»Peter, du hast nicht nur kein Vertrauen zu mir, du hast kein Vertrauen zu dir selber! «
»Das könnte stimmen. Du hast ja Recht, oftmals habe ich einen Streit vom Zaun gebrochen, nur um mir sagen zu können, na siehst du, die will mich ja eh nicht, also kannst du auch zu Jane. Die bewundert dich, himmelt dich an und hinterfragt nicht alles. Die nimmt mich als Mann und sieht auf, aber du, du hast mir nicht diese Bewunderung entgegengebracht, konntest du auch nicht. Ich war blind! Ich habe dich, mehr oder weniger, mit der Verantwortung der Firma und Carlotta alleine gelassen. «
»Dich in einem tollen Auto zu bewundern, mit dem du gerade das Geld mit einer anderen ausgibst, dazu fehlt mir die Zeit. Wenn ich dir Bewunderung für Dinge entgegengebracht habe, die ich zum Beispiel nicht gut kann, dann hast du dies meist abgeschlagen. Ich bin halt ehrlich, wenn ich etwas toll finde, sage ich es, aber heucheln kann ich nicht. Wenn ich das Gefühl habe, du drückst dich um die Arbeit, und lässt mich mit dem ganzen Mist alleine sitzen werde ich sauer. Auch wenn ich sonst immer so eine Liebe bin. « Das Gespräch verlief offenbar nicht nach seinem Geschmack. Ich sah im Schein des Mondes wie er seine Augen verdrehte.
»Lass uns jetzt schlafen, und morgen weiter sprechen! Gute Nacht Chiara, ich freue mich, bei dir zu sein. «
Ich lag noch eine ganze Weile wach und konnte nicht schlafen. Die Ereignisse des Tages waren zu verdauen und natürlich auch die der letzten Monate, wenn nicht sogar der letzten Jahre. Nach einer guten Stunde schlief ich dann aber doch ein.
Am nächsten Morgen stand ich leise auf und zog mich an. Ich wollte alleine am Pool ein wenig nachdenken. Leise zog ich die Zimmertür zu und ging runter. Zum Glück war es noch früh, sodass ich alleine am Pool sein konnte. Ich genoss die Stille, nahm mir eine Liege und schaute einfach so ins Nichts. Meine Gedanken waren wild und wirr. Natürlich wollte ich eine glückliche Beziehung, sicherlich wollte ich auch, dass Carlotta Vater und Mutter hat. Aber was wollte ich?
Mir kam der Gedanke: Keine Entscheidung, die man trifft, muss man für die nächsten hundert Jahre machen.
Jetzt hier und heute, war es so für mich richtig. Damit konnte ich besser umgehen. Also, Chiara, wenn du merkst, du fühlst dich nicht gut, ändere es. Jetzt ging es mir besser. Ich ging nach oben, weckte Peter. Schnell machten wir uns beide fertig und gingen zum Frühstück. Auf der Terrasse war noch ein freier Tisch, wir setzen uns. Es war herrlich! Ein wunderschöner sonniger Tag kündigte sich an. Blauer Himmel, keine einzige Wolke - nichts. Da klingelte sein Handy, er nahm ab, es war…JANE!
»Jane! Hör zu! Es gibt nichts mehr zu klären! Ich habe dir alles ausführlich im Brief mitgeteilt. Ich bin zu Chiara gefahren… und ich will es! Verstehst du mich, ich will mit meiner Frau zusammen sein, nicht mit dir. Ich lege jetzt auf! «
Ich schaute ihn fragend an.
»Chiara, wenn es noch mal klingelt, gehe bitte ran, sage ihr, sie möchte aufhören, bitte! Ich schaff das nicht, bitte hilf mir! Ich möchte nichts mehr von ihr! «
Wie bitte? Harter Stoff! Mir lag auf der Zunge: Als du auf dem Bärenfell mit ihr Spaß hattest, musste ich dir auch nicht helfen.
In meinem Inneren begann ein Konflikt. Für den Bruchteil einer Sekunde wähnte ich Kante zu zeigen. Doch im nächsten Augenblick meldete sich meine altbekannte verständnisvolle Seite zu Wort …und gewann! Ich nickte ihm zu. Da klingelte sein Handy erneut! Peters Blick wirkte unsicher, als er mir sein Telefon reichte.
Mein Magen zog sich zusammen. Zaghaft umschloss ich das Telefon mit meinen Händen.
Ihr Auftritt, Chiara!
Gedanklich hatte ich dieser alten Zicke bereits zigmal die Meinung gegeigt, aber irgendwie wusste ich auch, dass eigentlich Peter der einzige Schuldige war.
