Als Mackenzie an der Akademie begann, hatten die Lehrer sie gewarnt, dass die Abbrecher Rate unter den potenziellen Agenten während der zwanzigwöchigen Akademie Ausbildung bei zwanzig Prozent lag – und in der Vergangenheit auch bis auf dreißig angestiegen war. Aber das Colby jetzt dazu gehörte, machte einfach keinen Sinn.
Colby war zu stark – zu bestimmt. Wie zum Teufel konnte sie so eine Entscheidung auf so leichtfertige Art treffen?
“Was machst du dann?” fragte Mackenzie. “Wenn du all das jetzt hinter dir lässt, was sind deine neuen beruflichen Pläne?”
“Ich weiß nicht”, sagte sie. Vielleicht etwas mit Verhinderung des Menschenhandels. Forschung und Ressourcen oder so etwas. Ich meine, ich muss keine Agentin sein, stimmts?”
Es gibt viele andere Möglichkeiten. Ich will nur keine Agentin sein.”
“Du meinst das wirklich ernst”, sagte Mackenzie trocken.
“Ja, das meine ich ernst. Ich wollte dir das nur sagen, denn nach dem Abschluss werden meine Eltern mich voll in Beschlag nehmen.
Oh, du arme, dachte Mackenzie sarkastisch. Das muss schrecklich sein.
“Ich verstehe das nicht”, sagte Mackenzie.
“Das erwarte ich auch nicht. Du bist toll als Agentin. Du liebst es. Ich glaube du bist dafür gemacht, weisst du? Bei mir …. Ich weiß es nicht. Abgestürzt und ausgebrannt, glaube ich.”
“Gott, Colby… Es tut mir leid.”
“Das muss es nicht” erwiderte sie. “Wenn ich meine Eltern erst einmal zurück nach Florida geschickt habe, dann ist der ganze Druck weg. Ich werde ihnen sagen, das ich einfach nicht für diese Ausbildung gemacht war, die mir zugetragen wurde. Und dann kann ich machen was ich will, denk ich.”
“Tja,… dann viel Glück, sag ich mal”, sagte Mackenzie.
“Nichts davon bitte”, sagte Colby. “Du schließt als eine der Top 5 heute ab. Lasse dich nicht von meinem Drama herunterziehen. Du warst eine sehr gute Freundin, Mac. Ich wollte, dass du das von mir hörst und nicht erst in ein paar Wochen merkst, das ich nicht da bin.”
Mackenzie machte keinen Versuch ihre Enttäuschung zu verbergen. Sie hasste das Gefühl, dass sie auf kindische Taktiken zurückgreifen musste, aber sie bleib eine Weile still und nippte an ihrem Kaffee.
“Was ist mir dir?” fragte Colby. “Kommen Familie oder Freunde von dir?”
“Keiner”, sagte Mackenzie.
“Oh”, sagte Colby ein wenig peinlich berührt. “Das tut mir leid, dass wusste ich nicht—“
“Kein Grund sich zu entschuldigen”, sagte Mackenzie. Es war jetzt an ihr starr aus dem Fenster zu schauen, als sie hinzufügte: “Ich mag das eigentlich so.”
***
Mackenzie war unbeeindruckt von der Abschlusszeremonie. Es war wirklich nichts weiter als eine formalisierte Version ihres High School Abschlusses und nicht so klassisch und formal wie ihr College Abschluss. Während sie darauf wartete, dass sie aufgerufen wurde, hatte sie viel Zeit an diese Abschlüsse zurückzudenken und wie ihre Familie mit jedem Abschluss weiter und weiter in den Hintergrund gerückt war.
Sie konnte sich darin erinnern fast geweint zu haben, als sie bei ihrem High School Abschluss auf die Bühne ging, traurig von der Tatsache, dass ihr Vate sie nie aufwachsen sehen würde. Sie hatte das schon während ihrer Teenager Jahre gewusst, aber es war die Tatsache die wie ein Stein einschlug, als sie zur Bühne ging, um ihr Diploma in Empfang zu nehmen. Es war nichts, was sie sehr im College aufgeregt hätte. Als sie bei ihrem College Abschluss auf die Bühne gegangen war, hatte niemand von ihrer Familie im Publikum gesessen. Es war, wie sie während der Zeremonie der Akademie erkannte, der ausschlaggebende Moment als sie ein für allemal entschied, dass sie es vorzog, bei den meisten Dingen in ihrem Leben alleine zu sein. Wenn ihre Familie kein Interesse an ihr hatte, dann hatte sie auch kein Interesse an ihnen.
