Die Macon wies gegenüber ihrer Schwester im Design mehrere Vorteile auf: höhere Geschwindigkeit, leicht verbesserte Aufstiegskraft und die Verwendung eines neuen Gelatine-Latex-Stoffes, aus dem die zwölf Gaszellen hergestellt waren.
Obwohl die Macon nie im Krieg eingesetzt wurde, stellte sie ihre Aufklärungsfähigkeit unter Beweis, als ihr Kommandant Herbert V. Wiley die unautorisierte Mission unternahm, Präsident Franklin Roosevelt im Pazifischen Ozean aufzuspüren, wo er sich gerade auf dem Weg nach Hawaii befand. Sie entdeckten FDR auf einem Kreuzer namens Houston, fünfzehnhundert Meilen draußen auf dem Meer. Die Sparrowhawk-Piloten, die wußten, daß der Präsident es liebte, regelmäßig eine Tageszeitung zu lesen, warfen die letzten Ausgaben einer Zeitung aus San Francisco über dem Kreuzer ab. Roosevelt war tief beeindruckt, doch die Navy freute sich gar nicht über den Vorfall. Es heißt, daß allein die Einmischung des Präsidenten verhinderte, daß Wiley nicht vor Gericht gestellt wurde.
Am 12. Februar 1935 war die Macon gerade im Begriff, auf das Moffet Field in der Nähe von San Francisco zurückzukehren, als während eines bösartigen Sturms ihre obere Heckflosse abgerissen wurde und drei Heliumzellen durchbohrte. Fünf Meilen vor Point Sur landete sie auf dem Pazifik. Ein Funker und ein Messesteward starben im Verlauf, doch die anderen achtunddreißig Mitglieder an Bord wur-den von Schiffen aufgenommen, die gerade in der Nähe auf einem Übungsmanöver waren.
Mehr als ein halbes Jahrhundert blieb das Unterwassergrab der Macon, dem einstigen Stolz der U.S. Navy, unangetastet.
1980 zog ein kommerzieller Fischer ein zwei Fuß großes, gelbes Aluminiumträgerstück vor Point Sur aus dem Wasser. Der Träger verzierte dann die Wand eines Restaurants in der Nähe von Monterey, wo Marie Wiley Ross - die Tochter des Möcorz-Kommandanten - es schließlich entdeckte und als das erkannte, was es war. Dies führte zu einer Reihe von Ereignissen, deren Höhepunkt der 24. Juni 1990 darstellt, als die Navy ihr Tauchboot Sea Cliff an die Stelle schickte, wo die Macon untergegangen war. Innerhalb von fünfzehn Minuten wurden die Überreste des Luftschiffs und die skelettartigen Teile von drei Sparrowhawk-Kampffliegern in einer Tiefe von 1450 Fuß geortet.
ITALO BALBO
Italo Balbo, der Pilot und einer der Führer der italienischen Faschisten, wurde am 6. Juni 1896 geboren. Berühmt wurde er nicht so sehr für die von ihm organisierten Flugstaffel-überquerungen des Atlantischen Ozeans nach Brasilien und in die Vereinigten Staaten, sondern für die Zuneigung, die ihm noch heute viele Amerikaner entgegenbringen.
Obwohl Balbos Armada während ihres zweiten transatlantischen Fluges fast zwei Wochen brauchte, um von Italien nach Chicago zu gelangen, was dem schwierigen Wetter und anderen Unwägbarkeiten zuzuschreiben war, betrug die reine Flugzeit nur atemberaubende achtundvierzig Stunden. Balbo wurde als Held gefeiert, und man verglich ihn eher mit Columbus als mit Mussolini. In Chicago tragen eine große Durchgangsstraße und ein Monument noch heute seinen Namen. 1935 wurde er mit dem Distin-guished Flying Cross ausgezeichnet, eine ganz besondere Ehre für jemanden, der nicht amerikanischer Staatsbürger ist. Zu seinen Bewunderern gehörte auch Dwight Eisen-hower, damals ein junger Militäroffizier, der 1933 mit der Aufgabe betraut wurde, sich um Balbos Armada zu kümmern.
Die S.M.55 Flugboote, mit denen Balbos Geschwader bestückt war, stellten eine ganze Reihe von Rekorden auf, was die Flugdauer und Entfernung anbelangte. Die in den zwanziger und dreißiger Jahren von Savoia-Marchetti hergestellten Flugboote erwiesen sich als so zuverlässig, daß sie von den ersten kommerziellen Fluggesellschaften eingesetzt wurden. Ein paar militärische Modelle kamen auch während des Zweiten Weltkrieges zum Einsatz.
1933 ernannte Mussolini - wahrscheinlich in einem Anfall von Eifersucht über die Popularität seines Hauptmanns in Italien und Amerika - Balbo zum Gouverneur von Libyen. Diese Ernennung war für Balbo niederschmetternd, weil er der festen Überzeugung anhing, daß er Flugpionier war und die Rolle des Verwalters einer italienischen Kolonie nicht zu ihm paßte. Balbo starb am 28. Juni 1940 in Libyen, als sein Flugzeug fälschlicherweise von seinen eigenen Leuten abgeschossen wurde.
Mussolini starb fünf Jahre später, während der letzten Monate des Zweiten Weltkrieges. Nach seinen militärischen Niederlagen in Griechenland und Nordafrika ließ ihn der faschistische Großrat 1943 verhaften, doch die Deutschen befreiten ihn und setzten ihn als Führer einer Marionettenregierung in Norditalien ein. Am 28. April 1945 wurden Mussolini und seine Geliebte Clara Petacci von einem Exekutionskommando erschossen, nachdem sie von italienischen Partisanen gefangengenommen wurden, als sie vor den Alliierten flüchteten. Ihre Leichname wurden in Mailand öffentlich zur Schau gestellt.
Am Columbus Day 1973, dem vierzigsten Jahrestag von Balbos Atlantiküberquerung, begleiteten fünfundachtzig Mitglieder der atlantici Bürgermeister Richard Daley auf einer Parade durch die Straßen Chicagos.