als sich hinzulegen. Chloe legte sich auf ihn und seine Hand glitt langsam ihren Rücken entlang und unter ihrem T-Shirt nach oben. Diese leichte Berührung ihrer Haut löste eine Reaktion in Chloe aus, die sie nicht erwartet hatte. Sie stöhnte leicht und er antwortete, indem er seine Hand weiter ihren Rücken hinaufschob und mit seinen Fingern die Seite ihres BHs entlangstrich.
Sie setzte sich auf, ihre Beine rittlings zu beiden Seiten gespreizt, und lächelte ihn an. Ihr Kopf war wie benebelt und jeder Muskel in ihrem Körper schrie nach mehr.
„Ich meine, was ich gesagt habe“ sagte sie beinahe entschuldigend. „Ich kann nicht mit dir schlafen. Noch nicht. Das klingt vielleicht super altmodisch …“
„Chloe, alles ist gut. Du sagst mir, wenn es genug ist und das ist in Ordnung. Sag mir Bescheid, wenn ich nicht länger willkommen bin.“
Sie lächelte zu ihm hinunter. Seine Antwort reichte fast aus, ihre Meinung zu ändern. Aber sie war fest davon überzeugt, dass sie es nicht überstürzen sollten. Mit gespreizten Beinen auf ihrem Sofa auf ihm zu sitzen, ging schon fast an ihre Grenzen.
„Du bist noch immer willkommen“, sagte sie. „Klänge es seltsam, wenn ich dich fragen würde, ob du hierbleiben möchtest? Kein Sex, aber … einfach so nebeneinander schlafen?“
Das Angebot schien ihn zu überraschen. Sie vermutete, dass es wirklich etwas seltsam klang.
Und weißt du auch, wieso du ihn das fragst? Es war Danielles Stimme in ihrem Kopf, die sie immer ärgerte und trotzdem gleichzeitig irgendwie hilfreich war. Weil Dad heute bei dir aufgekreuzt ist und deine Welt auf den Kopf gestellt hat. Du willst, dass Moulton hier ist, damit du heute Nacht nicht alleine bist.
„Es tut mir leid“, sagte sie, „Das widerspricht sich und ist dumm und …“
„Nein, es ist in Ordnung“, sagte Moulton. „Das klingt schön, ich muss dich allerdings um eine Sache bitten.“
„Und das wäre?“
„Mehr Küsse, bitte“, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen.
Sie erwiderte sein Lächeln und folgte seiner Bitte gern.
* * *
Sie erwachte kurze Zeit später, als Moulton von der Couch aufstand. Sie stütze sich auf einen Ellbogen. Sie hatte ihr T-Shirt während des Knutschens ausgezogen – alles andere hatte sie aber noch an. Es hatte sich etwas merkwürdig angefühlt, in ihrer Hose auf der Couch einzuschlafen, aber sie war auf seltsame Weise stolz, dass sie sich zurückgehalten hatten. Sie warf einen Blick auf die Uhr an der Wand und sah, dass es bereits 5:10 Uhr morgens war.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie.
„Ja“, sagte er, „Ich … fühle mich nur ein bisschen komisch, weil ich hier übernachtet habe. Ich wollte nicht, dass es am Morgen danach merkwürdig zwischen uns ist und dachte, es wäre am besten, wenn ich gehe. Aber zumindest ist es nicht so seltsam, als hätten wir Sex miteinander gehabt.“
„Vielleicht war das genau mein Plan“, scherzte sie.
„Soll ich schnell gehen und wir tun so, als wäre das hier nie passiert?“, fragte Moulton.
„Ich glaube, es wäre mir lieber, wenn du bleibst. Ich mach uns einen Kaffee.“
„Sicher?“
„Sicher. Das wäre mir genau genommen sogar sehr viel lieber.“
Sie zog ihr T-Shirt an und machte sich auf den Weg in die Küche. Sie begann den Kaffee zu kochen, während Moulton sich sein Hemd wieder anzog.
„Es ist also Donnerstag“, sagte er, “Ich weiß auch nicht warum, aber es fühlt sich eher wie ein Samstag an.“
„Vielleicht liegt es daran, dass das, was wir gestern Nacht gemacht haben, eher etwas ist, was man normalerweise Freitagabend macht? Quasi als einen guten Start ins Wochenende?“
„Ich weiß es nicht“, sagte er, „ich habe so etwas schon eine ganze Weile nicht gemacht.“
„Das glaube ich dir nicht“, sagte sie, als sie die Kaffeemaschine anschaltete.
„Nein ehrlich. Ich glaube vielleicht zu Beginn der High-School. Das war ein gutes Jahr für mich – in Bezug auf Herummachen ohne Sex zu haben.“
„Na ja, offensichtlich hast du nichts verlernt. Letzte Nacht war … also, es war viel mehr als ich erwartet hätte, als du mich abgeholt hast.“
„Es geht mir genauso.“
„Aber ich bin wirklich froh, dass es so gekommen ist“, fügte sie schnell hinzu, „Alles genauso, wie es war.“
„Gut. Vielleicht können wir es ja wiederholen. Dieses Wochenende vielleicht?“
„Vielleicht“, sagte sie, „Aber meine Zurückhaltung schmilzt bereits dahin.“
„Vielleicht war das ja genau mein Plan“, sagte er mit einem verführerischen Lächeln.
Sie lief rot an und schaute schnell weg. Sie war ein bisschen überrascht, wie sehr es ihr gefiel, ihn so offensichtlich flirtend zu sehen.
„Schau“, sagte sie, „Ich muss unbedingt duschen gehen. Bediene dich gerne am Kühlschrank, wenn du etwas frühstücken möchtest. Der könnte allerdings ziemlich leer sein.“
„Danke“, sagte er. Es schien ihm schwerzufallen, seinen Blick von ihr abzuwenden.
Sie ließ ihn in der Küche zurück und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer, an welches das größere Badezimmer angrenzte. Sie zog sich aus, drehte das Wasser an und stieg in die Dusche. Sie wollte fast kichern, wenn sie daran dachte, wie die letzte Nacht verlaufen war. Sie fühlte sich wie ein Teenager, als sie das Gefühl genoss, ihn hier bei sich zu haben und sich wohl genug mit ihm zu fühlen, zu wissen, dass er sie nicht drängen würde, Sex mit ihm zu haben. Alles war auf eine seltsame Art und Weise so romantisch gewesen und zwei Mal hätte sie fast nachgegeben und doch mit ihm geschlafen. Mit einer ungewohnten Euphorie wünschte sie sich insgeheim, er würde sich trauen, zu ihr in die Dusche zu steigen.
Wenn er das macht, dann flöge alle Zurückhaltung zum Fenster hinaus, dachte sie.
Sie hatte fast fertig geduscht, als sie ihn tatsächlich hörte, wie er ins Badezimmer kam.
Besser spät als nie, dachte sie. Ihr ganzer Körper war vor Aufregung angespannt und sie wünschte sich sehnlichst, er würde sich zu ihr gesellen.
„Hey Chloe?“
„Ja?“, fragte sie etwas provokativ.
„Dein Handy hat gerade geklingelt. Vielleicht war ich ein bisschen zu neugierig … aber ich habe nachgeschaut und es war das Büro.“
„Oh wirklich? Ich frage mich, ob ein Fall ansteht …“
Dann hörte sie ein weiteres Klingeln, diesmal von einem anderen Handy. Es war näher, vermutlich in Moultons Hand. Chloe warf einen Blick um die Ecke, indem sie den Duschvorhang zur Seite schob. Sie schauten sich für einen Moment an, bevor Moulton den Anruf annahm.
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