Die Zeremonie endete ohne viel Fanfare und als sie vorbei war, entdeckte sie Colby die Fotos mit ihrer Mutter und ihrem Vater auf der anderen Seite der großen Lobby machte, die die Absolventen und ihre Gäste anschließend ausfüllten. Von dem was Mackenzie sagen konnte, machte Colby einen tollen Job dabei, ihren Unmut vor ihren Eltern zu verbergen. Die ganze Zeit strahlten ihre Eltern stolz.
Mit einem unwohlen Gefühl und mit nichts anderem zu tun fragte Mackenzie sich, wie schnell sie aus der Versammlung kommen, nach Hause gehen und aus ihrer Abschlussrobe steigen könnte und das erste, der wahrscheinlich mehreren Biere an dem Nachmittag öffnen könnte. Als sie zum Ausgang ging, hörte sie eine bekannte Stimme hinter ihr, die ihren Namen rief.
“Hey Mackenzie”, sagte die männliche Stimme. Sie wusste sofort, wer es war – nicht nur wegen der Stimme selbst, sondern auch weil es nur wenige Menschen gab, die sie Mackenzie in dieser Umgebung riefen, anstatt nur White .
Es war Ellington. Er trug einen Anzug und sah genauso unwohl aus, wie Mackenzie sich fühlte. Trotzdem war das Lächeln, dass er ihr schenkte ein bisschen zu angenehm. Aber in diesem Moment war ihr das egal.
“Hi, Agent Ellington.”
“Ich glaube, in so einer Situation ist es in Ordnung mich Jared zu nennen.”
“Ich bevorzuge Ellington”, sagte sie mit einem kurzen Lächeln.
“Wie geht es dir?” fragte er.
Sie zuckte mit den Achseln, erkannte gerade, wie gerne sie hier raus sein würde. Sie könnte sich selber alle Lügen die sie wollte erzählen, aber die Tatsache, dass sie keine Familie, Freunde oder einen Freund dabei hatte, begann auf ihr zu lasten.
“Nur ein Achselzucken?” fragte Ellington.
“Naja, wie sollte ich mich fühlen?”
“Erledigt. Stolz. Aufgeregt. Nur mal um ein paar Dinge zu nennen.”
“Ich bin all diese Dinge”, sagte sie. “Es ist nur …. Ich weiß nicht. Die ganze Zeremonie ist ein wenig viel.”
“Das kann ich verstehen”, antwortete Ellington. “Gott, ich hasse es Anzüge zu tragen.”
Mackenzie wollte gerade was erwidern – vielleicht darüber, wie gut ihm der Anzug stand – als sie McGrath hinter Ellington auftauchen sah. Er lächelte sie ebenfalls an, aber anders als Ellingtons Lächeln schien seins aufgesetzt. Er streckte die Hand nach ihr aus und sie nahm sie, überrascht davon wie schlaff sein Griff war.
“Ich freue mich, dass Sie es geschafft haben”, sagte McGrath. “Ich weiß, dass Sie eine glänzende und vielversprechende Karriere vor sich haben.”
“Kein Druck oder so, ja?” erwiderte Ellington.
“Die Top 5”, sagte McGrath und gab Mackenzie gar nicht die Gelegenheit irgendwas zu sagen. “Tolle Arbeit, White.”
“Danke Sir!”, war alles was sie sagen konnte.
Mc Grath lehnte sich ganz geschäftlich zu ihr herüber. “Ich möchte gerne, dass Sie am Montag, um 8 Uhr morgens in mein Büro kommen. Ich will Sie so schnell wie möglich einarbeiten. Ich habe bereits einen Entwurf für Ihre Papiere aufgesetzt – Ich habe mich schon vor langer Zeit darum gekümmert, sodass alles fertig ist, wenn der Tag kommt. So sehr habe ich an Sie geglaubt. Also … lassen Sie uns nicht länger warten. Montag um Acht. Ist das ok?”
“Natürlich”, sagte sie überrascht von dieser uncharakteristischen Darstellung an begeisterter Unterstützung.
Er lächelte, schüttelte ihre Hand erneut und verschwand dann schnell in der Menge.
Als McGrath weg war, gab Ellington ihr einen perpexlen Blick und ein breites Grinsen.
“Er hat also gute Laune. Und ich kann dir sagen, das passiert nicht so oft.”
“Tja, es ist ein großer Tag für ihn, glaube ich”, sagte Mackenzie. “Ein ganz neuer Talentpool aus dem er wählen und auswählen kann.”
“Das stimmt”, sagte Ellington. “Aber Spaß beiseite, der Mann ist wirklich klug, wie er neue Agenten benutzt. Denk daran, wenn du dich mit ihm am Montag triffst.”
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