Mit solchem Rasen ließ sie dem Ritter keine Zeit, ein Wort zu sprechen, bevor sich ihr Herz der Galle, die es erfüllte, entledigt hatte. Er schien jedoch für ihre Vorwürfe wenig empfindlich und lächelte sogar.
»Ihr lacht?« rief sie, »Spottet ihr denn über mein Leid? Ha, Ihr habt meine Wohlthaten vergessen. und nun verlasst ihr ein ohnmächtiges Weib, das Euch weder Gutes noch Uebles mehr zufügen kann?«
»Ihr täuscht Euch, Mattabruna ist noch nicht todt; sie wird leben für die Rache!«
»Ich bin froh, ich bin glücklich, Fürstin,« antwortete der Ritter, sobald er ein Wort äußern konnte. »Unsere Rache ist nahe.«
»Wie, was sagt Ihr?« murmelte Mattabruna mit Augen voll Hoffnung; »unsere Rache ist nahe?«
»Ja, morgen schon bricht der Sturm los. Der Seneschall hat in einem abgelegenen Stadtviertel eine Frau gefangen, die beschuldigt wird, öffentlich gesagt zu haben, daß die Königin eine Zauberin sei und durch einen höllischen Geist beschützt werde. Im Verhör hat sie eine andere Frau bezeichnet, als erste Verbreiterin des verläumderischen Gerüchtes und diese zweite hat noch andere angegeben. – Der Seneschall, in der Meinung, seine Pflicht zu thun und dem König gefällig zu sein, hat diese Weiber, fünf an der Zahl, nach dem Gefängniß gebracht. Morgen werden sie vor den Richtern erscheinen und unfehlbar zum Scheiterhaufen verurtheilt werden. Diese Gefangennehmung erweckt eine große Aufregung unter dem Volke und nichts kann hindern, daß die Sache dem König zu Ohren komme. Ihr sehet den gewaltigen Eindruck aus sein Gemüth vorher, Fürstin! Er wird erfahren, daß man im Lande so über die Königin spricht. Der Zweifel wird in ihm entstehen; wir werden diese Gluth heimlich anschüren, und in kurzer Zeit unser Ziel erreichen, ohne uns der mindesten Gefahr bloßzustellen. Ich sehe sie bereits verstoßen und verbrannt . . . «
»Getödtet durch seine Hand!
Verflucht von jedermann!
Verbrannt als eine gottvergessene Zauberin.«
»Und Euch, Fürstin, sehe ich wieder auf dem Throne, in unbeschränkter Macht und Hoheit über das Land gebietend!«
»Ja, ja, und Euch für Eure Treue belohnend mit Gütern und Ehrenstellen.«
So frohlockten Beide lange Zeit über den wahrscheinlichen Fall der unschuldigen Königin, und berathschlagten über die Rolle, die jeder in diesem Trauerspiel auszufüllen haben würde, bis endlich die Stunde der Nachtruhe sie trennte.
Des andern Tages am Morgen ging der Seneschall zu Hofe und ließ den König um eine geheime Audienz ersuchen, indem er vorgab, daß er ihm gewisse wichtige Dinge mitzutheilen hätte.
Oriand gestand seine Bitte bereitwillig zu und drückte ihm sogar die Hand, als der Beamte, dessen bewährte Treue er kannte, in seiner Gegenwart erschien.
Aber kaum hatte dieser gemeldet, daß Weiber gefangen säßen, aus deren Lippen man die gräuliche Beschuldigung der Zauberei gegen die Königin ertappt hätte, so brüllte der König wie ein Löwe, schlug die Hand an sein Schwert und sah den Seneschall so wüthend an, daß dieser vor seinem flammenden Blick mit einem Angstschrei zurückwich und bebend die Hände aufhob, indem er jammernd ausrief:
»Gnade, Gnade für mich, Herr Fürst! Ich meinte meine Pflicht zu erfüllen. Was ich that, geschah aus Liebe zu Euch, aus Ehrerbietung gegen die Königin!«
Der Zorn Oriands mußte diesmal unbegreiflich stark und gewaltig sein; denn, wie es ihm in solchen Umständen gewöhnlich begegnete, dieses Uebermaß des Zorns gab ihm die Kraft, seine Aufregung zu bezwingen. Seine Lippen bebten noch wohl, ein drohender Funke glühte noch in seinem düstern Blick: aber er schien plötzlich gelassen und verhielt sich ganz still, während er zu Boden starrend, die Abscheulichkeit des blutigen Hohnes erwog, der ihm und der Königin angethan war.
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Der Wald-ohne-Gnade (Thoraldi Silva) war ein dunkler Wald, der sich von den Ufern der Leye bis in die Nähe des Meeres über einen großen Teil von Flandern erstreckte und so genannt wurde, wahrscheinlich wegen der Gefahren, welche die Reisenden und Jäger bedrohten. Siehe Alte Geschichte der Belgier, von P. Blommart, S. 14.