Ich atmete noch einmal tief durch. »Chiara Schönfeld, wer spricht da? «
»Hier ist Jane und du gibst mir jetzt sofort Peter! Ist das klar! «
»Nein! Hier ist mal gar nichts klar. Wir frühstücken und wollen nicht mehr von dir belästigt werden, ist dir das klar!«
Dann legte ich auf. Das Telefon blieb stumm.
Äußerlich wirkte ich entschieden und klar, doch in meinem Inneren sah es anders aus. War dies lediglich die Ruhe vor dem Sturm? Jane hatte doch nicht so viele Jahre ausgeharrt und würde nach einem Gespräch mit der Gattin ihres Liebsten klein beigeben? Mit gemischten Gefühlen schaute ich Peter an. Er räusperte sich und fragte: »Wollen wir nach dem Frühstück über das Land fahren?«
Ich willigte ein. Kurze Zeit danach setzten wir uns ins Auto und fuhren los. Es war ein herrlicher sonniger Tag. Spontan hielten wir an einer Badebucht an und gingen schwimmen. Das tat gut! Es war traumhaft, das Wasser war erfrischend, aber nicht kalt, wir benahmen uns wie neugierige Kinder. Das machte mich ein wenig lockerer und ich dachte nicht mehr an das Telefonat mit Jane. Wir beschlossen, dass wir uns nach einem Motorboot-Verleih erkundigen wollten und das ganze hernach mit einem Picknick abzurunden.
Die Tage vergingen.
Wir unternahmen viel und hatten nach langer Zeit wieder Spaß miteinander. Diese neuen Erfahrungen wirkten sich positiv auf unser Verhältnis aus. So fingen wir an auch über unsere Probleme zu sprechen, bis es dann wieder Stress gab. Wir kamen gerade vom Schwimmen zurück, gingen auf das Zimmer und wollten uns eigentlich ausruhen. Also sagen wir mal, wir wollten uns gegenseitig beim Entspannen helfen. Da sah ich eine Nachricht auf meinem Handy. Oh nein! Bestimmt die Firma, ich ging in das Menü des Handys und dann sah ich eine Nachricht, die sich gewaschen hatte.
Jane hatte mir freundlicherweise geschrieben. »Die armselige Person triumphiert jetzt, hätt die sich lieber endlich gegen Baum gefahren, da hätten viele was zu feiern…«
Besonders witzig war das nicht und offensichtlich hatte die Gute auch mit der deutschen Sprache so ihre Probleme. Als Peter ins Zimmer kam, sah er meinen entsetzten Blick:»Was ist los? Ist etwas passiert, hast du eine schlechte Nachricht bekommen? «
»Ja! «
»Nun sag schon! «
»Ich glaube, Peter, ich möchte uns jetzt mal den Nachmittag nicht verderben, ok?«
Er nahm mich in seine Arme. Ich fühlte mich hundsmiserabel. Da kann so ein kleines Luder einem den Tag versalzen! Chiara, tief durchatmen. Stark sein!
Eh ich mich versah, lag ich nackt auf dem Bett, Peter lag über mir und war mehr als erregt. Ich versuchte mich, durch den Sex mit Peter, abzulenken. Ich wollte ein schönes Gefühl erleben, doch war innerlich blockiert. Peter, war dennoch sehr erregt und wollte mich, ich eher weniger…Wir schliefen miteinander, ich glaube Peter nahm es nicht einmal wahr, dass ich recht lustlos und nicht bei der Sache war.
Ich die Ehefrau, musste mir so etwas gefallen lassen? Diese Jane - diese Zicke - die sollte in der Ecke sitzen und fertig sein. Mein klarer Verstand kam durch: Peter sollte nachdenklich in der Ecke sitzen, denn er ist der Verursacher!
Irgendwann schlief ich ein, wir wollten später in die Stadt und etwas essen.
Nach dem Mittagsschlaf ging es mir etwas besser, schlafen brachte wieder neue Energien. Wir gingen essen und der Abend war doch noch sehr schön. So verging auch der nächste Tag, es folgten keine bösen Überraschungen mehr. Langsam aber sicher hieß es Abschied nehmen von Italien, da kam Peter auf mich!
»Chiara, sag mal, wollen wir nicht mal alle Fünfe gerade sein lassen und noch vier Tage dranhängen, ich könnte es einrichten, wie schaut es bei dir in der Firma aus? «
»Manuela geht in Urlaub, das heißt, eigentlich würde es nicht gehen, aber ich spreche mal mit Ulrike. Ich frage sie, ob sie es zwei Tage ohne mich schafft. Dann könnten wir bis Dienstag bleiben und ich wäre am Mittwoch wieder im Geschäft, allerdings muss ich dann auch die Rückfahrt mit dem Zug geändert bekommen! «
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